46. Kapitel

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Nach einiger Zeit hatte ich Lust auf ein Eis und da beinahe alle Klassenkameraden im Wasser waren, schnappte ich mir mein Geld und lief auf den kleinen Eiswagen zu , der etwas weiter weg stand.

Zufrieden lächelnd sah ich mein Eis an und wollte gerade wieder umdrehen, als ich an der Schulter angetippt wurde. Verwirrt drehte ich mich um und sah Yoongi vor mir.
Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und ich wurde unheimlich nervös.

Er lächelte mich an und sanft erwiderte ich dies.
„Ich würd gern mit dir über gestern sprechen. Gehen wir ein Stück?" wie hypnotisiert nickte ich, als er mit seinem Kopf in die entgegengesetzte Richtung deutete, als die aus der wir gekommen waren.

Wir liefen nebeneinander los und schwiegen uns kurz an.
„Ich denke, dass Baekhyun bereits mit dir gesprochen hat."

„Ja."
Yoongi seufzte und blieb stehen. Verwirrt blieb ich ebenfalls stehen und drehte mich zu dem Schwarzhaarigen um.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass alles, was er erzählt hat, gelogen ist. Naja, zumindest hat er einen großen Teil ausgelassen."  Da er eine Sonnenbrille trug, konnte ich ihn nicht so richtig sehen und mit schief gelegtem Kopf musterte ich ihn.

„Wie kommst du darauf?"

„Er ist mein Cousin, ich kenne ihn einfach." Mit großen Augen sah ich ihn an. „Was?"

Baekhyun und Yoongi waren Cousins?
Der Ältere lachte auf. „Siehst du, da fangen die Lügen schon an."
Ich biss mir auf die Unterlippe und sah auf meine Füße.

„Was auch immer er dir erzählt hat..." er unterbrach sich selbst kurz und sah zu mir rüber.
„Willst du meine Seite überhaupt hören?"
Ich schleckte gerade an meinem Eis und sah mit großen Augen zu ihm rüber.
Mit roten Kopf nickte ich. Wie das gerade für ihn aussah, wollte ich gar nicht wissen.

Er grinste leicht und sah wieder nach vorne.
„Also, Baekhyun ist mein Cousin und durch ihn habe ich auch Hobi getroffen.

Baek hat mir dauernd geschrieben, er hätte jemanden kennengelernt und das er sich Hals über Kopf verliebt hatte.
Eigentlich standen wir uns unglaublich nah, also wollte ich diese Person auch kennenlernen.

Hobi war natürlich ein Sonnenschein, schon als ich ihn das erste mal getroffen habe." Er grinste und ein schmerzhaftes ziehen durchzog meine Brust.

„Dann hatte Hobi mich einmal zu einem ihrer Treffen eingeladen, da es ihm wichtig war, auch mit der Familie seines potenziellen Freundes klarzukommen. Aber er öffnete die Tür nicht, als ich vor seiner Wohnung stand. Zum Glück lag ein Schlüssel unter der Matte, also bin ich rein, da er auch auf meine Nachrichten nicht reagiert hatte und das ziemlich ungewöhnlich für ihn ist." Er seufzte auf und sah kurz zu mir rüber.

„Zum Glück bin ich rein gegangen. Ich habe Baekhyun gerade davon abhalten können, Hobi in irgendeiner Art und weise zu vergewaltigen. Hobi hatte mir bereits erzählt das es sein erstes Mal sein würde und er sich noch nicht sicher war. Aber Baekhyun wollte zu viel von ihm."
Mit großen Augen sah ich Yoongi an.

Baekhyun hätte Hobi vergewaltigt?
Der süße und nette Baekhyun, der mich nach der Trennung von Yoongi aufgemuntert hatte?

„Ich weiß, du kennst Baek wahrscheinlich anders, aber glaube mir, es war nicht das einzige Mal, wo sowas passierte. Baek kann sich einfach nicht zurück halten, sobald er in kleinster weise Lust verspürt."
Yoongis Hände waren die ganze Zeit in seinen Hosentaschen und schluckend durchbrach ich die entstandene Stille.

„W-was ist dann passiert?" Es mag komisch klingen, aber ich glaubte ihm. Ich glaubte ihm alles.

„Ich habe Baekhyun rausgeschmissen und mich um Hoseok gekümmert. Er war völlig am Ende.
Irgendwie sind wir uns mit der Zeit näher gekommen. Hobi mochte Baek unheimlich gern, also war es für ihn wie ein doppelter Schlag ins Gesicht.

Das war auch die Zeit, wo ich dir immer abgesagt habe...

Ich habe einfach alles gegeben, um Hobi wieder lachen zu sehen. Immerhin ist er nicht der selbe ohne sein Lachen...
Dann hat er mir gestanden, dass er während dieser Zeit Gefühle für mich entwickelt hatte und ich war so blöd zu denken, dass das die Lösung für meine, beziehungsweise unsere Probleme ist." Den letzten Teil flüsterte er, doch ich verstand ihn genau.

Überrascht sah ich zu ihm auf.
„Was meinst du?"

„Das alles passierte zeitgleich zu dem Problem mit Jisoo. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich darauf gekommen bin, aber ich habe gedacht, dass es mit Hobi doch alles viel einfacher wäre.
Er ist nicht mein Schüler. Probleme wie das mit Jisoo würde es nicht geben und auch die Heimlichtuerei wäre vorbei.

In dem Moment war ich so überzeugt davon, dass Hobi mich problemlos von der Trennung ablenken könnte, aber ich hab mich getäuscht.
Naja, die erste Zeit war alles super. Aber als du bei mir vor der Tür standest und meintest, dass du mich hasst, habe ich mich selbst gehasst, für das was ich dir angetan habe.

Ich hätte nicht mit Hobi schlafen dürfen, dass ist mir klar. Aber es war sein Wunsch und ich hatte Angst, dass er den Glauben in sich selbst völlig verliert, wenn ich diesen Wunsch ausschlage.
Ich weiß, dass er dir geschrieben hat, dass er mich..." er räusperte sich kurz.
„Wie auch immer, aber das hab ich nur zugelassen, weil er mit Baek so schlechte Erfahrungen gemacht hatte.

Das alles hätte nie passieren dürfen, ich weiß. Aber ich war wirklich verzweifelt. Ich liebe dich über alles, aber es fühlte sich an, als wäre das Schicksal einfach gegen uns. Die Heimlichtuerei, die Drohungen von Jisoo, einfach alles. Ich konnte meinen Job nicht aufs Spiel setzen.

Du glaubst gar nicht, wie sehr es mir leid tut, dich als Urlaubsflirt bezeichnet zu haben, denn das warst du auf gar keinen Fall!
Ich hab in dem Moment einfach gedacht, dass dich ein Schlag ins Gesicht weniger verletzt, als wenn du es immer wieder versuchst."
Er atmete tief ein und aus und sah mich bedrückt an.
Wir hatten uns mittlerweile gegenüber auf zwei Sonnenliegen gesetzt und mein Blick war starr auf meine Beine gerichtet.

„Ich will dich nicht verletzten, Jimin. Ich liebe dich nach wie vor, aber ich bin mir sicher, dass Baek in dir nur die Chance gesehen hat, mich zu verletzten."
Das wars. Der Auslöser für mein Schluchzen.

Schnell stütze ich meine Ellenbogen auf meinen Oberschenkeln ab und versteckte mein Gesicht in meinen Händen.

Yoongi liebte mich noch immer.
Und verdammt, ich ihn auch.

Is our love enough? | YOONMIN |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt