1 Tasse am Tresen

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Gleichzeitig mit dem Klingeln des Glöckchens über der Tür, hob ich auch meinen Blick um den neuen Kunden zu erfassen. Ihre grell grüne Mütze war ihr so tief ins Gesicht gerutscht, dass sie den Kopf nach hinten legen musste, um überhaupt etwas sehen zu können. Ihre Nase und Wangen waren rot von der Kälte draußen und sie rieb hastig ihre behandschuhten Hände aneinander, ehe sie sich die Mütze vom Kopf zog.

Ihr Haar elektrisierte sich, stand ihr wirr vom Kopf ab und klebte ihr am Gesicht, doch sie war der atemberaubendste Mensch, dem ich je begegnet war. »Kaffee«, stöhnte sie, schloss die Augen und atmete tief ein, ehe sie auf den Tresen zu kam.

Clara neben mir langte hinter sich und schwenkte die Kaffeekanne, dann gab sie mir einen Stoß und nickte in Richtung der Tassen. Ihr Stoß riss mich aus meinem Trancezustand und ich stolperte beinahe über meine eigenen Beine, während ich nach der größten Tasse griff, die der Laden zu bieten hatte.

»Gute Wahl, Jüngling«, kommentierte die Fremde und begann auch ihren Schal zu lockern.

»Charlie«, stellte ich mich unaufgefordert vor.

»Näh«, machte sie und lächelte mich strahlend an. »Vorerst bleiben wir bei Jüngling.« Sie senkte den Blick und pustete in ihren Kaffee.

Ein weiterer Stoß von Clara und ich kehrte erneut zurück in die Realität. »Komm, ich zeig dir mal eben das Lager. Da gibt es das ganze Koffein, dass unsere Kundschaft so inhaliert.«

Die Fremde streifte ihren Rucksack ab, schälte sich aus ihrer Jacke und warf sie über den Hocker, ehe sie sich selbst darauf niederließ.


ich hoffe du konntest gut schlafen. BALD SEHEN WIR UNS IN BERLIN

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