Coffee Talks

1 Tasse und ein Stück Kuchen

»Heute wieder allein?«

Rue zog sich die Mütze vom Kopf und verstaute sie in ihrer Jackentasche, während sie mit noch immer eingezogenen Kopf auf den Tresen zu kam. Sie stellte ihren Rucksack auf den freien Hocker neben sich und zog sich selbst auf einen zweiten. »Ein furchtbarer Tag«, entgegnete sie und löste ihren Schal um ihn ebenso achtlos in die andere Jackentasche zu stopfen. Ich goss unaufgefordert Kaffee in die größte Tasse, die der Laden zu bieten hatte und schob ihn ihr über den Tresen zu. »Danke.«

»Was ist los?«, fragte ich und lehnte mich an den Tresen, beobachtete Rue dabei, wie sie vorsichtig ihre geröteten Hände um die Tasse schlang und sich an ihr aufwärmte.

»New Girl hat sein Ende gefunden.«

»Die Serie?«

»Die beste Serie.«

Ich ließ meinen Blick für einen Moment durch das Café schweifen, doch keiner der anderen Gäste schien mich sonderlich zu brauchen. Es war ein ruhiger Sonntagvormittag.

»Außerdem ist Caro wieder zurück an die Columbia.«

»Die Uni?«

Rue seufzte tief und schwer, dann nahm sie einen Schluck von dem heißen Kaffee und verkündete: »Platz sechzehn im Ranking der besten Universitäten der Welt.«

Ich pfiff anerkennend. Rue hob den Blick und lächelte, dann wurde sie mit einem Mal ernst. »Was machst du eigentlich, Padawan?«

»Ich schenke Koffeinsüchtigen Kaffee ein?«

»Und so nebenbei?«

»Versuche ich, Lehrer für Geschichte zu werden«, gab ich zu und schob ihr die Menükarte hin. »Kuchen?«

»Ein Intellektueller bist du also auch«, bemerkte Rue und lächelte auf ihre ganz besondere Art. Mir fielen tausende von kitschigen Liebesliedern der Musikgeschichte ein. »Den Mohnkuchen, bitte.«

Ich dachte, dass die Unterhaltung damit ihr Ende finden würde, dass wir die typischen Muster einnehmen würden. Ich würde sie fragen, ob sie mehr Kaffee wolle und sie würde nicken, sich bedanken, wunderschön sein.

Doch vielleicht war genau das der Tag, an dem ich sie wirklich kennenlernte.

good flight, my love