Kapitel 9:

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Eine Woche später

Ich bin sofort auf den Beinen, als ich aufwache. In mir strömt so viel Energie, dass ich sie so schnell wie möglich los werden will. Sofort ziehe meine Unterwäsche und meine Uniform an. Ich binde meine Haare in einen Zopf zusammen, damit sie mich beim Training heute nicht nerven und öffne gelassen die Tür. Nachdem ich sie hinter mir schließe, gehe ich den normalen Weg zur Trainingshalle entlang, als ich eine Tür entdecke, die einen kleinen Spalt geöffnet ist. Ich gehe jedes Mal auf dem Weg zum Training an dieser Tür vorbei und sie scheint immer verschlossen zu sein, aber diesmal wohl nicht. Ich werfe einen kleinen Blick durch den geöffneten Spalt und höre unbekannte Stimmen.

„Wann wird die Stürmung im S.H.I.E.L.D-Gebäude beginnen?"

„Wenn sie bereit ist. Sie lernt noch."

„Aber wir können nicht warten. Es muss bald geschehen. Sie wird schon vermisst, es wird auffallen."

„Mach dir darum keine Sorgen. Sie lernt schnell... habe ich jedenfalls gehört."

Als ich bemerke, dass beide sich umdrehen wollen, gehe ich schnell weiter und husche um die Ecke, damit sie mich nicht entdecken können. Und sofort kommen die Fragen in meinen Kopf; über wen haben sie da geredet? Es war eine 'Sie', also muss die Person weiblich sein, aber ich habe bis jetzt keine weibliche Person gesehen, außer mir. Aber alles passt zusammen und mir wird schnell klar, dass sie über mich geredet haben. Da Alexander Pierce sowas ähnliches gesagt hat, kann es ja nur über mich gewesen sein. Aber das ist eine Lüge, dass ich schnell lerne. Ich bin überhaupt nicht gut und ich habe das Gefühl, dass es Jahre dauern wird, bis ich zum Assassin werde.

Als ich die Trainingshalle betrete, wartet der Winter Soldier schon ungeduldig auf mich. Er steht neben dem Boxring in der Mitte und hält wie immer den Rücken zu mir gedreht.

„Geh da rein.", sagt er etwas zornig und deutet auf die Glaszelle.

Ich gehorche sofort und warte, bis sich die kleine Luke, die so groß wie eine normale Tür ist, sich von selbst öffne und ich eintrete. Als sich die Luke hinter mir schließt, kann ich die Töne außerhalb von mir nicht mehr wahrnehmen. Es scheint, als sei ich von der Außenwelt abgetrennt worden. Und trotz dem kleinen Luftschacht, den ich an der Ecke entdecke, höre ich nichts von draußen.

Der Winter Soldier geht an die Computer, die neben der Glaszelle an der Wand stehen, und tippt irgendetwas ein. Dann ertönt eine weibliche Computerstimme:

„Konstruktion biologischer Welt wird hergestellt."

Um mich herum passieren plötzlich unnatürliche Dinge. Bäume erstehen wie aus dem Nichts. Sie bekommen ihre Form und Farbe und ich spüre unter mir den harten Boden, der mit weichem Gras, Moos und Fichten bedeckt wird. Was geht hier vor? Ist das alles real?

Ich ducke mich und streife mit der Hand über das Gras. Es fühlt sich verdammt real an. Ich schaue zum Winter Soldier und, als er einen weiteren Knopf drückt, verschwindet er und rund um mich herum entsteht ein großer Wald, der wohl kein Ende nehmen will. Ich erblicke die Trainingshalle nicht mehr, sondern einen normalen belebten Wald.

„Konstruktion biologischer Welt wird ergänzt."

Über mir entsteht ein hellblauer, etwas bewölkter Himmel und ich kann das Gezwitscher der Vögel hören. Sogar der Wind, welcher mir ins Gesicht weht, fühlt sich kühl und echt an.

„Feinde hinzufügen."

Bei diesem Satz stockt mein Atem und ich beginne um mich herum zu schauen, um alles ins Visier zu nehmen. Das ist ein Test. Das ist ein verdammter Test. Ich bereue es in diese Glaszelle gegangen zu sein und will schnellstens wieder hier raus. Ich renne in eine Richtung und hoffe an die nächstliegende Glaswand zu stoßen, doch es nimmt kein Ende. Ich bin mir sicher, dass ich sie bereits erreicht hätte, aber stattdessen laufe ich tiefer in den Wald hinein, wo die Bäume immer dichter werden und die Sonne es schwerer bekommt, hin durchzuscheinen.

