Kapitel 9

22 2 1
                                    

Ich sah meine Schwester in ihrem Zimmer. Sie knutschte mit ihrem damaligen Freund Steve rum. Sie schien glücklich zu sein. Es war eigentlich ein ganz normales Bild,das ich hätte sehen können,wenn ich jetzt unerwartet in ihr Zimmer stürmen würde... wenn sie nicht tot wäre...

Die beiden waren wirklich ein süßes Paar.Sie waren schon über zwei Jahre zusammen und in ihrem Zimmer hing anlässlich dieses Jubiläums ein großes,rotes Herz mit der Inschrift "Sophie & Steve"

Dann wechselte das Bild plötzlich. Jetzt sah ich wieder meine Schwester,allerdings hatte sich die Situation um einiges geändert.

Sophie saß heulend auf ihrem Bett,auf ihrem Arm waren tiefe Wunden eingeritzt.Ich wusste ,dass Steve Schluss gehabt haben musste,da das große Herz zerbrochen auf dem Boden lag. Meine Schwester war vom dem Geheule fürchterlich erschöpft.Ich konnte aber auch erkennen,dass sie extreme Angst hatte.

Auf einem kleinen Zettel neben ihrem Bett war "Ich kriege Dich" aus den Schnipseln von Schlagzeilen in der Zeitung zusammengebastelt.

Ich wachte auf.

Die Sonne schien schon. Jetzt wurde mir so einiges klar. Meine Schwester erhielt vor ihrem Tod also auch schon diese Drohungen! Ich wusste nur nicht wie ich darüber denken sollte,einerseits war es positiv,da ich jetzt schon etwas mehr wusste,andererseits bekam der Absender diese Botschaften sie ja wirklich.

Andererseits wusste ich jetzt auch,dass meine Schwester meinte ich solle "schlafen" um diese anscheinend wichtige Information zu bekommen. Sie wollte mir also nichts Böses! Sie wollte mir nur helfen!

Trotzdem schwirrten mir noch 10000 Fragen in meinem Kopf herum.

Wer ist der Absender dieser Drohungen?

Was wollte er von meiner Schwester und nun auch von mir?

War der Absender dieser Botschaften auch Sophies Mörder?

Und was hatte die ganze Sache mit Steve zu tun?

Ich beschloss die Schule heute ausfallen zu lassen und stattdessen nach Hause zu gehen. Meine Eltern waren sicherlich schon wieder zu Hause und bei Tag fühlte ich mich dort auch wesentlich sicherer.

Ich betrat das Haus und hielt für einen kurzen Moment die Luft an,bevor ich "Mama? Papa?" rief.

 Und tatsächlich hörte ich die Stimme meiner Mutter aus der Küche,was eine ungeheure Erleichterung bei mir hervorrief. Es ging ihnen gut.

"Warum bist du nicht in der Schule?" rief meine Mutter scheinbar nebenbei,doch ich wusste dass sie sich schon wieder unglaubliche Sorgen macht.

"Ich hab Kopfschmerzen" log ich,aber meine Mutter gab sich damit zufrieden.

Ich jedoch fing schon wieder an zu schwitzen und ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

"Mama hast du den Spiegel geputzt?" fragte ich diesmal.

Sie blickte mit einer hochgezogenen Augenbraue aus der Küche heraus und antwortete mit einem Nein.

Ich konnte es mir einfach nicht erklären.Die Drohung die gestern eindeutig noch da war,war jetzt verschwunden.

War ich etwa vollkommen durchgedreht? Vielleicht passiert das ja alles gar nicht wirklich?Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein? Bin ich psychisch gestört?

Ich beschloss trotzdem meinen Eltern erstmal nichts von meinen Gedanken und Fragen zu erzählen,da ich ihnen nicht noch mehr Sorgen machen wollte.Sie würden es mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben,was man ja auch irgendwie verstehen konnte.

Ich stapfte die Treppen herauf in mein Zimmer,um wenigstens meine Hausaufaben zu machen und mich auch den nächsten Schultag vorzubereiten.

Der Rest des Tages verlief dann glücklicherweise ziemlich ruhig. Ich legte mich schon gegen 9:00 Uhr abends schlafen und diesmal hoffte ich sogar auf einen  weiteren Traum,um mehr über die ganze Situation zu erfahren.

Der SchattenmannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt