Kapitel 25 - Eine andere Welt

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Es war der Morgen des ersten Septembers. Eigentlich sollte sie sich nun mit ihrem Bruder und ihren Freunden durch den engen Zug drücken, über Slytherins lästern und sich den Bauch mit Süßigkeiten vollschlagen. Stattdessen stand sie in ihrem Schlafsaal im Gryffindorturm und starrte auf ihr gemachtes Bett und dann in den eingeräumten Kleiderschrank, der von einer Hauselfe fein säuberlich aufgeräumt und farblich sortiert worden war. Reginald war kurz da gewesen, ohne Post. Und was sie bisher strikt ignoriert hatte, war diese hellblaue Schachtel auf ihrem Bett. Vermutlich war es das Kleid, das Severus ihr versprochen hatte. Wofür auch immer sie es brauchte, sie wollte es nicht mehr. Ihr gefiel das alles nicht mehr. Celia wusste, dass sie vor ihren Problemen davon rannte. Aber sie sah keine Möglichkeit, das alles zu beenden. Es gab zu viele Fragen, zu viele Mysterien und zu viele Probleme. Also versteckte sie sich, das hatte sie ja schon immer getan. Gedanken verloren schnippte sie den Schmetterling an ihrem Armband an und beschloss schließlich, das Kleid solange nicht anzusehen, bis es auch braucht. Sie nahm die Schachtel und verstaute sie im untersten Fach des Schrankes , dann stellte sie ihre Schuhe darauf. Danach schlüpfte sie in ihre Schuluniform. Tief in Gedanken band sie ihre rot-goldene Krawatte und schlüpfte in die neuen Schuhe, die sie im Sommer für die Schule gekauft hatte. Im Allgemeinen hatte sie im Sommer einige neue Sachen gekauft, damit ihre Uniform nicht mehr so langweilig war. Ihr kam das Schwarz zu präsent vor. Severus hatte außerdem auf einen neuen Schulumhang bestanden, denn Celia hatte in ihrem dritten Jahr einen Wachstumsschub gehabt. Allein deswegen war neue Kleidung nötig gewesen. Als sie den leeren Schlafsaal verließ, schob sie ihren Zauberstab wie immer in die Innentasche ihres Umhangs. Allein war es seltsam und ein wenig beängstigend im Turm, es schauderte ihr ein wenig, egal wie warm es im Gemeinschaftsraum auch war. Allein und einsam saß sie vor dem großen Kamin und dachte immer noch nach. Egal was sie tat, sie konnte einfach diese Visionen nicht vergessen. Als sie auf die Uhr sah, war es Zeit fürs Mittagessen. Die letzten Tage hatte sie sich grundsätzlich mehr von den Sachen ernährt, die Dobby ihr schenkte, als vom normalen Essen der Hauselfen. Sie war sich unsicher, wo sie essen sollte, beschloss aber es in der großen Halle zu versuchen.

Sie saß allein am Gryffindortisch. Ein einziger Teller hatte dort gestanden und als sie sich gesetzt hatte, war vor ihr ein kleines Buffet aufgetaucht. Sie fühlte sich isoliert und zurückgelassen. Die Schuld daran trug Severus. Seit ihrer Ankunft hatte sie ihren Paten kaum zu Gesicht bekommen und kaum mit ihm gesprochen - die Sache stank ihr. Übel gelaunt stocherte sie in ihrem Kartoffelbrei und versuchte zu Essen, doch sie bekam nichts runter. Mürrisch schob Celia den Teller von sich weg und sah zum leeren Lehrertisch, ehe sie aufstand und beschloss, ihr Glück in der Bibliothek zu versuchen. Zu ihrem großen Erstaunen war sie geöffnet und sie stromerte zwischen den Regalen umher. Schließlich blieb sie an einem Regal mit dicken Büchern über Prophezeiungen stehen. Die meisten Bücher sahen so aus, als ob Schüler sie nur selten in die Hand nahmen, was bei der Dicke der Bücher äußerst verständlich war. Tatsächlich zog sie ein Buch (Namentlich: Die frühen Vorsehungen des Mittelalters) heraus und stellte fest, dass es sogar recht interessant war, auch wenn sie sich beinah einen Bruch daran hob. Nach einiger Zeit stieß sie auf ein Kapitel, das verloren gegangene Prophezeiungen beinhaltete. Wobei eine besonders ihr Interesse weckte.

Im Jahre 1036 wurde die älteste, uns bekannte, noch nicht erfüllte oder erloschene Prophezeiung von der Seherin Lucinda der Weisen von Hedgleycomp gemacht, deren genauer Inhalt heute nicht mehr bekannt ist. Diese Prophezeiung hat sich weitestgehend als „Legende des Phönix" durchgesetzt und soll von einem Zauberer sprechen, der eine magische Verbindung mit einem Phönix und dessen mächtiger Magie eingegangen haben soll. Es gab nur zwei Zeugen, die den Inhalt der Prophezeiung wiedergeben konnten. Leider verstarben beide, bevor der genaue Inhalt aufgeschrieben werden konnte. Obgleich die Prophezeiung in der Halle der Prophezeiungen für mehrere Jahrhunderte einen Ehrenplatz erhielt, konnte sie gegen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entwendet werden. Niemand weiß, wie dies gelingen konnte und Vermutungen legen nahe, dass es sich hierbei um einen Nachkommen von Lucinda selbst handelte. Andernfalls könnte es nur die betreffende Person gewesen sein, oder ein schwarzmagisch sehr bewanderter Zauberer. Heute suchen noch immer Beauftragte des Ministeriums nach dieser Prophezeiung um zu verhindern, dass der Inhalt missbraucht oder verfälscht werden könnte.

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