Es war mal wieder eine dieser Mittagspausen. Der Teil der Schulzeit, der mittlerweile die spannendste Stunde meines Tages darstellte. Wie schon vor einiger Zeit, als Mei mich zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hatte saßen wir auf dem Fußboden vor den Schließfächern. Irgendwie hatte sich seit diesem Tag echt viel verändert, zumindest zwischen Mercedes und mir.
"Oh mein Gott! Das kannst du nicht ernst meinen." stellte Mei fest, doch ich glaubte schon, dass Lucy die vorher gesagten Worte ernst meinte. "Doch!" beschwerte sie sich und verzog ihre schmalen Lippen zu einem Schmollmund. "Ich finde ihn wirklich hot." fügte sie dann hinzu. Einen Moment herrschte Schweigen, dann hörte Lucy auf zu schmollen. "Sagen wir es so, ich würde lieber neben ihm aufwachen als nochmal neben dir Mei." Mei lachte auf Lucys Worte hin, wendete sich danach an Mercedes und mich. "Könnt ihr euch vorstellen, was das für ein Schock war morgens die Augen auf zu machen und in ihr Gesicht zu schauen?" Lucy schlug mehrmals wütend gegen Meis Arm, aber diese lachte nur wieder. "Also ich mochte die Aussicht als ich aufgewacht bin." stellte Mercedes fest. Während sie sprach und auch noch danach lag ein Lächeln auf ihren Lippen, welches dafür sorgte, dass mein Herz einen Satz machte. Wie schaffte sie das nur immer? Ich hatte das Gefühl mich jeden einzelnen Tag mehr in sie zu verlieben. Das war ehrlich nicht mehr gesund für mich.
Ich erwiderte ihr Lächeln nun, sagte jedoch nichts weiter, ich konnte einfach nicht. Und ich musste auch nicht, denn das Klingeln, welches das Ende der Mittagspause verkündete, hätte mich ohnehin unterbrochen.
Ich schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, allein bei dem Gedanken jetzt wieder in den Unterricht zu gehen, hatte sich wieder ein pochender Schmerz in meinen Kopf geschlichen. Dabei war Englisch noch eines der Fächer, die ich besser ab konnte als die meisten. Ich seufzte und strich mit durch die offenen, langen, blonden Haare. "Wir sehen uns dann wohl morgen." stellte ich mit einem minimal gequälten Gesichtsausdruck fest. Mei nickte und packte Lucys Handgelenk. "Komm schon, wir müssen da lang." verkündete sie und zog die wenig begeisterte Lucy mit sich, während sie Mercedes und mir noch ein "Bis später" entgegen rief. "Du siehst müde aus mein Sternchen." stellte Mercedes fest während wir gemeinsam durch die Schule zu unseren Klassenräumen liefen, die für die Kurse die wir nun hatten direkt nebeneinander lagen. Mal wieder blickte ich zu ihr hoch "Bin ich auch..." irgendwie war es nur die halbe Wahrheit, ich war nicht müde, ich war einfach nur erschöpft. Erschöpft von der Schule, von meiner Familie und vor allem von dem ständigen Chaos in meinem Kopf. Meine Gedanken konnten nicht mal eine Sekunde die Klappe halten und das machte mich zurzeit dezent fertig. Ich strich mir leicht gedankenverloren durch die Haare. "Warum eigentlich Sternchen?" fragte ich dann nach. Ich hatte an Meis Geburtstag und auch jetzt keinen sinnvollen Grund gefunden, warum mich Mercedes so nannte, aber ich ging irgendwie davon aus, dass es einen gab. "Wegen der Bedeutung deines Namens." antwortete Mercedes und auf ihren Lippen lag dabei ein irgendwie vorsichtiges, verlegen wirkendes Lächeln. "Woher kennst du die Bedeutung meines Namens?" fragte ich und sah sie dabei mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Mercedes zuckte zur Antwort lediglich mit den Schultern. "Lass mir doch meine kleinen Geheimnisse." sie lachte und ich stimmte mit ein. Vermutlich hatte sie einfach gegooglet, aber warum sollte sie das tun? Was war an meinem Namen denn so spannend, dass jemand wie Mercedes sich Zeit nahm um seine Bedeutung herauszufinden.
Wir waren mittlerweile bei den Räumen angekommen. Eine Tatsache die mich nicht gerade glücklich stimmte.
"Bis morgen mein Sternchen." ich hatte das Gefühl Mercedes machte es Spaß mich so zu nennen, vielleicht weil sie merkte wie sehr es mich verwirrte, vielleicht aber auch weil sie es einfach aus irgendeinem unerfindlichen Grund mochte. Ich hob meinen Blick wieder um noch einmal in ihre Kaffebraunen Augen zu sehen, vielleicht gaben die mir ja kaffeeartig etwas Energie für die nächsten Stunden. "Bis morgen mein Kätzchen." erwiderte ich nun.
Ich war fest davon überzeugt sie Kätzchen zu nennen solange sie mich Sternchen nannte, warum auch nicht? Das was eher komisch war, war das mein vor dem Kosenamen. Mir war bewusst, dass das von ihrer Seite her nur freundschaftlich gemeint war. Nur weil wir uns jetzt auf freundschaftlicher Ebene gut verstanden, hatte sich Lukas ja nicht in Luft aufgelöst... Und überhaupt... Meine Liebe zu Mercedes war immer noch genau so hoffnungslos wie eh und je. Dennoch, für mich war es einfach seltsam sie mein Kätzchen zu nennen, weil ich es eben so gerne hätte, dass sie meins wäre. War sie aber nicht.
Ein winken und dann gingen wir beide in verschiedene Richtungen, öffneten verschiedene Türen, betraten verschiedene Räume, verschiedene Kurse.

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Girls kiss better
Teen FictionWarum verlieben wir uns immer in Leute die wir nicht haben können? Wo ist der Reiz in unerreichbar? Alles hätte so einfach sein können, wenn ich mich einfach in irgendeinen möchtegern Gentleman verliebt hätte. Jemanden, den ich meiner Familie vorste...