Kapitel 5 - Fakten und Wahrheiten

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Sie starrte auf den Teller mit den Keksen. Was war hier los? Ihre Gedanken kreisten nun nicht mehr um Black, sondern um den gewaltigen Stein, den Dumbledore ihr gerade aufgelastet hatte. Das konnte nicht wahr sein. Ein tragischer Zufall? Hätte sie doch nie diesen verdammten Raum geflutet...es war nicht zu ändern. Das Schicksal hatte Dinge ins Rollen gebracht und dies war das Ergebnis. Oder sie träumte das alles nur - was ihr irgendwie nur allzu einfach erschien. War ihr ganzes Leben etwa eine Lüge? Oder war das eine Verwechslung? Wer bitte nannte sein Kind schon Celia? Dumbledore schwieg, sie selbst auch. Er stand schweigend hinter ihr und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Doch sie blieb still. Bis schließlich eine ferne Stimme sagte „Das kann nicht sein." Sie wusste, dass sie selbst es gesagt hatte. „Das, meine Liebe, dachte ich mir auch. Fakt ist, dass Celia Potter in der Nacht des 31.Oktobers ohne jede Spur verschwand. Und Sarah verschwand nach dem Tod ihrer Freunde ebenfalls ohne jede Spur. Niemand hatte zu ahnen gewagt, dass sie das Land mit samt dem Kind verlassen hatte! Wieso auch?" er blieb kurzzeitig wieder still. „Nun Celia...wenn das wirklich du damals warst, eher gesagt wenn du es wirklich bist - es gibt viel zu tun. Ich fürchte das war nur der erste Schock für dich, aber so ist es besser." Sie hörte Schritte und kurz darauf stand Dumbledore wieder bei seinem Stuhl. Selia griff sich hastig einen Keks, irgendwie musste sie sich beruhigen. „Erzählen sie mir mehr, vielleicht verstehe ich es dann." Dumbledore sah sie beinah verständig an und schien kurz zu überlegen. „Ich werde dir einige Gründe nennen, die dein Hirn vielleicht ein wenig entwirren könnten. Allerdings ist es gut möglich, dass sie dich noch mehr verwirren werden." Sie nickte nur und wartete, dass der Professor begann.

„Beginnen wir bei deiner Narbe. Sie entstand wohl auf demselben Weg, wie Harry's. Sie verbindet euch, doch sie ist auch Zeichen für das, was ihr verloren habt. Dein Name. Ich glaube nicht, dass es viele Mädchen wie dich gibt Celia, die diesen ungewöhnlichen und schönen Namen tragen. Und nicht zu guter Letzt dein Zauberstab." Er sah hinter sich zu dem rot-orangenen Vogel. „Kirschholz, 11 ½ Zoll und die Feder eines Phönix." Erstaunt nickte Sie über die Feststellung Dumbledore's. „Das ist Fawkes." Er zeigte auf den Vogel. „Fawkes ist ein Phönix, ein außergewöhnliches Wesen. Einst schenkte er Ollivander 3 Federn seines Schwanzgefieders. Und Ollivander verschenkte eine dieser besonderen Federn an eine gute alte Freundin in Deutschland." Celia musste blinzeln. „Moment! Das heißt, die Feder in meinem Zauberstab ist von Fawkes?" Dumbledore nickte. „Was beweist das? Höchstens einen großen Zufall!" Der alte Mann schüttelte den Kopf und lächelte sanftmütig. „Die zwei anderen Federn verarbeitete Ollivander weiter und verkaufte die Stäbe. Einer von ihnen ging an einen Jungen, der heute besser bekannt ist als Lord Voldemort. Und der andere wartete auf Harry." Celia zuckte kaum merklich bei Voldemort's Namen zusammen und starrte Dumbledore an. In seinen eisblauen Augen spiegelte sich das klare Licht des Herbsttages, das durch die wenigen großen Fenster fiel, mehr war nicht zu erkennen. „Das muss ein Irrtum sein!" beteuerte sie leise. „Celia...ich wünschte Black wäre nie hergekommen. Er hat unsägliches Unglück mit sich ins Schloss gebracht. Er hat auch die Wahrheit mitgebracht, ohne es zu wissen. Jetzt kennst du sie. Aber-" er zögerte und musterte sie eindringlich "-glaubst du sie auch?" „Wieso sollten sie mich belügen? Das ergibt doch alles keinen Sinn." sie seufzte tief traurig und vergrub das Gesicht in den Händen. „Du solltest nachdenken gehen. Aber du solltest nicht mit Harry darüber reden. Vorerst müssen wir ihn da heraus halten. Meine Tür steht dir offen, wenn du dir Klarheit geschaffen hast." Sie nickte betrübt und stand auf. „Ich...auf Wiedersehen, Professor." Mit einem seltsamen Gefühl verließ sie das Büro und lief eilig die Treppe hinunter. In ihrem Kopf rasten die Gedanken. Die Dinge begannen Sinn zu ergeben: die Blicke der Lehrer, das Verhalten ihrer Mutter...es sollte aufhören, Sinn zu ergeben. Celia wollte, wie sie die Stufen hinab eilte, nur ihre Ruhe und ihr alte Leben zurück haben.

Weinend brach sie in sich zusammen. Irgendwie hatte sie es bis in die Eulerei geschafft ohne gesehen zu werden. Um sie herum raschelte es leise, die meisten Eulen schliefen jedoch noch. Sie weinte ohne Halt. Vor ihren Augen zebrach ihr Leben - alles, was sie je geglaubt hatte zu wissen - in einer Sekunde auf die andere zu zig Scherben und Staub. Sie hätte nie nach Hogwarts kommen sollen! Gleich würde sie sich und wohlbehalten in Silbertal aufwachen, alles würde wie immer sein und das alles war nicht wahr, nur ein schrecklicher Traum. Aber nichts geschah. Kein dramatischer Lichtblitz, kein Erwachen. Das war die Wirklichkeit. Sie weinte lange, solang bis die Tränen versiegt waren. Es dämmerte bereits, die Eulen wurden wacher. Sie saß stumm da. Die Gedanken rasten in ihrem Kopf. Erinnerungen, die plötzlich Sinn machten. Seltsame Eindrücke ihrer Mutter, die plötzlich logisch schienen. Viele Dinge ergaben plötzlich Sinn, doch vieles lag noch im Dunkeln. Gleichzeitig wirkte es alles so unlogisch. Wieso? Wieso ausgerechnet sie? Sie starrte hohl in den hohen Turm, betrachtete die vielen glänzenden Augen die langsam auftauchten. Die Eulen ignorierten sie gekonnt. Wo war Reginald überhaupt? Sie könnte Trost gut gebrauchen aber ihr kleiner Prinz ließ sie allein. Plötzlich hörte sie schnelle Schritte näher kommen. Sie wusste nicht wie spät es war, vermutlich gab es bald Abendessen. Wer also kam hier hoch? Sie blieb einfach da hocken und hoffte auf dieselbe Ignoranz wie von den Eulen. Diese Hoffnung schoss sie aber schon wieder in den Wind, als ein ihr bekannter Slytherin arrogant um die Ecke kam in einen Hand ein Brief und in der anderen ein paar Eulenkekse. Er schien sie zunächst nicht zu bemerken, sie atmete auf. Eine silbern schimmernde Schleiereule flatterte zu ihm hinab und er gab ihr die Kekse und den Brief. Er strich dem Tier eilig über den Kopf und blickte ihm nachdenklich nach, als es wegflog. Unverwandt und ohne Ankündigung wandte er sich zu ihr um. „Na de LaCroix, was machst du hier?" Malfoys Augen glänzten argwöhnisch im dämmrigen Licht auf sie herab. „Was geht dich das an, Malfoy? Kann ich mich nicht aufhalten wo ich will?" Er schnaubte abfällig. „Schlechte Laune? Ich dich mal weiter schmollen." Er wollte gehen, doch Celia tat etwas mehr als Unerwartetes. „Warte." Er blieb stehen. "So war das nicht gemeint. Ich hab nur grade ziemlich viel Stress um die Ohren. Das...sollte ich nicht an dir auslassen - obwohl du ein Slytherin bist" Er drehte sich um und sah sie beinah aufmunternd an. "Du wirst schon damit fertig." Mit diesen Worten wandte er sich wieder ab und verschwand eilig.

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