Am Tag nach der Sache mit Lukas und Zoa war Mercedes nicht in der Schule, etwas was durchaus verständlich war, aber der Gedanke, dass es ihr zur Zeit wohl alles andere als gut ging gefiel mir nicht, ganz und gar nicht. Also beschloss ich, dass ich vielleicht wenigstens ein wenig für Ablenkung sorgen konnte und ging nach dem Unterricht nicht zu mir nach Hause sondern zu Mercedes. Es dauerte eine Weile, aber schließlich öffnete sie mir die Tür, ich schenkte ihr ein Lächeln. "Hey Kätzchen." einen Moment sagte Mercedes gar nichts, schien überfordert, dann jedoch bekam ich zaghaft das "Hey Sternchen" zurück, auf welches ich gewartet hatte. Das Mädchen vor mir trat ein Stückchen zur Seite, damit ich herein kommen konnte, was ich dann auch tat. Ich vermied es Mercedes zu fragen wie es ihr ging, denn das war ja eigentlich offensichtlich oder zumindest konnte ich es mir ausmalen. "Ich hab dich vermisst." stellte ich also stattdessen mit einem Lächeln auf den Lippen fest. In der Tat war dies kleine Lüge, ich hatte sie zwar gestern erst gesehen, aber trotzdem hatte ich heute den halben Tag an sie denken müssen und mir gewünscht sie wäre da. Mercedes blieb stumm, schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte, etwas was ziemlich untypisch für sie war. Aber zumindest hatte ich es geschafft, dass sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen bildete. Ich zog meine Jacke aus, warf Mercedes einen fragenden Blick zu, diese nahm mir die Jacke ab und als ich dann auch meine Schuhe ausgezogen und bei Seite gestellt hatte, folgte ich dem Mädchen mit den lila Haaren die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ich fühlte mich etwas unwohl, weil ich mich in gewisser Weise selbst eingeladen hatte und teils wohl auch, weil ich zum ersten Mal bei Mercedes zuhause war. Irgendwie war das einfach immer ein komisches Gefühl zum ersten Mal das Zimmer einer Freundin zu betreten, ich wurde dann irgendwie immer etwas... Verunsichert war da wohl das passendste Wort. Mein Blick glitt durch den Raum, blieb eine Weile lang auf den Fotos hängen, die auf dem Boden verteilt lagen. Mercedes folgte meinem Blick, sah dann schnell zu Boden. "Ich... Hab mir ein paar... Fotos angesehen." stammelte sie. Verdammt, ihr schien es wirklich schlimm zu gehen, so war sie sonst nicht, ganz und gar nicht. Ich kannte sie als das starke, selbstbewusste Mädchen, die immer einen Plan hatte was sie tat und für alles war sie tat auch eine Menge Leidenschaft aufbrachte. Es war nicht so, als würde mir diese neue, emotionalere Seite von ihr nicht gefallen. Sie gefiel mir, wie eben alles an Mercedes, desto mehr ich sie kennen lernte, desto perfekter schien sie mir. Alles was ich über sie erfuhr war nur ein weiterer Grund sie zu lieben. Dennoch... Es war einfach ungewohnt sie so zu erleben. Und ich war niemand, der gut mit ungewohnten Situationen umgehen konnte. Ich war eine Person, die man leicht überfordern konnte, ich wusste fast nie was ich sagen sollte, erst recht nicht in einer Situation wie dieser.
Zum Glück war Mercedes, obwohl sie gerade eine brandneue Seite von sich zeigte, immer noch Mercedes. Sie kannte mich und sie schien mir meine Gedanken aus dem Gesicht ablesen zu können, ohne das ich auch nur ein einziges Wort sagen musste. Sie schien von einer plötzlichen Welle an Motivation und Entschlossenheit gefasst, lief herüber zu den Fotos und hob eines der solchen vom Fußboden auf, streckte es mir entgegen. Ich näherte mich dem lila haarigen Mädchen um sehen zu können, was sie da in der Hand hielt. Unwillkürlich zauberte es mir ein Lächeln auf die Lippen, als ich das Bild von Meis Geburtstag aus der Nähe sah. Erinnerungen an diesen Abend erfüllten meine Gedanken. Es war wirklich ein schöner Tag gewesen und die Freundschaft zwischen Mercedes und mir war seither so viel stärker als vorher, was definitiv nichts negatives war. Mercedes mochte nicht meine Freundin auf die Weise sein, wie ich es gerne hätte, aber sie war eine Freundin von mir, eine meiner besten Freundinnen und das war schon mal besser als gar nichts. "Wir brauchen mehr Bilder von uns beiden." stellte Mercedes fest und riss mich damit aus meinen Gedanken. Sie schien irgendwie von Tatendrang gefasst, vermutlich hatte sie den ganzen Vormittag herum gesessen und sich all diese Fotos angeguckt und war daher nun motiviert etwas mit dem Rest ihres Tages anzufangen. Ich nickte, blickte dann an Mercedes herunter. Auch ich hatte nichts dagegen den Tag mit ein paar schönen Erinnerungen zu füllen. "Aber dann solltest du dir vielleicht etwas anderes anziehen." stellte ich also fest.
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Girls kiss better
JugendliteraturWarum verlieben wir uns immer in Leute die wir nicht haben können? Wo ist der Reiz in unerreichbar? Alles hätte so einfach sein können, wenn ich mich einfach in irgendeinen möchtegern Gentleman verliebt hätte. Jemanden, den ich meiner Familie vorste...