Kapitel 18 - Es geht weiter

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Sie saß nervös auf einem der Sessel vor dem Kamin. Severus hatte angekündigt, dass sie nach Hogwarts mussten. Nicht nur er - sie ebenfalls. Er hatte Dumbledore geschrieben und dieser wollte nun mit ihnen beiden reden. In ihrer Magengrube machte sich ein ungutes Gefühl breit. Es war ein gewisses Privileg, in den Ferien nach Hogwarts zu können aber sie hätte gern darauf verzichtet. Als Severus endlich zu ihr ins Wohnzimmer kam, hatte sie bereits vier Mal das Tapetenmuster gezählt. "Wird ja auch Zeit!" beschwerte sie sich und sprang auf. Er hatte ihr nicht sagen wollen, was sie zu erledigen hatten. Sie trug, wie so oft, wenn sie das Flohnetzwerk nutzten, ihren dunkelblauen Reiseumhang. Ungeduldig hatte sie sich fertig angezogen auf ihn gewartet. "Können wir?" sie sah ihn fragend an. Er sah so begeistert aus, wie sie sich fühlte. Er hatte Dumbledore geschrieben, wie es um Celias Fähigkeiten bestellt war und prompt hatte er sie beide zum Tee nach Hogwarts geladen, obwohl Severus sich eigentlich noch Urlaub genommen hatte. "Ja, wir können." Er griff bereits nach der Urne, in der er sein Flohpulver aufbewahrte und hielt sie seinem Patenkind hin. "Reicht es, wenn ich Hogwarts sage?" Er nickte "Einer der Kamine ist offen." "Perfekt." Celia griff sich eine große Hand voll Asche, trat in den Kamin und rief mit einem Lächeln auf den Lippen "Hogwarts!", ehe sie das Pulver fallen ließ und von grünen Flammen verschlungen wurde.

Sie trat aus dem Kamin. Der Raum war ihr gänzlich unbekannt und so wartete sie, bis Severus aus dem Kamin trat. In dieser kurzen Zeit sah sie sich um und entdeckte den Hauspokal und den Quidditchpokal in einem Regal stehen. War das das Büro von Professor McGonagall? Sie kam nicht dazu, sich genauer umzusehen, denn ihr Pate trat aus dem Kamin. „Komm, der Schulleiter erwartet uns." Auf dem Weg zum Büro des Schulleiters begegnete ihnen der verwunderte Filch und die weniger verwunderte Professor McGonagall, die Celia freudig begrüßte und ihrem dunklen Begleiter ein höfliches Nicken gewährte. Es war angenehm wieder in Hogwarts zu sein, es fühlte sich schön an – auch, wenn sie nur wenige Wochen fort gewesen war. Ob sie wohl in den Gemeinschaftsraum konnte? Vermutlich eher nicht. Zum einen hatte sie nicht das aktuelle Passwort und zum anderen war dort ohnehin niemand, außer vielleicht ein paar Hauselfen. Sie musste wohl ohnehin zu Dumbledore und sie wurde den Verdacht nicht los, dass es um ihren Umgang mit der Magie in den letzten Tagen und Wochen ging. Severus hatte jedes Mal doch recht seltsam reagiert, wenn sie ihm etwas gezeigt oder ihn Dinge gefragt hatte, die in seinen Augen ihren Lehrstand überstiegen. Als sie mit Severus die Treppe zum Büro des Schulleiters hochstieg und die Holztür einfach aufschwang, hatte sich ihr Verdacht verfestigt. Der Schulleiter stand an einem der hohen Fenster und blickte hinaus auf die Ländereien, doch als sie herein kamen drehte er sich um. „Willkommen zurück, Celia." Er lächelte sie milde an, sie lächelte zweifelnd zurück. Sein Blick schoss auf Severus „Severus. Mir war klar, dass du irgendwann darauf stoßen würdest. Allerdings nicht so schnell." Auf was stoßen? Celia kniff die Augen zusammen und sah zu ihrem Paten hoch, dieser verzog keine Miene und blickte den Schulleiter nachdenklich an. „Celia was hältst du davon Hagrid zu besuchen? Er wird sich bestimmt freuen und ich muss etwas mit Severus besprechen." Der Schulleiter sah sie wieder an. Der Satz hatte eher so geklungen wie Los, geh zu Hagrid! Und da er der Schulleiter war, konnte sie wohl kaum widersprechen. Dumbledore hatte etwas an sich, das Respekt einflößte und so nickte Celia widerwillig nur „Hol mich dann ab, ja?" Wieso um alles in der Welt hatte sie überhaupt mitkommen sollen? Sie knirschte resigniert mit den Zähnen und machte sie auf den Weg zum Schlossportal. Sie warf einen Blick in die große Halle, wo die Haustische verlassen und allein standen und lediglich eine einsame Professorin am Lehrertisch saß und Zeitung las. Wieso waren die überhaupt noch hier? Gerade in den Sommerferien fuhren die Lehrer doch bestimmt nach Hause. Nachdenklich durchquerte sie die Eingangshalle und verließ schließlich das Schloss. Die warme Abendsonne hatte sich bereits über die Ländereien gelegt und ließ alles in einem satten Orange leuchten. Wieder traf sie das Gefühl der Vertrautheit. Ein Gefühl, das sie in Silbertal nie gehabt hatte. Aus dem Schornstein von Hagrids Hütte stieg Rauch auf, er schien also immerhin zu Hause zu sein. Sie war mit dem Wildhüter nie ganz warm geworden, ganz im Gegensatz zu Harry. Aber laut dessen Erzählungen kannten sie sich auch schon etwas länger und Hagrid war wohl mit Harry in der Winkelgasse einkaufen gewesen, vor dessen ersten Jahr. Mit federnden Schritten machte sie sich auf den Weg über die sanften Hügel und lief eine Kurve, um noch kurz an den See gehen zu können. Als sie schließlich an Hagrids Hüttentür klopfte, hörte sie zunächst ein lautes Bellen und kurz darauf donnerte etwas gegen die Tür. Dann erklang die raue Stimme des Riesen „Sei ruhig, Fang!" kurz darauf öffnete sich die Tür und Celia fand sich dem riesigen Wildhüter gegenüber. Seine Haare und sein Bart waren zottelig wie eh und je, irgendwo darunter sah sie seine dunklen Augen freundlich glänzen. „Äh... Hallo." Sagte die Gryffindor schüchtern und lächelte schwach. „Mensch, Celia! Was machstn du hier?" „Se- Professor Snape wollte etwas mit Dumbledore besprechen und hat mich mitgeschliffen. Und da dachte ich mir, ich könnte dich ja mal besuchen." Sie lächelte ihn an. Hätte sie gesagt, dass Dumbledore sie zu ihm geschickt hatte, wäre er bestimmt beleidigt gewesen. "Na auf, komm rein!" er stolperte ungelenk zur Seite und wies mit dem Arm in die Hütte. Dankend trat Celia ein. Fang, Hagrids Saurüde lag auf einem dreckigen Teppich und sah nur müde auf als sie eintrat. „Ich setz eilig n'bisschen Tee auf!" Während Celia sich auf einen der Stühle am Tisch setzte, wirbelte Hagrid umher und kochte eilig Wasser. Schließlich schenkte er ihr Tee ein und setzte sich ebenfalls. „Na lange warn die Ferien ja bis jetzt nich." Lachte Hagrid und Celia stimmte schüchtern mit ein. Lange war kein Ausdruck, sie hatte Hogwarts erst vor wenigen Wochen verlassen. Sie unterhielten sich über dies und jenes und Hagrid setzte schließlich eine weitere Kanne Tee auf. Nach einer Ewigkeit klopfte es und da Fang schlief, konnte Hagrid die Tür öffnen ohne den riesigen Hund zur Ruhe anhalten zu müssen. Severus stand in der Tür, Endlich! Erleichtert sprang sie auf „Vielen Dank für den Tee, Hagrid." „Komm mich irgndwann nochma besuchen!" polterte der riesige Mann begeistert und lächelte, zumindest sah es so aus. „Bestimmt." „Schöne Ferien noch." „Danke. Bis bald!" Als sie die Hütte endlich verlassen hatte, war sie mehr als erleichtert. Es war nicht, dass die HAgrid nicht mochte. Sie hatte nur einfach nicht denselben Draht zu ihm, wie ihr Bruder. Es dauerte einen ganzen Moment, bis Celia auffiel, dass ihr Pate den Weg Richtung Hogsmeade einschlug. „Wo wollen wir hin?" „Vor das Schlosstor, wir apparieren zurück nach Hause." Apparieren? Celia war noch nie appariert! Freudig folgte sie ihm den langen Weg bis ans Tor und ihr fiel zum ersten Mal auf, wie viel schneller man diesen Weg hinab kam, wenn man in einer selbstfahrenden Kutsche saß. Sie war am letzten Schultag mit den anderen in einer der Kutschen zum Bahnhof gefahren, offensichtlich war das auch üblich wenn man nicht erst neu nach Hogwarts kam. Tatsächlich hatte sie das nicht gewusst. Als sie endlich vor dem Tor standen, hielt Severus ihr seinen rechten Arm hin. Unschlüssig packte sie ihn. Kurz darauf ergriff sie das Gefühl am Bauchnabel durch ein Rohr gezogen zu werden und ihr wurde mit einem Schlag entsetzlich übel. Plötzlich standen sie jedoch nahe einer alten Fabrik und kurz drehte sich alles, allerdings schaffte sie es sich nicht zu übergeben. Taumelnd sah sie sich genauer um und entdeckte nicht unweit der Fabrik eine Wohnsiedlung. Spinners End. „Alles in Ordnung?" Severus klang amüsiert „Jaja...geht schon." Murmelte die Rothaarige nur und atmete mehrfach tief ein. Schließlich konnte sie wieder halbwegs geradeaus laufen und folgte Severus durch das Gewirr von Straßen. Die Häuser waren alle samt aus roten Backsteinen gemauert, allerdings war bei einigen die Farbe recht verblasst. Jedes Haus sah aus wie das nächste, Abweichungen waren nur die Vorhänge, die kleinen Vorgärten und die Farbe der Haustüren. Schließlich betrat Severus den kleinen Kiesweg vor seinem - ihrem - Haus, dessen Tür noch immer einen frischen Anstrich brauchte. Die Tür schwang einfach auf und sie betraten die kleine Diele. "Was habt ihr eigentlich besprochen?" Celia hing ihren Reiseumhang an der Garderobe auf und zog ihre Schuhe aus. Severus stockte und sah sie an. "Darüber reden wir später." sagte er schlicht und verschwand ohne ein weiteres Wort nach oben, vermutlich in sein Arbeitszimmer.

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