Das Grau der Nacht

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"Es ist dumm und gefährlich, nachts auf dem Schlossgelände rumzustreunen, während da Gott weiß was rum läuft!" fährt Remus mich leise an, als wir in den Sessel vor dem warmen Feuer im Gemeinschaftsraum sitzen. Jedes Mal wenn ich das Wesen vom Vollmond anspreche, reagiert er so. "Ob gefährlich oder nicht, wir werden herausfinden was es ist." erwidere ich leise und sehe Remus herausfordernd an. "Egal ob du mitkommst oder nicht." setze ich hinzu und er funkelt mich wütend an. "Tut doch was ihr nicht lassend könnt." gibt er zurück bevor er aufspringt und aus dem Gemeinschaftsraum stürmt.

"Was ist denn mit dem los?" fragt Sirius, als er sich mit Peter und James zu mir gesellt. "Er hat was gegen unsere Idee, heute Nacht dieses Wesen zu suchen und herauszufinden was es ist." sage ich und zucke die Schultern, als ich mich im Sessel zurücklehne. "Ja, mich hat er heute Morgen auch schonvoll gemotzt." sagt Sirius und ich ziehe fragend die Augenbraue hoch. "Remus ist sauer auf dich...das ist ein Weltwunder." erwidere ich und James lacht. "Meint ihr nicht Remus hat Recht?" fragt Peter unsicher und wir anderen lachen. "Natürlich hat er recht, aber was ist denn das Leben ohne ein bisschen Gefahr und jetzt lasst uns zum Abendessen gehen, wir haben eine lange Nacht vor uns." sagt James und ich nicke und klappe das Buch auf meinem Schoß zu, um ihm und den anderen zu folgen.

Als es draußen bereits dunkel ist, schleichen wir vier aus dem Schloss. Leise und darauf bedacht, dass uns niemand sieht. "Okay, sobald wir draußen sind bewegen wir uns im Schatten des Schlosses, bis zur Peitschenden Weide und seid alle ja leise." flüstert James und wir anderen nicken stumm. Leise öffnen wir das Portal und schlüpfen durch den Spalt. Im Schatten des Schlosses huschen wir auf die Weide und den naheliegenden Verbotenen Wald zu. Der helle Mond erleuchtet den Weg vor uns, so dass wir keine Schwierigkeiten haben uns schnell und doch leise zu bewegen.

Endlich erreichen wir den Schutz der ersten Bäume und ich atme erleichtert aus, niemand hat uns gesehen, wenn wir uns jetzt noch ein Versteck suchen, können wir auf das Wesen warten und sehen was es ist.

Als wir schon eine Zeitlang im Dickicht gewartet haben, hört man endlich ein lautes Knacken und dann ein Heulen, dass einem das Blut in den anderen gefrieren lässt. "Es kommt, verhaltet euch still." flüstert James, allerdings ohne das für ihn typische Grinsen auf dem Gesicht. Auch Sirius ist etwas blass um die Nase und Peter klammert sich wimmernd an meinen Arm, wofür er von mir einen leichten Klaps an den Hinterkopf bekommt. "Ruhig sonst hört es uns." flüstere ich und da sieht man es schon. Eine graue Gestalt, mit ausgebildeten Hinterläufen, einer spitzen Schnauze und spitzen Ohren. Trotz seiner dünneren Arme, bewegt es sich auf allen vieren fort. Plötzlich stößt es erneut ein lautes heulen aus, dann dreht es sich um und verschwindet im Wald. "Lasst uns sofort zum Schloss zurück." sage ich und die anderen nicken. Peter klammert sich noch immer an meinen Arm, als ich die anderen zum Schloss hinaufführe. Als wir am Waldrand ankommen, sehe ich eine dunkel getigerte Katze im Wald verschwinden und ziehe die Stirn in Falten.

"Was zum Teufel war das?" fragt Peter, als wir endlich im Zimmer der Jungen ankommen. "Ein Werwolf." antworten Sirius und ich zeitgleich. "Aber was macht der in Hogwarts?" fragt James, als er sich auf sein Bett fallen lässt und sich die Augen hinter der Brille reibt. "Er war ziemlich klein...also denke ich es ist ein Schüler..." sage ich und zucke die Schultern. "Klein, du willst mich auf den Arm nehmen oder?" fragt Sirius und ich schüttle den Kopf. "Nein, ausgewachsene sind größer." sage ich und will fortfahren, als James mich unterbricht. "Wo ist eigentlich Remus?" Die Frage hängt wie Dunst im Raum, als James Blick meinen findet und ich sehe, dass er das Gleiche denkt wie ich. "Meinst du wirklich?" frage ich James, um zu wissen ob seine Gedanken wirklich zum gleichen Schluss kommen wie meine. "Ja." sagt er und lässt sich rücklings aufs Bett fallen. "Was ja?" fragt Sirius und sieht verwirrt zwischen James und mir hin und her. "Remus könnte der Werwolf sein." beginne ich und hebe die Hand, um Sirius zum Schweigen zu bringen, der mich unterbrechen will. "Hör mir erstmal zu. Er ist nie da, wenn Vollmond ist. Die Tage davor ist er extrem schlecht drauf und die Tage danach sieht er immer furchtbar aus. Er wollte nicht, dass wir in den Wad gehen und außerdem ist da immer diese Katze. Heute Abend hab ich sie wieder gesehen, es war die Gleiche die letztes Jahr im Türrahmen saß, als wir Remus nach unserem Nachtausflug zurückgekommen ist. Erinnert ihr euch?" James nickt und die anderen sehen mich mit großen Augen an. "Und was jetzt?" stellt Peter die alles entscheidende Frage. Ich zucke die Schultern. "Wir sollten ihn vielleicht darauf ansprechen." sage ich und deute nach draußen, wo langsam Wolken vor den Mond ziehen.

So bleiben wir auf den Betten sitzen und warten bis ein völlig erschöpfter Remus ins Zimmer tritt. Als er uns sieht, ändert sich sein Blick, als würde er dem jüngsten Gericht gegenüberstehen. "Hey." sagt er und setzt sich aufs Bett. "Also...ihr wisst Bescheid?" fragt er und zupft an den Ärmeln seines Pullis. James schubst mich sanft an. "Mach was?" flüstert er mir ins Ohr. "Ja, wissen wir und es ist kein Problem." sage ich und stehe auf. "Aber...aber ich bin ein Monster..." flüstert er und sieht uns aus traurigen Augen an. "Und? Ich bin ein Black." sagt Sirius und durchquert den Raum, um sich neben Remus aufs Bett zu setzen und dem schmaleren einen Arm um die Schultern zu legen. "Wir werden einen Weg finden, dir zu helfen." sagt James zuversichtlich und ein kurzes Lächeln huscht über Remus Lippen, als er sich müde in Sirius Umarmung lehnt.

"Was machen wir mit ihm?" frage ich James leise und deute auf Remus, der mittlerweile halb auf Sirius schläft. "Ihn im Bett lassen und so gut wie möglich decken und außerdem strengst du Mal dein kluges Köpfen an und findest uns einen Lösungsansatz." erwidert er und nicke, bevor ich gähne. "Lasst uns zum Frühstück gehen." sagt James etwas lauter, bevor wir Remus zudecken und ihm eine Nachricht da lassen wo wir sind und das wir ihn zum Mittag besuchen kommen.

Einer für alle, alle für einenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt