In der gesamten Zeit, in der ich bereits im Ann's arbeitete, war es noch nie vorgekommen, dass Rue morgens auftauchte – einer der Gründe wieso ich hauptsächlich die Spätschichten übernahm – und sich einen Kaffee zum Mitnehmen bestellte. Wenn Rue das Café besuchte, dann um stundenlang in den Sesseln zu sitzen, zu lesen oder zu lernen oder einfach bloß Kaffee zu trinken und die Umgebung zu mustern. An diesem Samstagmorgen war ich so verschlafen auf der Arbeit erschien, dass mir schon fast nach heulen zu Mute war. Die Nacht bevor hatte Phil beschlossen einen drauf zu machen und die »entspannte Runde zu zweit« war zu einem vollkommen Chaos mutiert, welches dazu führte, dass ich nach nur drei Stunden Schlaf verkatert aus dem Bett stieg und mich unter die Dusche stellte.
Umso entsetzter war ich, als ich Rues grüne Mütze an der Tür erkannte und um so schneller leerte ich meine vierte Tasse, damit sie keinen Blick auf den Milchkaffee werfen konnte. Rue hatte eine nicht sonderlich hohe Meinung zu kaffeehaltigen Getränken, die nicht die Worte Schwarz und Filter beinhalteten. Doch an diesem Morgen wirkte sie viel zu zerstreut, um überhaupt irgendetwas von ihrer Umgebung mitzukriegen.
Sie zog nicht einmal ihre Mütze aus, als sie den Kopf hob, die Augen und die Nase gerötet und sich an den Tresen lehnte. Ich war John einen schnellen, prüfenden Blick um mich zu versichern, dass er noch immer an den Lippen eines seiner Mädchen hing und lehnte mich dann ebenfalls zu Rue vor. »Alles okay?« Für einen Moment schien sie ebenso verwirrt mich um die frühe Stunde hier zu sehen, wie ich es vor wenigen Augenblicken noch gewesen war, doch dann schniefte sie nur und zuckte mit den Schultern.
»Ich brauche – « Ihre Stimme versagte und sie musste sich räuspern. »Kaffee, zum Mitnehmen.«
Ich gehorchte ihr aufs Wort, auch wenn der Gedanke, den Blick von ihr wenden zu müssen, mir schier psychische Schmerzen zuzufügen schien. Trotzdem füllte ich ihr den Kaffee in den großen Becher und schrieb meine Handynummer mit drauf, ehe ich den Deckel schloss und ihr den Kaffee in die Hand drückte.
»Der geht auf mich«, murmelte ich und sie nickte, dann zog sie die Nase hoch und zwang sich zu einem Lächeln. »Danke, Charlie.«
Beschreibe dein Wochenende in zwei Bildern: LucieJules storyofdie
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Coffee Talks
Teen FictionWenn Rue das Ann's betrat, fragte niemand, was sie haben wollte - es würde immer der größte Filterkaffee in einer Tasse werden. Als Charlie im Ann's anfing, wusste er nicht, dass er jemandem wie Rue über den Weg laufen würde. Rohfassung aus dem J...