Kapitel 8

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Durch ein lautes Klirren wurde Yvonne am nächsten Morgen geweckt. „Paska!", hörte sie daraufhin eine bekannte Stimme fluchen. Samu. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie stand auf. Erst nur vorsichtig trat sie mit ihrem Fuß auf. Glücklicherweise waren ihre Schmerzen komplett verklungen. Die Sängerin lief in die Küche und sah gerade, wie der Finne Scherben wegschmiss. Dann drehte er sich um und sah sie an. „Oh, good Morning. Habe ich dich geweckt?" Yvonne nickte. Er lächelte schief. „I'm sorry, das wollte ich nicht. Actually wollte ich nur Frühstück machen." Yvonne lächelte. „Ist schon in Ordnung. Was ist dir denn da gerade hingefallen?" „Ein Teller. Ich weiß nicht wie, but ich bin über meine Füße gestolpert and the plate fell down. Anteeksi." Die Sängerin winkte ab. „Ist alles gut, immerhin war das nicht mein einziger Teller. Um ehrlich zu sein, es hätte mich gewundert, wäre hier alles heile geblieben, während du hier wohnst", meinte die Sängerin grinsend. Samu hob gespielt drohend einen Zeigefinger. „Be careful with your words, little girl!" Yvonne lachte. „Little Girl?" „You know what I mean. But come, Frühstück ist auch fertig. Lass uns essen", schlug der Finne vor, was sie mit einem Nicken bejahte.
Zwei Stunden später waren sie mit allem fertig. Samu hatte seine Sachen wieder in seine Tasche gepackt, welche er bereits wieder in seinem Auto verstaut hatte. Er und die Sängerin zogen sich gerade ihre Schuhe und Jacken an und gingen dann zum Auto des Finnen. Besorgt beobachtete Samu Yvonne, während sie lief. „Also mir gefällt das wirklich nicht, dass du heute wieder ins Studio gehst", meinte er, als sie an seinem Auto ankamen. „Ich weiß, aber durch Doktor Habers kompetente Hilfe kann ich schon wieder laufen. Und jetzt steig ein, ansonsten kommen wir noch zu spät. Du brauchst im Bad ja länger als jede Frau", entgegnete sie grinsend und stieg ein. Der Finne schüttelte nur den Kopf, stieg ebenfalls ein und fuhr los. Doch je näher sie dem Studio kamen, desto unbehaglicher wurde es Yvonne. Samu entging das natürlich nicht. Unbedacht legte er eine Hand auf ihr Bein. Gerade wollte er etwas sagen, als er spürte, wie sie sich anspannte. Sofort nahm der Finne seine Hand wieder weg. „Yvonne es-" „Ist schon gut. Ich weiß, dass du mir nichts tun wolltest", unterbrach die Sängerin ihn. In Gedanken ohrfeigte Samu sich gerade selbst. Er war ja auch sehr schlau. Yvonne war vor ein paar Tagen fast vergewaltigt worden und er legte seine Hand auf ihr Bein? Genau das sollte man auch tun, bitte einmal einen Nobelpreis für den schlausten Finnen, für Samu Haber.
Die restliche Fahrt zum Studio verlief in einem unangenehmen Schweigen. Nachdem sie beim Studio angekommen und ausgestiegen waren, machte der Finne sich bereits in Richtung der Eingangstür. „Samu, warte mal", hielt die Sängerin ihn plötzlich zurück. Er blieb stehen und sie kam auf ihn zu. „Das gerade eben im Auto, das war nichts gegen dich. Wirklich. Ich will jetzt nicht, dass du denkst, dass ich dir jemals so etwas zutrauen würde, denn das tue ich definitiv nicht. Das war einfach irgendwie ein Reflex. Tut mir leid." Entschuldigend sah sie ihn durch ihre blauen Augen an. „You don't need to apologise. Ich weiß doch auch was passiert ist, this was dumb from me. Mir tut es leid. Verzeihst du mir das?" Yvonne nickte. „Natürlich. Du mir auch?" Samu nickte ebenfalls, obwohl sie sich, in seinen Augen, für nichts zu entschuldigen brauchte. Sie umarmten sich noch einmal innig und Yvonne lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. „Es wird alles gut werden. Trust me", flüsterte er ihr mit seiner tiefen rauen Stimme ins Ohr. Yvonne seufzte leise. In irgendeiner Weise wirkten seine Worte so beruhigend auf sie. Sanft strich der Finne ihr mit seinem Daumen über den Hinterkopf und Yvonne schloss ihre Augen. So verharrten sie einige Minuten in der Position, sagten nichts. Erst durch eine markante Stimme wurden sie unterbrochen. „Hey Leute! Krieg' ich auch 'ne Umarmung?" Samu und Yvonne lösten sich von einander und sahen, wie Smudo auf sie zukam. „Of Course!" Der Finne umarmte den Rapper herzlich. „Kriege ich auch eine von der Frau Catterfeld?", fragte Smudo grinsend. Für eine Sekunde zögerte sie, dann ging sie aber drauf ein und umarmte ihn. Nachdem sie sich wieder lösten, fragte Samu: „Where's Michi? Ihr kommt doch sonst nicht getrennt." Der Rapper grinste. „Wir haben gestern gefeiert und der gute Herr Beck hat heute morgen noch immer gepennt, als ich ihn mitnehmen wollte. Gewartet habe ich dann auch nicht, weil Michi immer ein halbes Jahrhundert braucht, um nach einer Party aus dem Bett zu kommen. Das Alter, versteht sich", erklärte er, woraufhin alle lachen mussten. Zu dritt machten sie sich auf den Weg ins Studio. „Ich informiere Thore, dass Michi heute später kommen könnte", sagte Smudo und machte sich auf die Suche nach dem Moderator. „Willst du auch einen Kaffee?", fragte Samu Yvonne, nachdem Smudo in den Gängen verschwunden war. Sie grinste. „Du hast doch vorhin erst noch einen Kaffee getrunken", meinte sie. Er lächelte schief. „I have to survive the show somehow", meinte er, „So, do you want one too?" Sie nickte und begab sich zusammen mit dem Finnen in die Küche. Nachdem Samu sich bereits einen Kaffee gemacht hatte und die Sängerin gerade vor der Kaffeemaschine stand, legte sich plötzlich eine Hand auf ihren Rücken. Erschrocken drehte Yvonne sich um. Erleichtert atmete sie bei ihrem Gegenüber aus. „Sorry Kaddafeld, wollte dich nicht erschrecken", sagte Mark grinsend. „Ist schon gut, ich war nur in Gedanken", winkte die Sängerin ab. Ihr entging nicht, dass Samu sie leicht besorgt ansah. „Also ich wollte mir eigentlich einen Kaffee machen, aber das übernimmst du doch sicherlich, oder Kaddafeld?", fragte Mark. „Gerne doch. Wenn du schon keine Talente bekommst, sollst du wenigstens Kaffee kriegen", antwortete Yvonne grinsend. „Keine Sorge Kaddi, das wird sich heute ändern. Ich habe das ganze Wochenende über einen Plan geschmiedet, um jedes einzelne Talent zu bekommen", sagte der Sänger und lachte. „Jaja, träum' weiter!", entgegnete sie lachend, „Also, ein Kaffee?" Mark nickte. „Schwarz bitte. Wie deine Seele." Er grinste, während sie sich wieder der Kaffeemaschine zudrehte. Ein paar Augenblicke später übergab Yvonne ihm seinen Kaffee. „Danke Kaddi. Kannst ja doch ganz nett sein", meinte Mark, zwinkerte ihr zu und verließ die Küche.
Eine halbe Stunde später saßen alle Coaches in ihren Stühlen und die Blindauditions fingen an. Wieder einmal waren viele verschiedene außergewöhnliche Stimmen dabei, doch die größte Überraschung kam immer, wenn man sah, wer hinter diesen Stimmen stand. Yvonne bekam viele der Talente ab, doch auch Samu und die Fantas kamen nicht zu kurz. Lediglich Mark hatte seine Probleme. „Geh' nich' zu Kaddafeld! Bitte!" So flehte er ungefähr jedes Talent an, was aber immer wenig brachte. Es wurden gerade noch einige Vorbereitungen für das nächste Talent getroffen, als Yvonne ihren Blick durch das Publikum schweifen ließ. Sie war gerade in dem Mittelblock angekommen, als ihr Blick an jemandem hängen blieb. Genauer gesagt einem Mann. Breit gebaut, dunkel gekleidet, Glatze, stark am Hals tätowiert. Yvonne wich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Es war der Mann, der sie vergewaltigen wollte. Er wusste, wer sie war. Er hatte sie erkannt.

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