Ich kann nicht glauben was ich da getan habe.
Es ist halb neun und ich bin nervlich ein einziges Wrack, als ich mich im Spiegel betrachte. Selbst mir fällt auf, wie blass ich um die Nase herum bin. Auch die dezente Schminke, die ich aufgetragen habe, hilft nicht mehr dabei, mich gesünder aussehen zu lassen.
Alexis steht hinter mir von meinem Bett auf und kommt zu mir herüber, um mir beruhigend die Hände auf die Schulter zu legen."Row, entspann dich. Du wirst einen schönen Abend haben."
"Du weißt genauso gut wie ich, dass ich für so Sachen nicht geschaffen bin."
Über den Spiegel schenkt mir Alexis einen strengen Blick.
"Rede keinen Unsinn. Hast du nicht erst neulich gesagt, ich soll mich nicht von meinen Dämonen beherrschen lassen? Das gilt für dich genauso. Du scheinst dich mit Gray doch gut zu verstehen und die Eishockeyspieler vergöttern dich seit der Bierpong-Partie so oder so."
Sie greift nach meinem Handgelenk und spielt an dem Silberkettchen, dass darum geschlungen ist, herum.
"Nicht unterkriegen lassen."
Ihr aufmunterndes Lächeln beruhigt meinen Herzschlag tatsächlich ein bisschen und mit einem tiefen Atemzug wende ich mich vom Spiegel ab.
Sobald ich von der Bibliothek nach Hause gekommen bin, habe ich einen Notruf an Alexis gesendet. Sie ist nun seit fast zwei Stunden hier, hat mir bereits mehrmals das Handy abgenommen, damit ich Gray nicht schreiben kann, ganz urplötzlich ein Frauenproblem bekommen zu haben, und hat dafür Sorge getragen, dass ich zumindest halbwegs gut aussehe. Statt der Latzhose stecke ich nun in einer schwarzen Jeans an deren Beinen sich ein Rosenmuster hochzieht und trage dazu ein weißes Langarmshirt, über dessen Ausschnitt zwei Bänder sich kreuzen. Ich muss sagen, damit hat Alexis so ziemlich das perfekte Outfit getroffen. Es ist nicht zu auffällig und wirkt dadurch auch nicht gewollt, sondern ist auf eine schlichte Art hübsch. Meine hellbraunen Haare habe ich zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, in dem sie sich durch meine Zöpfe von vorhin wellen. Irgendwann in den letzten zehn Minuten konnte Alexis mich dann noch zu den goldenen Creolen überreden, die jetzt von meinen Ohren baumeln."Du siehst wirklich toll aus."
Auf Alexis Gesicht schleicht sich wieder dieser übertrieben freudige Gesichtsausdruck, mit dem sie auch hier angekommen ist, nachdem ich ihr gestanden hatte, dass ich heute Abend ausgehe. Sie scheint sich darüber mehr zu freuen als ich, denn um ehrlich zu sein wäre es mir lieber schon im Schlafanzug in meinem Bett zu liegen. Ich glaube mir wird übel.
Um etwas zu tun zu haben gehe ich zu meiner Handtasche, die schon auf meinem Schreibtisch bereitsteht, und überprüfe zum gefühlt zehnten Mal, ob ich alles eingepackt habe.
"Und du bist dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?"
Ich werfe einen hoffnungsvollen Blick über die Schulter zu Alexis, aber sie schüttelt entschieden den Kopf.
"Er hat dich eingeladen. Außerdem wäre Lee auch dort und den Fragen will ich lieber aus der unangenehmen Situation gehen. Aber ich lasse mein Handy dauerhaft auf laut und wenn irgendetwas ist, bin ich nur einen Anruf entfernt, okay?"
Ich nehme erneut einen tiefen Atemzug zur Beruhigung und hänge mir meine Tasche um. Ich verstehe wirklich nicht, wie Gray mich zu einer Zusage überreden konnte. Jetzt mit Abstand bin ich mir wieder vollstens darüber klar, was für eine schlechte Idee das Ganze ist. Selbst wenn Gray, aus welchen Gründen auch immer, tatsächlich meine Gesellschaft mag, wird er seine Meinung spätestens heute Abend ändern, wenn er merkt, wie langweilig ich bin. Ich weiß jetzt schon, wie der Abend ausgeht. Ich werde die ganze Zeit stumm in meiner Ecke sitzen, alle Gesprächsversuche werden im Sand verlaufen, weil ich nichts zu sagen weiß und irgendwann wird Gray einen Grund vorschieben, mich nach Hause zu bringen, weil es ihm peinlich ist, mich überhaupt eingeladen zu haben.
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Things are changing
Teen FictionGray und Row könnten nicht unterschiedlicher sein. Er, ein gefeierter Eishockeystar auf dem College, den jeder kennt. Sie, eine fleißige Studentin, die sich am liebsten aus allem raushält, das andere Personen außer ihre beste Freundin Alexis beinhal...