1-mal schwarz, einmal mit Honig

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Sechs Tage später stand Caro wieder im Café. Wobei man nicht wirklich stehen sagen konnte, wenn Caro irgendwo einfach nur stand, schien sie trotzdem in Bewegung zu sein, die Welt um sie herum schien sich zu bewegen, zu pulsieren. Ihr Haar sah immer ein bisschen aus, als würde es zu irgendeiner imaginären Musik tanzen oder als würde von irgendwo her immer ein sanfter Wind wehen, um ihrem Haar den perfekten Schwung zu verpassen. Wenn ich mich zu sehr auf ihr Gesicht konzentrierte, war es so, als würde sich die Luft um sie herumbewegen, ganz leicht pulsieren, wie etwa die Luft über einer Kerze. Es war so verwirrend, dass ich bevorzugte, gar nicht erst in ihre Richtung zu sehen. Sie war alleine, bestellte zwei schwarze Filterkaffees, den einen so voll wie möglich, den anderen mit etwas Platz für ein Häufchen Honig.

Sie schien mich nicht wiederzuerkennen, was mich allerdings nicht sonderlich verwirrte, wenn man bedachte, dass wir uns einmal gesehen hatten, und das auch noch vor Wochen. Jemand wie ich geriet in Vergessenheit und für mich war das mehr als nur gut. Kaum vorstellbar wie meine Welt aussehen würde, wenn mich jeder Dozent und jeder Kommilitone an der Straße wiedererkannte. Ich schauderte und reichte Caro die beiden Kaffeebecher, wohl darauf bedacht, ihr mein Gesicht nicht zu sehr zuzuwenden. »Schönen Tag.«

Sie nickte langsam, wendete den Blick von mir ab und widmete sich dem Honig. »Dir auch.«


Wer fährt morgen zu Ikea und wirft das nicht mehr vorhandene Geld für Pflanzen aus dem Fenster?

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