Kapitel 6

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Ich wachte auf. Das einzige was ich sah - Dampf. Dieser kam wahrscheinlich aus dem Bad, das hieß, dass er duschte. Ich hätte nie gedacht, dass Christian ein so geschlossener Mensch ist, der trotzdem sensibel ist. Die letzte Nacht war wunderschön, ich würde schon sagen, dass es die beste Nacht meines Lebens war. Ich entschied mich aufzustehen und ging ins Bad, um nach ihm zu schauen.

Er drehte sich um, während er in der Dusche stand, die nur von einem Glas umgeben war, auf dem viele Tropfen runterflossen.

,,Guten Morgen!" sagte ich.

Ich bekam jedoch keine Antwort zurück. Also entschied ich mich, rauszugehen und ihn in Ruhe baden zu lassen. Im Wohnzimmer lag Christian's Handy, das ich nahm. Er hatte tausende Anrufe von seinem Vater verpasst, deswegen wollte ich ihn darauf ansprechen. Letztlich kam er aus dem Bad mit angezogenen Klamotten raus, die vom verbliebenen Wasser auf seiner Haut angefeuchtet waren. Er ignorierte mich, er sah mir nicht in die Augen. Es war einfach unglaublich, wie dolle mir seine Berührungen von gestern fehlten.

,,Was ist mit deinem Vater? Er hat dich sehr oft angerufen."

,,Das geht dich nichts an. Du musst gehen, sonst tötet er dich." sagte er mit einer rauen Stimme.

,,Willst du mich nicht beschützen? Was ist mit Jake?"

,,Das interessiert mich nicht, was mit ihm ist."

,,Wie kann man so herzlos sein. Er ist dein Halbbruder."

Er guckte mich garnicht an. Seine Stille machte mir Angst. Was hatte es auf sich? Warum gab es eine Schießerei?

,,Ich gehe eine Runde spazieren."

Ich knallte die Tür zu und ging in unser Zimmer. Dort fand ich eine Karte.
Da ich einige Recherchen machen wollte, suchte ich nach der Innenstadt, um dort eine Zeitung zu kaufen. Christian hatte noch Geld in seiner Tasche, das ich mir schnappte. Ein 10€ - Schein reichte völlig aus.

Ich lief durch den Wald und folgte der Karte, bis ich nach 10 Minuten endlich in der Stadt ankam. Der Ort schien relativ klein zu sein, weswegen ich nach einem Kiosk suchte. Da ich Glück hatte, fand ich sofort einen an der Ecke beim KFC.

Ich sah die Zeitung und kaufte sie. Auf dem Titelblatt - ,,Jake Gray vermisst".
Es erschütterte mich. Er wurde immer noch nicht gefunden, also fragte ich den Verkäufer am Kiosk, ob er genaueres wisse. Aber er verstand kaum ein Wort unserer Sprache und sagte nur verzweifelt, dass er mit seinem Bruder verschwunden sei.

Jemand hatte es auf uns abgesehen. Aber wer wusste, dass wir dort waren? Hatte diese Familie irgendwelche Feinde?

Ich rannte weg, um nicht erkannt zu werden. Das erste Mal, hatte ich die Möglichkeit selbst zu flüchten, nach Hause. Die Polizei zu rufen, aber ich wollte es nicht. Ich rannte wie eine Verrückte zur Hütte zurück, zu Christian. Meine Eltern, meine Freunde und Alcean, sie suchten bestimmt nach mir. Gott sei dank, war ich nicht in der Zeitung.
Ich bogen an der Ecke ab und holte uns noch in einen kleinem Laden etwas zum Essen.

Ich lief den ganzen Weg wieder zurück, davor blieb ich vor einem Park sitzen, setzte meine Kaputze auf und dachte nach. Doch plötzlich setzte sich eine Person neben mich. Es war Jake!
Ich konnte es kaum fassen, er saß neben mir.

,,Psst, sonst finden sie uns noch." sagte er mit einem Lächeln.

,,Wie hast du gewusst, dass wir hier sind?"

,,Ich kenne den Typen selber. Schon vergessen?"

Ich nickte.

,,Komm' mit."
Ich wollte aufstehen, aber er griff meine Hand.

Dear, Emmely - Liebe Geht Über Alles Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt