Kapitel 1

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"Hey Marcel!"

Ich saß gerade am Schreibtisch und las mir ein wichtiges Schreiben durch, als meine Zimmertür schwungvoll aufgerissen wurde und Ramon ins Zimmer gestolpert kam.
"Was ist denn?", knurrte ich ihn genervt an, ohne dabei von dem Schreiben auf zu sehen. Dabei konnte ich mir bereits gut denken worum es ging. Oder denkt ihr wirklich er kommt bloß in meine Zimmer, weil er mich gerade vermisst und das ganz ohne Hintergedanken?

Mein Bruder ließ sich auf mein Bett fallen, welches ordentlich gemacht in der Mitte des Raumes stand - oder wohl eher, welches einmal ordentlich gemacht gewesen war. Nun war die Decke komplett verkrumpelt, was mich innerlich wirklich störte!
Jedoch schien sich Ramon eher weniger etwas daraus zu machen.
"Hast du die Chemie Hausaufgaben schon gemacht?" Fragte er mich unschuldig.
Das konnte doch echt nicht wahr sein! Wieso nur wusste ich, dass genau diese Frage kommen würde?
Wenn jemand beinahe täglich mich nach den Hausaufgaben anbettelte dann war das ja wohl mein fauler Zwillings Bruder. Manchmal überlegte ich wirklich, ob es sich rentieren würde Geld von ihm für die Lösungen zu verlagen. Aber andererseits hatte Ramon sogut wie nie Geld.

Mit einem lauten Seufzen drehte ich mich zu ihm um. "Es würde dir bestimmt gut tuen auch mal etwas für die Schule zu lernen und nicht immer nur bei mir abzuschreiben."

Ramon zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ich kann doch nichts dafür das du eben der begabte von uns beiden bist."
Genau dieser Satz war seine Lieblings Ausrede auf einfach alles, seit bekannt gegeben wurde, dass ich das Unternehmen unseres Vaters - nach seinem Tod - übernehmen würde. Dabei war ich garnicht hochbegabt. Na gut ich lernte schnell und schrieb gute Noten, aber eigentlich war ich in der Schule so wie jeder andere auch.

Der Einsigste Unterschied zwischen Ramon und mir war, das ich eben der Erstgeborenen war.

Seufzend kramte ich in meinem schwarzen Rucksack, welcher neben mir auf dem Boden stand. "Hier du fauler Hund und jetzt lass mich endlich in Ruhe" ich hielt ihm die zwei Arbeitsblätter mit meinen Lösungen darauf hin. Sofort sprang Ramon auf und riss die Blätter mir aus der Hand. Als nächstes hörte ich die Zimmertür ins Schloss fallen. Mein Bruder war echt unmöglich!

~~~

Endlich ertönte das Klingeln der Pausenglocke. Schnell raffte ich meine Schulbücher zusammen und packte sie in meinen Rucksack. Der Unterricht hatte sich heute schon wieder unnötig in die Länge gezogen. Ich hängte den Rucksack mir lässig über eine Schulter und verließ das Klassenzimmer.
Auf dem Flur tummelten sich die ganzen Mädchen aufgeregt um das Aushängeschild der Schule.
Ich meine, es war ja normal  dass auf dem Flur viel los war, aber heute übertraf es jeden anderen Tag.

"Was ist denn da los?", fragte ich Ramon, als ich mich endlich zu ihm durchdrängen konnte.
"Der Termin für den diesjährigen Schulball steht fest. Sag bloß das hast du noch nicht mit bekommen", erklärte er mir lachend. Ach stimmt ja da war etwas.
Den Ball hatte ich neben meinen Geschäften und dem ganzen lernen bereits wieder vergessen. Aber wozu brauchte ich mir auch schon Gedanke zu machen? Ich konnte Schließ jedes Mädchen dieser Schule als Tanzpartnerin haben. Mein Bruder und ich waren sehr beliebt und die Mädchen rannten uns in Schaaren nach. Nur wenige hielten wirklich etwas Abstand, da bereits Gerüchte durch gedrungen waren, wir wären die Kinder eines Mafiabosses.

Ganz so unrecht hatten die Gerüchte damit eigentlich nicht!

Unser Vater war wirklich einer der bekanntesten und mächtigsten Mafia Anführer des Landes. Ihm gehörten viele Teile von und um Chicago und ich war dabei, dass alles von ihm zu übernehmen.
Aber gut zurück zu den Mädchen! Welche sollte ich dieses Jahr für den Ball fragen?
Man sollte meinen, dass mir die Wahl leicht fiel, aber dem war nicht so. Das größte Problem dabei war nicht nur, dass beinahe alle Mädchen gleich aussahen - und damit meine ich, sie hatten die gleichen Frisuren und trugen immer die gleichen Klamotten, als gäb es nur eine Laden auf der ganzen Welt zum shoppen - sondern, dass sie immer in verdammten dreier Gruppen unterwegs waren. Mist, wie sollte man da bitteschön eine von ihnen ansprechen?
Mag sein, dass ich weder Angst hatte mich in eine Schlägerei, noch in eine Schießerei zu hängen - aber das!... das war definitiv schlimmer!
Immerhin sollte meine Tanzpartnerin auch nicht gerade jedes gewöhnliche, dahergelaufene Mädchen sein.

Auf dem Weg zu meinem schwarzen SUV wurde ich von mindestens drei Mädchen gefragt, ob ich mit ihnen gehen möchte. Aber es waren eher Mädchen, welche ich mir für den Notfal auf die Ersatzbank setzten würde. Also lehnte ich höflich und knapp ab!

Mein Gott hatte es Ramon im Gegensatz zu mir gut. Bei ihm war es kein Geheimniss, dass er eher vom anderen Ufer war und bereits seit einem Jahr einen festen Freund hatte. Somit konnte er Seelenruhig neben mit herlaufen, ohne angegraben zu werden. Schließlich war allen klar, dass er seinen Freund fragen würde und es nichts brachte sich falsche Hoffnungen zu machen.

"Wo geht es jetzt hin?", fragte Ramon neugierig nach, als er neben mir auf dem Beifahrersitz Platz nahm und sich anschnallte. "Zum westlichen Lagerhaus. Vater hat mich gestern Abend gebeten dort mal nach dem rechten zu sehen" antwortete ich knapp und startete den Motor.

Ich konnte spüren wie die verwirrten Blicke meines Bruders auf mir ruhten. "Wieso bittet dich Vater darum? Ich bin immerhin der Vorgesetzte dort. Ihr hättet einfach mich fragen können oder vertraut Vater mir nicht?" War ja klar das Ramon nicht begeistert war.
"Ich vertraue dir und das weißt du. Nur der Rest der Familie eben nicht. Daran bist du auch selbst schuld."
Immer musste er sich gegen uns stellen und sich mehr um andere Sorgen, als um unsere Geschäfte. Ich zweifelte manchmal echt daran, das er mein Zwilling war.
In unserer Welt gab es nur uns und unsere Geschäfte. Der Rest der Welt war egal!

Nur wenige Minuten später rasten wir über die Autobahnen und verließen Chicago. Ich liebte es, schnell zu fahren und wenn die Landschaften so verschwommen an mir vorbei zogen. Mit quietschenden Reifen brachte ich den Wagen vor einer großen, alten Lagerhalle zum stehen. Kaum war ich ausgestiegen, kam ein Mann auf mich zu, welcher ununterbrochen auf mich einredete. So Typen gingen mir echt auf die Nerven. Ohne groß etwas zu sagen streckte ich meine Hand aus und vorderte die Mappe mit den Verkaufszahlen an. Ramon schien zu merken das ich genervt war und stieß den Mann bei Seite, während wir zum Büro gingen. Manchmal war es eben doch praktisch, wenn der eigene Bruder auch so eine Art Bodyguard für einen war.

"Die Verkaufszahlen sind diesen Monat nicht sonderlich hoch gegangen", erklärte Ramon mir knapp. "Aber wir liegen noch weit über dem Durchschnitt" Ein leichtes Lächeln legte sich bei den Worten stolz auf seine Lippen. "Ihr könnt also unbesorgt sein." Ich klappte die Mappe zu und ließ mich auf den Ledersessel vor dem Schreibtisch fallen. "Nicht schlecht Bruderherz. Du machst unserem Namen alle Ehre" zufrieden steckte ich mir eine Ziegarette an.

Ramon nahm seine Hände auf den Rücken. "Wie sieht es eigentlich mit der Konkurrenz aus? Vater weiht mich im Gegensatz zu dir kaum in diese Angelegenheiten ein."
Ich schloss die Augen und wank mit einer Handbewegung vom Thema ab. "Uns kommt keiner in die Quere und selbst wenn zeige ich schon wer hier das Sagen hat", antwortete ich ihm ruhig. Mein Bruder schien nicht sehr Überzeugt zu sein. "Überschätz dich nicht. Unsere Gegner sind gut. Bedenke das bitte."
War ja klar das er sich mal wieder versuchte aufzuspielen. Als ob ich mit so einpaar Erwachsenen nicht fertig werden würde und so ängstlich wie Ramon war ich auch nicht!

"Mach dir nicht so viele Sorgen. Das ist ja wohl alles Chef Sache!"

Ich stand auf und verließ das Büro. "Du bist einfach zu ängstlich. Genau aus dem Grund vertraut Vater auch mir alles an und nicht dir." Ich hasse es wenn wir über die Geschäfte sprachen, da Ramon sich manchaml etwas zu sehr aufspielte und ich ihn dann leider an seinen Platz erinnern musste.
"Es war doch nur Glück das du zuerst geboren wurdest", rief mein Bruder mir nach.
Genau das dachte aber auch wirklich nur er. Denn ich sage euch, es war Bestimmung das ich der Ältere bin. Ich alleine werde das Geschäft vergrößern, so das mir keiner mehr das Wasser reichen kann und mir einen unvergesslichen Namen schaffen!

Hey :)

Ich hoffe das erste Kapitel hat euch gefallen und ihr freut euch schon auf die nächsten.

Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare oder schreibt, was ihr von der Geschichte noch erwartet.
Gute Ideen oder Vorschläge nehme ich gerne an. :D

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