Kapitel 32

894 75 23
                                    

Pov Manu

"Ich äh..."
Mich räuspernd, greife ich nach meinem Bier und trinke einen Schluck.
Wieso eigentlich? Und wieso erst nach vier Jahren?

"Ich.. Ich kann es dir nicht genau sagen.",gebe ich schließlich zu und spüre, wie meine Wangen warm werden.

"Du musst es mir auch nicht sagen, wenn du nicht magst. Es wundert mich nur.. Ich hab dich und die anderen ja einfach im Dunkeln stehen lassen und bin so mir nichts dir nichts vom Erdboden verschwunden.", sagt er betrübt und kratzt sich am Arm, "Ich hätte nicht gedacht, dass du dir überhaupt die Mühe machen würdest, nach dieser Nummer von mir. Ich wäre es mir nicht wert gewesen."

Nach diesen Worten muss ich schwer Schlucken. Er wäre es sich nicht wert gewesen?! Ist das sein ernst?
Seinem Blick zu urteilen anscheinend schon.

Mir wird ganz schwer zu Mute und ich würde am liebsten seine Hand nehmen oder ihn fest umarmen. Ihm irgendwie beweisen, wie wert er es mir ist.

"Natürlich bist du es mir wert gewesen! Uns allen! Aber du warst einfach unauffindbar. Ohne jede Spur.", sage ich leise und schaue auf die Kerze, die zwischen uns steht.

"Wir haben des öfteren daran gedacht, dich zu suchen. Erst recht in der Anfangszeit.", beginne ich und senke den Blick, "Aber mit der Zeit haben wir die Hoffnung verloren und einfach aufgegeben. Glaub mir, das bereu ich am meisten!"

Ich schlucke schwer und fahre fort, "Ich hatte große Sorge um dich und machte mir andauernd Vorwürfe. Doch das half alles nichts, denn du warst ja weg und so beschloss ich einfach weiter zu machen."

Ich schaue wieder hoch und sehe, wie Palle mich traurig anlächelt.

"Manchmal dachte ich, eine Spur gefunden zu haben. Doch ich gab sie schnell wieder auf. Schließlich war ich fest davon überzeugt, dass du keinen Kontakt mehr wolltest."

Ich erinnere mich daran, wie ich vor zwei Jahren dachte, ihn auf dem Frankfurter Flughafen erkannt zu haben. Er stand an der Kasse eines Kiosks und ich überwand mich, ihn anzusprechen. Als ich ihm auf die Schulter tippte und er sich umdrehte, dachte ich für einen Moment, dass alles wieder so werden könnte, wie früher. Aber ich hatte mich natürlich geirrt. Es war nur ein Fremder, der ihm nicht einmal ähnlich sah.
Peinlich berührt und irrsinnig enttäuscht, entschuldigte ich mich und ging schmerzenden Herzens zurück zu meinem Gate.

"Nach drei Jahren, hätte ich dich fast aus meinem Kopf verdrängt. Es war wieder alles in bester Ordnung. Ich hatte eine neue Routine gefunden, neue YouTube Kollegen und der Trubel um dein Verschwinden hatte sich auch wieder gelegt."

Ich erinnere mich daran, wie Zombey und Maudado, eines Tages, nach ihm fragten. Ob ich vielleicht etwas neues gehört hätte oder eine neue Spur gefunden. Da überfiel mich alles wieder und ich verbarrikadierte mich eine Zeit lang. Vielleicht war es etwas übertrieben. Aber ich hatte ein solch großes schlechtes Gewissen, ihn aufgegeben zu haben und machte mir noch mehr Vorwürfe, als schon zuvor.
Mein damaliger Freund war völlig überfordert mit der Situation.
Ich hatte, was eigentlich nicht allzu ungewöhnlich war, wegen meinem Youtuber-Rythmus, Schlafstörungen.
Doch mich plagten auch Alpträume und ich weinte oft. Paul kümmerte sich um mich und war sehr verständnisvoll, so wie eigentlich immer.
Doch auch ihm wurde es irgendwann zu fiel und wir gingen letztlich getrennte Wege.

"Doch dann war da dieses Foto. Ich hab es zufällig auf Twitter gesehen und erkannte dich fast nicht wieder.
Doch beim näheren hinsehen machte es Klick."

Mein Herz raste wie verrückt, als ich da sein Gesicht erkannte. Er hatte sich eigentlich nicht viel verändert. Doch er sah um einiges mehr erwachsen aus. So, wie er da, im Hintergrund des Bildes, hinter dem Tresen der "Hafenecke" stand und freudestrahlend grinste. Ich glaubte einfach meinen Augen nicht.

My new life as a father #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt