Kapitel 19: Harte Gefechte

3 1 0
                                    

Océane

Angesichts Fynns andauerndem Schweigen zuckte ich mit den Schultern, entschied mich dazu, den Abend zu genießen, soweit es ging. Ich gesellte mich zu Yumi und tanzte mit ihr Rücken an Rücken. Beide mussten wir zugeben, dass das Feiern in Lüttich diesen Clubbesuch um Weiten schlug. Min-Ho, der neben uns stand, fragte uns darüber aus. Er war fasziniert von den Geschichten und von dem dort tief verwurzelten Folklore. Begeistert erzählte ich ihm von den Leuten und deren Offenheit, bis David sich hinter ihn heranschlich und ihm heftig in die Seiten pikste, sodass Min-Ho hochfuhr und ihm spielerisch Schläge versetzte. Nachdenklich beobachtete Yumi die beiden, aber schüttelte dann den Kopf. „Was ist?", fragte ich sie neugierig.

„Bisher habe ich nicht wirklich an dieses Shipping geglaubt, aber wenn ich beide so sehe, frage ich mich manchmal, ob da nicht was dran ist."

Verwirrt zog ich eine Braue hoch. „Was meinst du?"

„Na ja, ich habe sie eben erwischt, da gingen beide zu den Toiletten und da habe ich so Geräusche gehört... Eigentlich will ich nicht weiter ins Detail gehen", sagte sie abwehrend.

„Oh doch, das willst du", grinste ich und stieß sie mit dem Ellbogen an, „Du meinst also, sie haben eine Affäre, die sie vor der ganzen Welt geheimhalten?"

Yumi schüttelte ungläubig den Kopf. „Océane, die haben es eindeutig auf der Toilette des Restaurants getrieben. Das würde ich nicht unbedingt unter Geheimhaltung verstehen."

„Du hättest dich dazugesellen sollen. Das wäre mal eine kleine, hübsche Anekdote", versetzte ich frech, mich scheinbar unbeeindruckt gebend, obwohl das Gegenteil der Fall war.

„Vielleicht lade ich Fynn das nächste Mal hinzu." Unbekümmert zog sie eine lustige Grimasse.

„Mach das", murrte ich, „Vielleicht entspannt er sich dann etwas. Der bräuchte mal etwas Hartes, das seinen verstockten Arsch etwas auflockert. Damit kann ich ihm nämlich nicht dienen."

Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Ihre herrische Gesten bedeuteten mir „Sofortiger Abbruch! Höchste Minengefahr!", und ich schloss die Augen, weil ich schon ahnte, welches Schicksal mir blühte. Diese Gabe für den perfekten Zeitpunkt konnte nichts anderes als angeboren sein.

Das Schlimmste erwartend drehte ich mich ruckartig herum und wartete auf Fynns Tirade, der mich eisig begutachtete. „Ich hätte es auch ein wenig merkwürdig gefunden, falls du mit etwas Hartem hättest aufwarten können."

„Genügt ein Dildo?", lächelte ich ihn betont unschuldig an.

Er mahlte mit den Zähnen und schien überhaupt nicht begeistert von meinem Vorschlag. (Das konnte ich jetzt absolut nicht nachvollziehen. An einem Dildo war doch nichts auszusetzen.)

Er spuckte aus: „Lehn' dich nicht zu sehr aus dem Fenster."

„Würde ich niemals wagen." Jetzt wurde mein Grinsen schon unverschämt, was ihm ein Knurren entlockte. Yumi hatte sich zu den anderen Jungs verkrochen, um dem Sturm an Wut zu entgehen.

Fynn packte meine Hand, als ich ebenfalls die Flucht antreten wollte. In dem Moment rempelte mich jemand an und ich knallte rücklings gegen seine Brust. Seine Hand verselbstständigte sich zu meiner Hüfte, packte den Stoff, sodass kühle Luft an meine freiliegende Haut strich. „Zeig mir, dass du dich unterordnest. Das wird mir als Entschuldigung reichen."

„Musst du unbedingt den Neandertaler raushängen lassen?", beschwerte ich mich augenverdrehend.

Sein heißer Atem an meinem Ohr ließ ein Schauern in mir entstehen. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, genoss das Gefühl seiner Hände auf mir. Auch wenn wir uns zuvor noch gestritten hatten, so war der Alkohol und die Anziehung momentan viel zu stark, um sich aus dem Weg zu gehen. Fynn kroch mit seinen weichen Lippen an meinem Hals hinunter. „Indem ich den 'Neandertaler raushängen lasse', so wie du es ausdrückst, kann ich dich sicherlich davon überzeugen, dass nicht ich mit einem Stock im Arsch enden werde."

„Hört sich gut an", nuschelte ich nur.

Do you trust me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt