Ich kann in der Nacht kaum ein Auge zudrücken, in den Gedanken versunken, dass ich über einen Monat für diesen Moment gewartet habe und er in wenigen Stunden beginnen wird. Und mir wird langsam bewusst, dass ich diesmal richtigen Menschen das Leben nehmen werde und nicht nur Computer gesteuerte Menschen, an denen ihr Tod nicht viel liegt, da sie nicht existieren.
Ich wälze mich in meinem Bett herum und kann nach eine Weile einschlafen. Und ich träume. Ich träume, dass ich es geschafft hätte und glücklich in die Eingangshalle von Hydra eintrete und mich jeder an jubelt. Dass jeder, aber auch wirklich jeder verdammt stolz auf mich ist. Und, dass der Winter Soldier anfängt neben mir steht, und mich ansieht. Er sieht mich an und ist stolz auf mich.
Als ich aufwache, frage ich mich, wie lange ich eigentlich geschlafen habe. Es ist so weit und ich seufze, dass mein Traum nur meine verrückte Fantasie war und ich in der Realität sitze.
Ich springe aus dem Bett und mache meine morgendliche Routine. Als ich aus meinem Zimmer schreite, kommt Marc auf mich zu.
„Alles fit?"
Ein Nicken meinerseits.
„Du wirst noch im Labor gebraucht, bis es losgeht."
Ich runzele die Stirn. Was wollen die im Labor noch von mir? Wollen sie mir noch weitere Spritzen verpassen, bis es losgeht? Naja, eigentlich wäre das ja keine so schlechte Idee, also beeile ich mich.
Als ich dort ankam, fordern sie mich auf, auf der Liege Platz zu nehmen. Sie sagen wie immer nichts. Wie meine Gedanken es vorhergesagt haben, spritzen sie mir wieder irgendein Zeug ein und ziehen meine Nähte aus meiner Augenbraue raus.
„Es ist gut verheilt.", sagt der Arzt, währenddem er daran fuchtelt und mir auch in die Augen starrt, wobei ich aus irgendeinem Grund nervöser werde.
Als ich nach wenigen Minuten wieder entlassen bin, erwartet mich Rumlow schon am Eingang des Labors. Er begleitet mich mit weiteren Soldaten in den nächsten Flur, wo meine Aufregung immer steigt. Wir nähern uns der Tür, die anfangs für mich tabu war, aber jetzt wohl nicht mehr.
Als Soldaten – die uns schon vom weiten aus einem kleinen Fenster – auf der anderen Seite uns die Tür öffnet, bleibt mein Mund etwas offen. Das übersteigt meinen größten Erwartungen. Vor mir erblicke ich ein riesen Gelände, auf welchen ich über dreißig Jets und fünf riesige Helicarrier, welche sicher Platz für über Tausende von Menschen haben. Daneben entdecke ich mehrere Helikopter. Und natürlich alles in grauer oder schwarzer Farbe, was mich nicht wundert.
Überall erblicke ich das Zeichen der Hydra in Rot oder Schwarz und überall sind Soldaten, Labormänner und Piloten, wo das Auge nur reicht. An der anderen Seite erblicke ich einen Computerraum, wo sicher über zwei Dutzend Menschen arbeiten, um die Landebahnen der Piloten zu berechnen und, wo sie landen können. Das Gelände geht ziemlich weit in die Höhe und dann wird mir klar, dass ich in einem alten Bergbau bin, welcher ja unter dem Erdboden liegt. Dass so eine normale Tür in so ein großes Gelände führt, hätte ich niemals gedacht.
Ich bekomme eine neue, bessere Uniform mit einer kugelsicheren Weste von Rumlow in die Hand und ich sehe, dass sie diese schon alle tragen. Rumlow hat bestimmt die Nase gebrochen, was das weiße, dünne Pflaster erklärt, das er dem Winter Soldier zu verdanken hat. Ich würde ihm am liebsten noch einmal draufhauen, damit er den Schmerz richtig spürt, wie ich ihn gespürt habe.
„Schön anziehen.", grinst er frech.
Die Soldaten schreiten die Treppen zu den Flugmaschinen herunter, aber Rumlow nicht und mustert mich, wie ich meine Jacke ausziehe und mit einem schwarzen, engen Tank-Top vor ihm stand. Mistkerl.
Als ich die Weste über mich ziehe, grinst er wieder. „Und die Hose?"
Ich erblickte hinter Rumlow den Winter Soldier, welcher ihn mit verschränkten Armen ansieht. Sein Blick bleibt normal, aber ich kann seine Zähne knirschen hören.
„Nur keine Scheu, ich fass dich schon nicht an."
Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe und muss etwas schmunzeln.
„Ach, du findest das also witzig? Dann bin ich erleichtert, weil ich dachte, der Winter..."
Er dreht sich um und hält inne. Ich muss mir ein Lachen verkneifen und schmeiße stattdessen die Hose auf den Boden und lasse meine alte an. Ich will jetzt zu gerne Rumlows Gesicht sehen, aber ich habe Besseres zu tun und folge den anderen Soldaten. Dennoch entdecke ich den Augenkontakt der beiden, der richtig seltsam ist.
Als ich fast unten angekommen bin, folgt der Winter Soldier mir. Als wir unten angekommen sind, starrt Rumlow immer noch von oben angepisst zum Winter Soldier herunter und bekommt kein Wort heraus.
Als sich vor uns ein Jet bereit macht und der Winter Soldier durch die geöffnete Luke tretet, folge ich ihm. Die Soldaten machen im Cockpit alles startklar und andere machen die Seile zum Abspringen bereit. Mein Herz klopft bei jeder Sekunde mehr bei dem Gedanken, dass es bald passieren wird. Ich bin froh, dass Rumlow in einem anderen Jet mitfliegt, denn er und der Winter Soldier hätten noch einen Kampf im Jet ausgelöst.
„Jet 7 macht sich bereit zum Anflug."
Nach diesen Worten unserer Piloten startet der Jet und fliegt wie viele andere in die Höhe. Kurze Zeit später stellt sich jemand vor uns alle und will die Lagebesprechung beginnen. Ich habe diesen Soldat einige Male im Flur gesehen. Auf seinem Namenschilf steht: Henry Reed. Er ist groß, vor allem gut gebaut und hat sehr kurze, dunkelbraune Haare.
„Das Ziel ist das Gebäude der feindlichen Organisation S.H.I.E.L.D. Die Mission ist es diese zu zerstören, Waffen und ihre besten Leute auszuschalten: die Avengers."
Ich runzele die Stirn, da ich nicht weiß, wer die sind. Als er ein digitales Bildschirm in der Hand hält und es an der Rückwand der Cockpit Sitze stellt, erblicke ich unbekannte Gesichter.
„Steven Rogers. Supersoldat aus den 30er und 40er Jahren. Stufe 6. Gut ausgebildet in der US Army."
Ich erblicke ein Bild eines jungen Mannes mit hellbraunen Haaren, reinem Gesicht und blauen Augen. Das Bild wechselt sich.
„Agent Natascha Romanoff alias Black Widow. Stufe 6. Russin. Ausgebildet von S.H.I.E.L.D als Superkillerin. "
Die junge Frau hat rote, glatte Haare bis zu den Schultern und ein hübsches Gesicht.
„Agent Clint Barton. Stufe 6. Bevorzugte Waffe sind Pfeil und Bogen."
Ich erblicke das Bild eines gutaussehenden, muskulösen Agenten mit hellbraunen Haaren und grauen Augen.
„Und das Hauptziel ist Direktor Nick Fury. Sein Tod würde für uns den Sieg bedeuten."
Dann ist er meine Mission.
„Sind das alle der Avengers?", frage ich ihn.
Henry schaut mich etwas verwirrt an und wechselt den Blick mit dem Winter Soldier.
„Nein.", antwortet er mir und lächelt kurz. „Einer von ihnen lebt in New York, ein anderer lebt auf einem anderen Planeten, aber wenn wir diese ausschalten, sind wir ihnen weit voraus."
Ich nicke. Die Lagebesprechung ist damit beendet und ich stelle mich neben die Luke außerhalb der anderen. Wir sind schon längst in der Luft und, als ich aus dem Fenster schaue, ist es das erste Mal, dass ich das Licht der Erde erblicke.
„Ziel vor Augen.", sagt der Pilot und ich erblicke ein weißes, modernes und vor allem großes Gebäude, welches noch ein großes Gelände besitzt.
Als der Winter Soldier sich hinter mir gesellt und einen Arm gegen die Wand stützt, drehe ich meinen Kopf zu ihm um und er starrt zu mir herunter.
„Aufgeregt?"
Ich schlucke. Er weiß ganz sicher, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann vor Aufregung, deswegen versuche ich nicht mal in seiner Gegenwart zu lügen.
„Ja.", antworte ich ihm.
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The Assassin: Oblivion
ActionNach einem tragischen Unfall verlor die damals sechszehn jährige Skye Sherman ihre Eltern. Neun Jahre später ist sie zu einer erbitterte, einsame Frau geworden, die mit ihrer Vergangenheit abschließen will. Unter Nick Furys Dach der Organisation S.H...