Schock

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Draußen herrschte ein gewaltiges Treiben. Viele Menschen huschten umher und ich konnte nicht anders, ich musste grinsen. Das Dorf erinnerte gerade an einen Ameisenhaufen. Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Nun war leider nicht die Zeit, um sich zu amüsieren. 
Stumm stand ich da neben der Hand des Hauses, wo ich die letzten Wochen gelebt hatte.  Leider blieb ich nicht ungesehen. Zu meinem Bedauern sah Marta mich und kam in Begleitung zweier Männer zu mir. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich hier mindestens für ein paar Jahre bleiben könnte, doch ich hätte es besser wissen müssen.
Beim Anblick der Männer, die nichts anderes als Werwölfe waren, sickerte die Erkenntnis zum ersten Mal richtig in mein Hirn und mir wurde das gesamte Ausmaß meiner Situation wurde mir schmerzhaft bewusst. Angst kroch meine Wirbelsäule hinauf. Martas mitfühlender Blick machte das Ganze nicht besser. Ich schluckte und versuchte Runa so weit wie möglich in den hintersten Teil meines Geistes zu verdrängen, damit die beiden sie  bzw. meine Werwolfseite nicht wahrnehmen. ,,Das ist sie?" ,,Ja." Mein Blick richtete sich auf Marta. Ihr Blick war nun undurchdringlich. Meinem Herz verpasste sie einen Stich mit ihrem Verrat. Ohne etwas zu sagen, packten mich die beiden Werwölfe je an einem Arm und zerrten mich mit sich. 

Je näher wir der Gruppe von Werwölfen kamen, desto mehr musste ich mich beherrschen um nicht zurückzuweichen. Ich blickte auf den Boden, hoffte, ich könnte darin versinken und weg von hier. Weit weg. Doch ich spürte die Blicke der Werwölfe auf mir. Die beiden Werwölfe, die mich gepackt hielten, zerrten mich zu einem Werwolf in einem schwarzen, mit Kupfer veredelten,  Anzug, der mehr einer Rüstung glich. Er strahlte genug Macht und Autorität aus als das er ein Gamma oder Beta hätte sein können. 
,,Ist sie das Mädchen für den Alphakönig ?", fragte dieses Mal ein anderer Werwolf.  Ich zuckte kurz zusammen.  Der Werwolf an meiner rechten Seite antworte: ,, Ja ,mein Herr. " ,, Gut, wartet kurz ." Unter halb geschlossenen Lidern sah mir die Menschen und Werwölfe um mich herum an. Die Werwölfe erkannte man allein schon an ihrer Kleidung. Im Gegensatz zu den Menschen hatten sie ein gutes, reiches Leben dank ihrem Alphakönig. Und die Menschen? Ja, die Menschen, die Leute bei denen ich einige Wochen gelebt hatte? Von ihnen zeigte keiner Reue, nur Sarah, die Frau, die mich in ihrem Haus hat wohnen lassen, hatte Tränen in den Augen. Kein Kind befand sich in der Nähe. Kein junges Mädchen oder junger Mann. Obwohl ICH den Werwölfen übergeben worden war, waren die Dorfbewohner auf Nummer sicher gegangen. 

Die Panik in meinem Inneren ließ mich jetzt doch verzweifelt nach einer Flucht Möglichkeit suchen, doch es gab keine. Ich war umzingelt von Menschen wie Werwölfen. Plötzlich teilte sich die Menge und drehte sich zu einem Mann, vielleicht Anfang oder Mitte zwanzig. Er unterhielt sich mit dem Werwolf, zu dem man mich eben gezerrt hatte. Eiskalter Schreck durchfuhr mich. Angst. Es war der Alphakönig höchstpersönlich. Nein! Selbst die Menschen schienen zu begreifen, wer der Mann vor ihnen war.  Einige schnappten überrascht oder ängstlich - ich konnte es nicht sagen - nach Luft. Sie verneigten sich. Nur ich nicht. Ich blieb stehen und bewegte mich nicht. Teils war es dem Schock geschuldet, teils meinem Stolz.  Trotzdem blickte ich schnell weg und versuchte zu verdauen,  was hier gerade geschah, wer hier vor mir stand. 

Der Alphakönig stand in einigen Metern Entfernung vor mir. Neben ihm der Werwolf zu denen mich die beiden, die mich immer noch festhielten, gebracht hatten. Er deutete kurz in meine Richtung, doch der Alphakönig wendete seinen Blick nicht zu mir um. Keiner von ihnen sagte ein Wort, zumindest konnte ich weder etwas hören noch sehen, dass ihre Münder sich bewegten. Sie sahen auch nicht mich an, sondern einander. Wahrscheinlich sprachen sie per Telepathie - ja, Werwölfe beherrschten sowas - miteinander. Innerlich seufzte ich. Mein ganzes Leben hatte ich versucht, mich vor den Werwölfen zu verstecken und doch nun... nun hatten sie mich doch erwischt, weil ich mich zu lange an einem Ort aufgehalten hatte. Wieso war ich überhaupt ins Reich der Werwölfe zurückgekehrt. Nun stand ich nicht einfach Werwölfen gegenüber, nein, der Alphakönig höchstpersönlich musste es sein,  dem Mächtigsten aller Werwölfe.
Noch immer blickte der Alphakönig nicht direkt zu mir. Ich wurde losgelassen. Die Werwölfe dachten wohl nicht, dass ich jetzt noch weglaufen könnte. Ein Funke Hoffnung machte sich in mir breit. Ich schickte ein Stoßgebet zu meinen Eltern und zur Mondgöttin. Keiner sah mich an. Alle waren auf den Alphakönig fixiert, der nun seine Stimme erhob, doch ich hörte nicht zu sondern machte einen kleinen Schritt nach hinten. Meine Bewachter rührten sich nicht.  Langsam schlich ich weiter nach hinten weg und versuchte möglichst unauffällig zu sein, aber auch schnell. Keinen Meter von meinen Bewachern entfernt, wirbelte ich herum und rannte los in den Wald hinein. Hinter mir hörte ich ein paar Rufe und Schreie, aber was mich am meisten Zittern ließ war das wütende Heulen der Werwölfe. 

Ich achtete nicht auf den Weg vor mir, sondern konzentrierte mich ganz darauf die Werwölfe abzuhängen. Was sich als schwer erwies, denn die Werwölfe  kamen immer näher  und näher. So schnell meine menschlichen Beine  konnten, so schnell rannte ich, sprang über am Boden liegende Baumstämme, lief Zick-Zack zwischen den Bäumen und sah mich kein einziges Mal um. In meinem Inneren wusste ich, dass ich keine Chance hatte in meiner Menschengestalt zu entkommen. Die Werwölfe waren zu nah und ich zu langsam, aber wenn ich mich verwandeln würde, wäre das Problem größer. Also tat ich es nicht. Verzweiflung trieb mich an, auch, wenn es schon zu spät war. Ich sah Werwölfe vor mir aus dem Gestrüpp  kommen. Die Zähne gefletscht. Keuchend stoppte ich und sah mich um. Das war's. Sie hatten mich umzingelt. Ein dunkles Knurren hinter mir, ließ mich erstarren. 


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Hi meine Lieben,

wie vielleicht ein paar bemerken, habe ich das Kapitel endlich etwas aufgemotzt. Von ca. 600 Wörter auf  knapp 1.000 und ich kümmere mich auch noch um die nächsten Kapitel. 

Lg Mika4Black


Die schwarze WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt