Seit meinem Einzug in dem Studentenwohnheim, waren meiner Eltern nur drei Mal zu Besuch gekommen: Zu meinem neunzehnten, zwanzigsten und einundzwanzigsten Geburtstag. Es war ihnen kaum zu verübeln, immerhin trennten uns achthundert Meilen, um so überraschter war ich, als ich gerade dabei war, Milch für einen Latte Macchiato zu schäumen und Paulines Stimme zusammen mit dem Türglöckchen durch den Raum wehte.
Ich versteifte mich, die Milch wurde heißer als geplant und ich zuckte erschrocken zusammen, als meine Hand vor Hitze unangenehm zu Prickeln begann. Ein kurzer Blick durch die Schaufenster zeigte auch meine Eltern, die langsam aber sicher ebenfalls auf das Café zu geschlendert kamen. Pauline zog sich auf den Hocker direkt neben Rue und verkündete lautstark: »Überraschung!«
»Tatsächlich«, stimmte ich zu, beendete die Latte und reichte sie mit einem Lächeln dem wartenden Gast. »Schönen Tag.«
Die Frau lächelte ebenfalls und verließ das Lokal genau in dem Moment, in dem meine Eltern durch die Glastür schritten. Etwas widerwillig trat ich hinter dem Tresen hervor und schloss erst meine Mum, dann meinen Dad in eine Umarmung, Pauline blieb auf ihrem Hocker sitzen. Über Dads Schulter, fanden meine Augen Rues und mit einem knappen Lächeln, setzte sie sich die Tasse an die Lippen und nippte daran. Gleich darauf drang Paulines Stimme zu mir durch und mein Herz setzte für einen viel zu langen Moment aus. »Das ist aber ein süßer Hund.« Rues Augen wanderten zu ihrem Handydisplay, welches aufgrund einer angekommenen Nachricht aufgeblinkt war und das, mir nur zu bekannte Foto des Husky-Mischlings zeigte. Ich wollte gerade zu einer Standpauke ansetzen, da antwortete Rue: »Ja, das war er.«
»Tut mir leid«, plauderte Pauline weiter, die für eine sechszehnjährige nicht nur extrem extrovertiert war, sondern auch besonders blind für Grenzen war, daher plapperte sie einfach unbekümmert weiter, während ich versuchte mich auf meine Mum zu konzentrieren, die verkündete, wie sehr sie sich doch freue, mich endlich wiedersehen zu können. »Als unser Kater starb, habe ich sehr viel geweint, natürlich nicht so viel wie Charlie – das ist mein Bruder – «Rues Blick begegnete dem meinen und ihr Lächeln raubte mir die letzte noch funktionierende Gehirnzelle » – aber er hat auch...«
»Sag mir, wie geht's dir, Charlie?« Mum hielt noch immer meinen Arm fest und ihr Blick suchte den meinen.
»Ganz gut, viel um die Ohren.« als das Klingeln einen neuen Gast ankündigte, löste ich mich erleichtert von Mums Klammergriff und hieß ihn willkommen. Den Blick auf den Neuankömmling gerichtet, der sich gerade die Jacke auszog und sich auf einem der Sessel niederließ, goss ich Rue ungebeten heißen Kaffee in die Tasse. Sie bedankte sich und wandte ihr Gesicht anschließend wieder meiner Schwester zu, die durch Rue' Lehrbuch blätterte und erzählte, dass sie früher unbedingt Tierärztin hatte werden wollen. Ich hingegen kam hinter dem Tresen hervor und nahm die Bestellung entgegen – ein einfacher Espresso, wie langweilig – sowie von dem Pärchen nebenan, die gerne noch eine Schokolade hätten.
Meine Eltern hatten sich an einen Tisch unweit des Tresens gesetzt und ich schrieb mir auch ihre Bestellung auf den kleinen Notizblock, ehe ich begann erst die Schokolade für Tisch vier und anschließend den Espresso für Tisch fünf zu machen. Meine Schwester bestellte auch eine Schokolade, weigerte sich allerdings den Platz neben ihre neugewonnene Freundin zu verlassen und so musste ich mich darauf beschränken, Rue heimliche Blicke zu werfen, statt tatsächlich mit ihr zu sprechen.
Es macht mich etwas traurig, dass diese Geschichte super-kurz wird :c Wenn ich könnte, würde ich Charlie länger behalten (ignoriert alle anderen Figuren in diesem Buch).
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Coffee Talks
Подростковая литератураWenn Rue das Ann's betrat, fragte niemand, was sie haben wollte - es würde immer der größte Filterkaffee in einer Tasse werden. Als Charlie im Ann's anfing, wusste er nicht, dass er jemandem wie Rue über den Weg laufen würde. Rohfassung aus dem J...