Kapitel 15

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Ein reinstes Gefühlschaos brach in mir aus. Von Schock bis zu Wut weiter zur Neugierde.

"Was willst du?",fragte Leon mit bedrohlichem Unterton.
"Dass ihr den Vertrag unterzeichnet",antwortete der Fettwanst.
"Genug mit der Geheimnistuerei! Was für ein Vertrag?",warf ich dazwischen ein.
Aus der Innentasche seiner Jacke holte der Dicke Michi eine Papierrolle.

"Damit willigt ihr ein, dass ich den Teufelstopf bekomme, wenn ihr gegen meine Mannschaft verliert", erklärte der Dicke Michi.
"Das war doch sowieso der Deal",meinte Raban.
"Die Fettmasse in seinem Kopf hindert den Blitzmerker wohl am Denken",sagte Joschka.

"Seit ihr nicht zu alt für solche dummen Witze?",fragte der Dicke Michi.

Er hatte sich verändert. Er trug einen Anzug und hatte nun dunkle Haare, doch man merkte,dass  an seiner Art nichts anders ist.

"Das war kein Witz, sondern die Wahrheit",brummte Raban.
"Pass mal auf, du Zwerg! Ich prügel mich zwar nicht mehr so wie früher, aber wenn du mich auf die Palme bringst, mach ich gern ne Ausnahme",drohte der Schwabbelbauch.
"Sag mal, kennst du uns überhaupt!?Wir wurden geboren um andere auf die Palme zu bringen",meinte ich.
"Das reicht jetzt. Unterschreibt gefälligst",knurrte der Dicke Michi.
"Warum sollten wir?",fragte Leon.
"Ich arbeite in der Immobilienbranche, du Knirps. Unterschreibt ihr nicht,reiß ich mir den Teufelstopf einfach so unter den Nagel und dann könnt ihr euch von eurem Stadion verabschieden. Ich gebe euch wenigstens die Chance zu kämpfen",antwortete der Dicke Michi.

Wir warfen uns alle kurz einen schockierten Blick zu.

"Der blöfft doch",meinte Nerv.
"Wollt ihr es denn wirklich riskieren?",fragte der Darth Vader und grinste schadenfroh.
"Ich unterzeichne",sagte Leon,"aber ihr werdet den Teufelstopf nicht bekommen."
"Hat euch die letzte Niederlage etwa noch nicht gereicht?",fragte der Dicke Michi.
"Wir sind wild",meinte Maxi.
"Nach einer Niederlage wollen wir nicht aufhören",sagte Klette.
"Wir wollen noch härter kämpfen",vollendete Markus.

Wir grinsten uns alle an, aber der Dicke Michi verzog keine Miene.

"Sehr rührend,wirklich, aber ich hab besseres zu tun. Also wenn ihr weitermachen würdet",sagte er.
"Wenn der noch was zu tun hat,lass ich mich von meinen drei rosa Cousinen abknutschen",murmelte Raban.

Grinsend riss Leon dem Dicken Michi die Papierrolle aus der Hand. Er überflog sie kurz und der Schwabbelbauch gab ihm einen Stift.

"Wenn ich unterschreibe, gilt das für die gesamte Mannschaft?",fragte Leon auch wenn er die Antwort wusste.
"Bist du nun der Anführer oder bist du's nicht?",stellte der Dicke Michi eine Gegenfrage.

Leon atmete tief durch und unterschrieb dann.

"War mir ein Vergnügen.",sagte der Dicke Michi und grinste dumm.
"Wir werden euch morgen schlagen",sagte Vanessa.
"Darauf könnt ihr Gift nehmen",fügte Klette hinzu.
"Das werden wir noch sehen. Ihr werdet es noch bereuen, so großprotzig zu sein",meinte der Dicke Michi.
"Ganz schön viel Meinung für jemanden mit so wenig Ahnung",sagte ich.
"Mich wundert's nur, dass er weiß,was großprotzig bedeutet",murmelte Raban.
"Von all den vielen Ländern,ihren Nationen und den ganzen kleinen Dörfern, muss ich ausgerechnet mit euch Klugscheißern in einem landen",sagte der Dicke Michi.
"Is' uns auch eine Ehre",meinte Joschka sarkastisch.
"Morgen,wenn die Sonne untergeht, und wehe ihr kneift."
"Wir werden da sein", sagte Leon und der Dicke Michi drehte sich um und ging.

Sobald er hinter dem Hügel vorm Teufelstopf verschwand, ließen wir uns auf den Boden fallen.

"Wenn wir verlieren, ist alles vorbei",stellte Klette fest.
"Es wird niemals vorbei sein!Ja, Zeiten ändern sich, aber Erinnerungen bleiben für immer. Das sind Momente, die dein Herz berührt haben. Das vergisst man nicht einfach so! Und solange wir uns daran erinnern, solange sich die kommenden Generationen an uns erinnern, werden die Wilden Kerle niemals sterben!", meinte ich.

Die anderen nickten.

"Solange wir wild sind",sagte Nerv.
"Solange wir wild sind",bestätigten die anderen.

"Wir haben deine Ansprachen vermisst",sagte Joschka danach.
"Lina, du bist unverbesserlich",meinte  Vanessa grinsend.

"Ich bin wie ich bin und ich werd mich nicht ändern. Hätte der da oben gewollt, dass ich mich für andere verbiege, wäre ich eine Büroklammer geworden", antwortete ich.

Die Kerle begannen zu lachen.

"Wir haben also nichts zu verlieren?",fragte Nerv.
"Nein, und wenn man nichts zu verlieren hat, kann man nur noch gewinnen",sagte Maxi.

"Habt ihr also keine Angst?",fragte Vanessa.

Keiner antwortete.

Es wäre gelogen,wenn auch nur einer gesagt hätte, er fürchte sich nicht. Der Teufelstopf war immerhin trotz alldem unser Stadion.

Da passierte es wieder. Ich hatte wieder diese Bilder im Kopf. Erinnerungen.
Ich sah den Teufelstopf, mich, die Jungs, Willi. Dann auch den Dicken Michi. Es war das entscheidende Spiel gegen die Unbesiegbaren Sieger. 

Das war's. Es war irgendwie anders als meine Erinnerungen an damals. Als wäre es von einer anderen Perspektive. Was hatte das zu bedeuten?

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als ich merkte, dass Leon einmal durch die Runde sah.
Ach ja, Vanessa hatte gefragt, ob wir Angst haben.
Ob es unserem Anführer gefällt, dass keiner es verneint?

"Angst ist wild. Wer keine Angst hat, kann nicht wild sein. Denn wer keine Angst kennt, kennt auch keinen Mut",sagte er.

Wir starrten ihn an.

"Jetzt weiß ich wieder, warum er unser Anführer ist",meinte ich ehrfürchtig. Die anderen lächelten.

"Können wir mal darüber reden, dass der Dicke Michi wieder da ist?",fragte Nerv aufgebracht.
"Euer Erzfeind seit Kindheitstagen!",meinte Klette.
"Nach alldem, was wir erlebt haben, schockt euch sowas echt noch?",fragte Maxi grinsend.

"Teilweise haben sie recht. Der Dicke Michi ist wieder da und hat eine verdammt gute Mannschaft",sagte Vanessa.

Ich sah durch die Runde. Stumm nickten die anderen.

"Leute",meinte ich und grinste verschwörerisch,"Ich denke es wird Zeit,dass wir uns Verstärkung holen."
Leon grinste ebenfalls:"Wer einmal wild ist, der bleibt das für immer."

Solange Du Wild Bist 6 - Finale Entscheidung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt