Kapitel 13 : Sind wir gemeinsam mutig?

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Océane

„Verarschst du mich?", rutschte es mir heraus. Ungläubig starrte ich auf meine Füße, die Augen immer noch in Tränen schwimmend und die Nase komplett vom Heulen verstopft. Charmant. Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass er nicht wegen meiner Ausdrucksweise an mir interessiert war.

Es tat unglaublich gut, sich ihm anzuvertrauen, seine beruhigende, samtige Stimme zu hören, die meinen innerlichen Aufruhr wie einen fetten, wilden Bison zähmte.

Sein plötzliches, raues Lachen drang durch den Hörer, ankerte sich in mir fest. „Bis jetzt war ich mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich mit Océane rede, aber das hat jeden Zweifel ausgeräumt."

Nun musste auch ich ein bisschen kichern. Je mehr die Last von meinen Schultern fiel, desto leichter fiel mir das Atmen. „Das kann ich nicht annehmen", flüsterte ich dann, vollkommen überwältigt von diesem Angebot.

„Doch, das kannst du", widersprach mir Fynn mit einer Heftigkeit, die mich überraschte. Todernst klang seine Stimme, bestimmt und vollkommen sicher.

Nervös scharrte ich mit meinen Füßen über den Boden, wägte meine nächsten Worte vorsichtig ab. „Das war bloß... bloß Kinderkram, ehrlich. Ich komme schon klar. Erkläre dir diesen Anruf als einen Moment der Trübheit, nichts weiter. Schließlich hast du viel zu viel zu tun. Und wir kennen uns ja nicht einmal." Der letzte Teil des Satzes war schwierig auszusprechen, es schien so endgültig, so abstoßend, obwohl ich nichts lieber wollte, als ihn näher an mich heranzulassen, als von ihm umsorgt und beschützt zu werden.

Vollkommen blödsinnig, ja, das war ich.

Fynn

„Bist du bescheuert?", brüllte Zachary, der Vernünftigste von ihnen allen. „Das, glaube ich, fällt nicht unter unsere Kompromisse mit dem Chef."

Nachdem er sicherheitshalber das Handy abgeschirmt hatte, damit Océane nichts davon mitbekam, sagte er: „Ist mir egal. Ich muss sie von da wegbekommen."

Auch David runzelte missbilligend die Stirn. „Mann, du sitzt sowieso schon tief genug in der Scheiße. Zieh das hier nicht ab, bitte."

Bloß Min-Ho ergriff Fynns Partei, indem er abwinkend sagte: „Sie wird ja nicht bei uns im Hotel schlafen. Solange Fynn sich mit ihr diskret trifft, müsste es keine Probleme geben."

„Außer dass die Worte 'diskret' und 'Privatsphäre' nicht in unserem Wortschatz vorkommen", mischte sich jetzt Alexander ein.

„Das kriege ich schon hin", versicherte Fynn. „Außerdem braucht sie mich."

„Sicher? Für mich hört es sich nach einem verdammt verrückten Fan an", grunzte David, „Schlimm genug, dass sie deine Nummer besitzt."

Zweifel setzten sich in Fynns Herzen nieder. Plötzlich war er sich unsicher, ob seine Idee keinem kompletten Schwachsinn entsprang und ob er ihr vertrauen konnte. Trotzig und provokant erwiderte er schließlich: „Manche Dinge müssen gewagt werden. Und das bringt wenigstens etwas Abwechslung in die Eintönigkeit."

Zachary lachte höhnisch auf. „Eintönigkeit? Anscheinend lebst du nicht in der gleichen Welt wie wir."

Nachdenklich betrachtete Alexander Fynn, um anschließend ruhig zu sagen: „Okay, ich halt dir den Rücken frei. Lass sie kommen. Wer weiß, vielleicht brauchen wir alle selbst mal diese Art der Unterstützung."

Mit einem Nicken meldete Fynn sich wieder bei Océane. „Pack deine Koffer. Ein Abenteuer wartet auf dich."

Do you trust me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt