12. Neonlicht

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Obwohl man Leif bereits anhörte, dass er alles andere als nüchtern war, konnte er sich noch erstaunlich gut auf den Beinen halten. Die Beiden hatten es bereits zu der Straßenbahnhaltestelle, an der sie auch ausgestiegen waren, geschafft. "Die nächste kommt in 'ner dreiviertel Stunde.", meinte John, welcher gerade auf den Fahrplan schaute. Leif nickte nur. Er fröstelte etwas, hätte das jedoch nie zugegeben, doch etwas Gutes hatte die kühle Nachtluft: Er fühlte sich nicht mehr ganz so alkoholisiert. Sein Board hatte er neben sich an die Glaswand angelehnt. "Dann hätten wir ja noch 'ne Weile im Nachtwerk bleiben können.", meinte er etwas verdrossen. John zuckte mit den Schultern. "Das nächste Mal sind wir schlauer." 

"Das nächste Mal trinkst du mehr.", kam es von Leif, der sich mittlerweile neben seinem Board ebenfalls an die Glaswand der Haltestelle angelehnt hatte. Er kramte in seinen Taschen bis er schließlich die angefangene Kippenpackung fand. "Muss das sein?", fragte John, der nichts von rauchen hielt und den Geruch nicht ausstehen konnte. "Sorry.", meinte Leif, der sich seine Kippe bereits angezündet hatte. Wenn er trank, brauchte er das irgendwie - noch mehr als wenn er nüchtern gewesen wäre. "Hab eh nur noch vier.", fügte er hinzu und steckte das Feuerzeug zurück in die Kippenpackung, welche er wieder herum in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Fast schon ein wenig erleichtert, zog er an seiner Zigarette und genoss den ersten Zug. Seine Hand zitterte ein wenig - vor Kälte oder vor Alkohol oder beidem. "Bist du eigentlich sicher, dass du noch alleine heimfahren kannst?", kam es von John, der das Zittern natürlich bemerkt hatte. Leif nickte nur und zog abermals an seiner Kippe. 

"Gib mal deine Handynummer her.", meinte John auf einmal ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen. Leif runzelte die Stirn. "Wieso?", fragte er verwundert. John verdrehte die Augen. "Damit du mir schreiben kannst, wenn du heil angekommen bist und ich mir sicher sein kann, dass du nicht in irgendeinem Straßengraben liegst.", antwortete ihm John. "Oh. Ja, klar. Warte." Leif kramte nach seinem Handy, denn er hatte es bis dato nie für notwendig gehalten seine eigene Handynummer auswendig zu können. John tat ihm gleich und zog sein Handy aus der Hosentasche.

Nachdem sie Handynummern getauscht hatten, schwiegen sie wieder. John hatte sich auf die kleine Bank gesetzt, während Leif neben ihm an der Wand lehnte. "Rutsch ma.", meinte der Punk und John machte gütigerweise ein wenig Platz neben ihm. Leif ließ sich auf die Bank sinken. Er konnte kaum noch das Gewicht seines eigenen Kopfes tragen, weshalb er sich an John anlehnte und seinen Kopf auf dessen Schulter legte. Er war so verdammt müde auf einmal. "Sehen wir uns morgen wieder?", fragte der Punk leise. "Ich denke schon.", gab John von sich. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Leifs Lippen. "Das find ich gut.", meinte er, woraufhin John schmunzeln musste. Der total fertige Leif war irgendwie süß. 

"John?"

"Hm?"

"Ich bin so müde.", gab Leif von sich, der kaum noch die Augen offen halten konnte. Er hasste es, wenn ihn die Müdigkeit überfiel, nachdem er etwas getrunken hatte, nur leider hatte Alkohl fast immer nach einer gewissen Menge und einer gewissen Zeit die gleiche Auswirkung: Er schlief praktisch auf der Stelle ein.

"Dann schlaf' noch ein wenig bis die Bahn kommt.", meinte John und legte dem Punk, der bereits angefangen hatte sanft und gleichmäßig zu atmen, einen Arm um, um ihn ein wenig warm zu halten. 

So saßen sie im Schein des Neonlichts an der Haltestelle und warteten. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei oder es lief eine Gruppe Angetrunkener den Fußgängerweg entlang, während Leif seelenruhig vor sich hin schlief. Nach einer Weile jedoch musste John ihn wecken, denn ein Blick auf sein Handydisplay hatte ihm verraten, dass die Straßenbahn, mit der er fahren musste, bald kommen würde. "Leif?", fragte er und hoffte ihn so wecken zu können. Natürlich reichte das nicht. "Leif?", meinte er abermals etwas lauter.

"Hmm?", kam es verschlafen von dem Punk. "Meine Bahn fährt in fünf Minuten.", erklärte John. Leif gähnte und richtete sich auf. Verschlafen blickte er Richtung John. "Dann sollte ich wohl auch bald los.", meinte Leif und rieb sich die Augen. "Du siehst richtig abgefuckt aus.", kam es von John. Der Punk hob die Augenbrauen. "Na danke. Das will man gleich nach'm Aufwachen hören." John schmunzelte. "Sorry, aber ich sag nur die Wahrheit."

Leif stand vorsichtig auf. Zu unsicher war er sich, wieviel Alkohol sich noch in seinem Blut befand. John war ebenfalls aufgestanden. "Also bis morgen oder so.", kam es von Leif. John nickte. "Du hast ja meine Handynummer und vergiss nicht mir noch 'ne SMS zu schreiben, wenn du Heim kommst." ... "Mach ich.", meinte der Punk, kam einen Schritt auf John zu und umarmte ihn zum Abschied. "Komm ja heil heim.", nuschelte John in Leifs Sweatshirtjacke. Leif nickte leicht. "Keine Sorge.", versuchte ihn Leif zu beruhigen, als bereits die Straßenbahn um die Ecke kam. Schweren Herzens ließ John ihn los. "Versprichst du es mir?", fragte John noch, ehe er einstieg. Er hatte immer noch so seine Bedenken, an Leifs Plan alleine und angetrunken mit dem Board nach hause zu fahren. "Versprochen.", kam es grinsend von dem Punk, der noch kurz winkte, ehe er sein Skateboard nahm und sich umdrehte. 

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So :) Wieder ein Kapitel mehr *whoop whoop*

Das für die Floid-FF wird vermutlich erst heute Abend kommen ;) 

Übrigens vielen Dank für die vielen Kommentare/Reviews! :D Freut mich total :3

Wer irgendwelche Fragen an mich hat, der kann mir immer gerne schreiben! :) 

LG Heide :x 

Wer ist schon wieder dieser John? (Slash)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt