2. Kapitel

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Schlendernd begab ich mich durch die altbekannten Hallen des Gymnasiums.
Es kam mir vor, als würden alle meine Mitschüler hektisch an mir vorbeilaufen. Ich nahm nichts richtig wahr, doch das war mir egal.
Mit langsamen Schritten lief ich zu meinem Klassenraum und ignorierte alles und jeden, der mich nach der langen Sommerpause begrüßte oder ansprach.

Die ständigen Gedanken an Yoongi brachten mich innerlich um.
Es fühlte sich mittlerweile an, als würde mich von innen heraus mit einer Kettensäge zersägen.

Er hatte mir innerhalb kürzester Zeit mein Herz gestohlen und es in noch weniger Zeit einfach zerrissen.
Hastig wischte ich mir eine Träne weg, bevor ich das laute Klassenzimmer betrat und zu meinen Platz in der letzten Reihe lief.

„Hey, Jimin!" erklang die laute Stimme von einem meiner Freunde Jin. Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln, antwortete jedoch nicht. Augenverdrehend ließ er sich neben mir auf dem Stuhl fallen. Ich legte meinen Block auf den Tisch, kramte meinen Bleistift raus und fing an zu zeichnen.

„Hallo Jin Hyung, schön dich zu sehen! Wie waren deine Ferien?

Auch schön dich zu sehen! Oh, meine Ferien waren wunderbar! Namjoon und ich waren am Strand und haben mehrere Städte besichtigt. Danke der Nachfrage. Und wie waren deine Ferien?" führte Jin ein Selbstgespräch mit sich selbst und seufzend sah ich hoch.

„Tut mir leid, Hyung. Bin einfach nicht gut drauf. Mein Sommer war schön, danke." murmelte ich leise und wandte mich wieder meinem Block zu.
Seufzend fluchte Jin vor sich hin, gab es aber auf mich zum Reden zu bringen, wofür ich ihm mehr als dankbar war.

Meine Mitschüler verstummten, als der Direktor eintrat und uninteressiert senkte ich den Blick auf das Blatt vor mir, auf dem ich Yoongi und mich zusammen am Strand zeichnete.
„Namjoon sieht so gut aus in diesem Anzug." schwärmte Jin neben mir, worauf ich innerlich die Augen verdrehte. Sollte er es ruhig noch lauter herausposaunen, dass er was mit dem Direkter am laufen hatte, nicht mein Problem.

„Liebe Schüler, dass ist ihr neuer Lehrer in den Fächern Englisch, Sport und Mathe. Er hat gerade sein Studium abgeschlossen und wird den Platz ihres alten Lehrers einnehmen."
Witzig, genau diese Fächer unterrichtete Yoongi auch.

Noch immer uninteressiert zeichnete ich auf meinem Blatt weiter, bis eine Stimme erklang, die das Blut in meinen Adern erfrieren ließ.

„Guten Morgen, Schüler. Ich bin Min Yoongi, euer neuer Lehrer, in den Fächern Englisch, Sport und Mathe, wie Herr Kim gerade schon erwähnt hat. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit."
Zögernd sah ich von meinem Blatt auf und sog die Luft ein.

„Y-Yoongi?" ein Hauchen, mehr war es nicht.
Allein seine bloße Anwesenheit ließ mein Herz Saltos schlagen.
Sein Blick glitt durch die Klasse und blieb geschockt bei mir stehen. „Jimin."

Unbewusst hielt ich den Atem an und die ganze Klasse sah entweder ihn, oder mich an.
Mein ganzer Körper schrie danach, dass ich aufstehen sollte, um ihn endlich wieder küssen und berühren zu können. Doch ich blieb auf meinem Platz sitzen.

Unsicher, wie ich mich verhalten sollte, starrte ich ihn einfach weiter an, als er sich aus seiner starre löste und weitersprach.

Jin stupste mich von der Seite an.
„Jimin, du musst atmen! Du wirst schon ganz rot im Gesicht!" Kurz zuckte ich zusammen und panisch fing ich an wieder Luft zu holen.
In meinem ganzen Körper machte sich Panik breit.
Hektisch versuchte ich immer weiter Luft zu holen, doch es ging nicht.

Mit unkoordinierten und hektischen Bewegungen erhob ich mich von meinem Stuhl und stolperte aus dem Raum.
Meine Umgebung nahm ich kaum noch war. Nur das Wissen, dass ich keine Luft bekam.

Immer wieder röchelte ich nach Luft, doch es funktionierte nicht. Sobald ich im Flur ankam, ließ ich mich an der Wand herunterrutschen.
Meine Hand legte sich wie von selbst an meinen Hals.
Luft. Ich bräuchte Luft.

Aus Panik tragen mir Tränen in die Augen. Ich nahm wahr, wie sich mehrere Personen neben mir sammelten, doch mir war völlig egal, wer es war.
Es fühlte sich an, als würde mir jemand die Lunge zuschnüren.

Yoongi war hier. Hier in Seoul. Und er war mein Lehrer. Unsere Liebe war illegal. Wiedermal.

Meine Umgebung verschwamm immer mehr und panisch griff ich neben mich, wo ich tatsächlich eine Hand fand. Fest umklammerte ich diese.
Ich hörte gedämpft viele Stimmen durcheinander sprechen, konnte mich jedoch nicht darauf konzentrieren, diese zu filtern.

Meine Brust hob sich ruckartig und abgehackt. Ich drückte meine Hand stärker an meinen Hals.

„H-Hilfe." panisch drehte ich meinen Kopf immer hin und her, doch ich erkannte nichts.

Alles was ich erkennen konnte, war wie sich jemand direkt vor mich hockte und meine Hände in seine nahm.
Noch immer bekam ich nicht richtig Luft. Meine Atmung war mehr als hektisch und immer weiter röchelte ich nach Luft.

„Jimin!" drang eine der Stimmen gedämpft zu mir durch.
Yoongi? Bist du das?

„Jimin, beruhige dich. Ich bin da."
Hilf mir, Yoongi, bitte. Es fühlt sich schrecklich an.

Immer mehr Tränen rannen über meine Wange. Mein Herz raste und vereinzelte Schluchzer verließen, zwischen der hektischen Atmung, meinen Mund.
„Jimin."
Bitte Yoongi. Hilf mir hieraus. Allein kann ich das nicht. Es schmerzt zu sehr.

Ich spürte, wie die Kraft mich langsam verließ.
Immer weniger Sauerstoff gelang in meine Lunge und schnappend versuchte ich mehr Luft zu bekommen.

Yoongi, hilf mir.

Die Panik in mir stieg, als meine Sicht mehr und mehr verschwamm.

Doch als sich weiche Lippen auf meine legten, verschwand die Panik in mir und mein Herzschlag beruhigte sich. Meine Atmung normalisierte sich und als ich meine Augen öffnete, konnte ich wieder normal sehen.

Tief durchatmend sah ich Yoongi vor mir hockend. Seine Hände hielten meine und neben ihm standen Jungkook und Jin.
Jungkook musterte mich ebenso besorgt, wie Yoongi und Jin sah uns einfach nur verwirrt an.

„Y-yoongi..." murmelte ich leise. Ich fühlte mich unglaublich schwach, als hätten all meine Kräfte mich verlassen.
Der mittlerweile Schwarzhaarige strich mir sanft die Tränen von den Wangen.
„Was war das gerade?"

„Du hattest eine Panikattacke, Jimin." Yoongis Stimme löste eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus und lächelnd schloss ich die Augen.
„Hauptsache du bist jetzt bei mir." flüsterte ich, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.

Is our love enough? | YOONMIN |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt