Kapitel 5

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Gray

Ich bin einer der Letzten, die in die rhythmischen Schläge miteinsteigen und wie immer haut es mich fast um, als die ganze Menge unseren Herzschlag mit aufzunehmen scheint. Es ist ein berauschendes Gefühl im Zentrum dieses Einklangs zu stehen und ich beobachte mit einem zufriedenen Lächeln, dass diese Tradition den gewünschten Effekt auf die Frischlinge in unserem Team hat. 

Ich erinnere mich noch zu gut, wie es mir letztes Jahr ganz ähnlich ergangen ist.
 Als man mir das erste Mal von diesem Ritual erzählt hat, habe ich nur die Augen verdreht und es als dämlichen Humbug abgetan, der daraus resultiert, dass man der Eishockey-Mannschaft eh schon viel zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Nicht das ich etwas dagegen hätte. Es hat definitiv seine Vorteile Teil des Teams zu sein. Es mangelt einem nie an weiblicher Gesellschaft, manche Professoren, wenn auch nicht alle, drücken hin und wieder ein Auge zu und das Verbindungshaus ist der absolute Hammer.

Aber als ich dann selbst das erste Mal in diesem Kreis stand und unser Kapitän anfing zu sprechen... Mir ist es eiskalt den Rücken runter gelaufen und ob du wolltest oder nicht, du wurdest ein Teil des Teams. Ein Bruder auf dem Eis. 
Seitdem finde ich die ganze Show zwar immer noch an einigen Stellen zu dick aufgetragen, aber ich verstehe welchen Sinn sie erfüllt. Es stärkt die Bande im Team und bereitet einen emotional auf die Saison vor. Denn diese Art von Einklang, den wir in diesem Moment erreichen, brauchen wir auch später im Spiel.

Allerdings nähern wir uns unaufhaltsam dem spaßigsten, wenn auch übertriebensten, Teil des Ganzen. Das "Jungfrauenopfer" wie Lee es immer nennt. Als ob irgendeine der Damen, die hier bei mitmachen, noch Jungfrau wäre.
Eigentlich ist es nur eine Masche, damit niemand von uns die Party allein verlässt, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass auch sonst niemand von uns damit ein Problem hätte, wenn er sich nicht total dämlich anstellt. Sportler sind beliebt. Und das Eishockeyteam erst recht. Und um ehrlich zu sein, suche ich mir lieber in Ruhe aus, wen ich mit in mein Bett nehme. Hier geht es allerdings nur um Geschwindigkeit, damit du nicht die letzten Reste abbekommst, die keiner haben will.

Ich blicke zu Lee, der mir mit seinen Augenbrauen zu wackelt und dann mit einem Kopfnicken in Richtung seines festgelegten Opfers zeigt.
Alexis steht ganz vorne und grinst meinen Freund ihrerseits bereits wissend an. Ich bezweifle, dass Lee Probleme haben wird sie einzufangen. Wenn man ihrem Ruf Glauben schenken kann, hat damit kein Kerl sonderlich große Probleme. 

Was mich allerdings überrascht, ist neben Alexis auch das andere Mädchen stehen zu sehen. Row. Die Kleine, die mich in meinem eigenen Spiel geschlagen hat. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus.

Dann geht alles ganz schnell. Elijah sagt die entscheidenden Worte und die Hölle bricht aus, als eine Horde Mädchen sich nach vorne stürzt. Die Regeln des Ganzen sind ganz einfach: Wer ein Mädchen als erstes einfängt hat damit Anspruch auf sie. Natürlich nur im symbolischen Sinne, aber die Mädchen die hier mitmachen, wissen im Normalfall auch, was es bedeutet und wollen es selbst. 

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es auf eine von ihnen nicht zu trifft. Denn Rows entsetzter Gesichtsausdruck, als Alexis sie mit nach vorne stumpt, verrät, dass sie sich nur über ein Teil dessen bewusst ist, in was sie damit hineingeraten ist. Aber jetzt ist sie Teil des Freiwildes und nach ihrem Auftritt vorhin weiß jeder meiner Teamkollegen, wer sie ist. Ich bemerke sofort, dass sich begierige Blicke auf sie richten und ich weiß nicht weshalb es mich kümmert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von ihnen nichts Anständiges im Sinn haben. 

Also handle ich, ohne wirklich weiter darüber nachzudenken und strecke meinen Schläger aus. Das ist leichter, als mich durch all die anderen durchzuquetschen, die wild durcheinanderlaufen. Ich hake das Ende um ihre Hüfte, gehe einen Schritt vor und ziehe sie zu mir, genau rechtzeitig, bevor Ian, ein Drittsemester, sie am Arm schnappen kann. Er zieht überrascht eine Augenbraue hoch, als ich Row, die erschrocken aufquietscht, auffange und sie mit einem Arm an mich drücke. "Zu langsam, Alter." 

Ian verzieht die Lippen zu einem schiefen Grinsen und tippt sich an eine imaginäre Hutkrämpe, bevor er sich umdreht und wieder auf Jagd geht. Das gibt mir die Möglichkeit meine Aufmerksamkeit auf das Mädchen in meinen Armen zu lenken, die mich verschreckt aus großen dunklen Augen anschaut. Ich Blick ist etwas verhangen, was wohl auch erklärt, weshalb ich sie so einfach zur Seite ziehen und damit raus aus dem Zentrum des Chaos bringen kann. Irgendwas sagt mir, dass sie ohne den Alkohol nicht so gefügsam wäre. Ich behalte den Arm allerdings auch weiterhin um ihre Taille, damit sie nicht wieder Unwissens sich in die Menge stürzt, sobald sie anfängt sich gegen mich zu wehren. Was im Übrigen genau jetzt ist.

"Lass mich los!" 

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