Als ich nach oben schaue, erblicke ich Männer auf den Bäumen hocken. Sie sind ganz schwarz gekleidet sind und tragen Masken, sodass ich deren Gesichter nicht erkennen kann. Ich weiß nicht, wie viele es sind, aber als sie in einer Ferne von zehn bis zwanzig Meter von den Bäumen abspringen, zähle ich vier Männer, welche sich mehrere Meter vor mich erheben. Sie sind mit langen Schwertern bewaffnet und starren mich bloß an.

„Schwierigkeitsgrad auf ‚Normal' eingestuft."

Ich würde lieber mit ‚Leicht' beginnen, aber dafür gibt es keine Zeit, denn sie greifen mich an. Einer der Männer reißt das Schwert aus seiner Scheide und kommt schreiend auf mich zugelaufen. Als er ausholt und zuschlagen will, ducke ich mich und versuche wegzulaufen, da ich keine Waffe habe, um mich zu verteidigen. Plötzlich greift mich einer an meinem Zopf und schleudert mich mit seiner ganzen Kraft gegen einen Tannenbaum. Der Schmerz am Rücken ist noch auszuhalten, aber es wundert mich sehr, dass der Griff sich so real anfühlt.

Ich zwinge mich selbst aufzustehen und schlage demjenigen, der mich an meinen mit der Faust ins Gesicht, wobei meine Hand augenblicklich beginnt zu schmerzen. Dieser fällt zu Boden und ist augenblicklich bewusstlos.

Schockiert, dass es funktioniert hat, werde ich motivierter, denn ich könnte wirklich gewinnen. Ich schnappe mir das lange Schwert und rennen weiter in den Wald hinein, um Zeit zu gewinnen, wie ich eine Taktik erstellen kann. Immerhin habe ich jetzt eine Waffe, mit der ich mich verteidigen kann.

Hinter mir laufen die drei Männer mir hinterher. Ich bleibe stehen, drehe mich zu ihnen um und mache mich für die nächste Ladung bereit. Als mich der nächste mit dem Schwert angreift, weiche ich wieder aus und steche ihm das Schwert in den Rücken. Das Gefühl es wieder herauszuziehen, ist widerlich und das Blut sieht so real aus – es bringt mich fast um den Verstand. Die nächsten zwei Männer schreien und es kommt zum Schwertkampf, wo ich bemerke, dass ich überhaupt nicht gut darin bin. Deswegen nehme ich erneut die Flucht, wo ich an Distanz gewinne, denn ich habe bemerkt, dass sie viel langsamer sind, als ich. Von einer Distanz von zehn Meter drehe ich mich um und schieße ohne wirklich zu zielen auf einen der Männer. Das Schwert trifft ihm genau ins Herz. Dank des Trainings mit dem Messerwerfen bin ich viel besser geworden darin. Ich renne diesmal nicht davon, sondern sprinte geradewegs auf ihn zu. Beim Ausholen seines Schwertes überrolle ich mich über den Boden, reiße das Schwert aus der Brust des toten Mannes und schieße es in die Richtung des anderes. Diesmal treffe ich am Bauch und es dauert nicht lange und er ist tot.

Triumphierend stehe ich dort, doch es passiert nichts. Ich sehe die Trainingshalle nicht oder sonst irgendetwas, sondern stehe immer noch in diesem Wald und frage mich, was noch passieren soll. Doch so fasziniert von meinem Sieg, bemerke ich nicht, dass der bewusstlose Mann von vorhin nicht mehr bewusstlos ist und mir von hinten sein Schwert in den Rücken sticht und ich auf die Knie falle.

Ich schreie laut auf und spüre einen untragbaren Schmerz am Rücken, der sich auf meinem gesamten Oberkörper ausbreitet. Ich halte mich am Bauch fest, da ich spüre, wie das Schwert durch mich hindurch gespießt wird und ich nichts dagegen tun kann. Dann verschwindet alles um mich herum. Das Gezwitscher, die Feinde, der Wald und der Schmerz lässt nach sehr kurzer Zeit auch nach.

Ich erblicke wieder die normale Glaszelle, in der ich stehe. Als ich herunter zu meinem Bauch schaue und mein Top etwas hochziehe, entdecke ich nichts. Keine Wunde, mal keinen Kratzer. Aber wie kann das möglich sein, der Schmerz fühlte sich so real an?

Als ich mich zum Winter Soldier umdrehe, schaut dieser mich wieder nur so gefühllos an. Als sich die Luke öffne, dachte ich: jetzt bekommst du Ärger. Aber nein.

Er sagt nur: „Lasse niemals deine Feinde am Leben."

Und dann übt er mit mir weiterhin das Messerwerfen und dann die neuste Art: mit Schwertern umgehen und alles, was ich mich frage ist: Wieso kommt er erst jetzt damit?

The Assassin: OblivionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt