3. Fluffige Hamster

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"Ehrlich gesagt war -rein vom Schmerz her- die Helix am schlimmsten.", meinte Leif und spielte an dem kleinen, runden Piercing an seinem Ohr herum. "Konnte mich über ne Woche nicht auf das Ohr legen." John grinste. "Meine Eltern sind zwar ansich ganz chillig drauf, aber da ich noch 17 bin, werde ich mit Piercings noch ein wenig warten müssen .. Wenn ich mir überhaupt welche stechen lasse." Jetzt war es Leif, der grinsen musste. "Das erste an der Lippe hab ich mir mit 15 mit einer Nähnadel gestochen und ich find dafür ist es ganz gut geworden. Das zweite hab ich aber dann von 'nem Piercer stechen lassen, weil das andere die ersten Monate permanent entzündet war." John sah ihn etwas ungläubig an. "Ernsthaft jetzt?", fragte er. Leif nickte. 

Nach einer Weile des gegenseitigen Austauschs und nachdem die Sonne langsam bereits begann am Horizont zu vesinken, meinte John: "Ich glaub' ich sollte langsam heim. Meine Mum hat sicherlich schon Abendessen gemacht." Leif blickte auf sein Handydisplay und stellte fest, dass es fast schon acht Uhr war. Wo war die Zeit nur hin? Hatte er wirklich die ganze Zeit hier mit diesem Typen und seinem Hund verlabert? "Meine Mum ist vermutlich noch nicht ma zuhause.", kam es Leif. Als ihn John ein wenig bekümmert ansah, fügte er hinzu: "Aber umso besser. Dann hab ich wenigstens meine Ruhe." ... "Na dann. Bist du eigentlich öfter hier? Hab dich vorher noch nie hier gesehen.", meinte John. "Ich bin erst vor etwas mehr als 'nem Monat hergezogen und ja. Solang Herbstferien sind, werd ich hier sicherlich häufiger rumgammeln." John lächelte leicht, als schien es ihn zu freuen, dass er ihn vermutlich wiedersehen würde.

"Also..", meinte John. "Also..", erwiderte Leif und schaute etwas betreten zu Boden. Was war denn mit ihm auf einmal los?! Er sah doch sonst nie betreten zu Boden. "Wir sehn uns ja sicherlich mal wieder." Leif nickte. Das hoffte er irgendwie. "Bis dann.", antwortete er und griff zum Abschied an seine Cap. 

Nachdem John und sein Hund Wolf gegangen waren, versuchte es Leif noch einmal mit den neuen Tricks, die er heute eigentlich ausprobieren wollte, doch seine Konzentration war dermaßen im Arsch, dass er nach wenigen Minuten aufgab und sich stattdessen auf den Nachhauseweg machte. Bei der Fahrt dachte er an John. Er hatte ziemlich durchtrainiert gewirkt. Was er wohl für einen Sport gemacht hatte vor seinem Unfall? 

In Gedanken fuhr er heim. Dort angekommen, ging er das Treppenhaus nach oben, bis er schließlich im vierten Stock war und die Wohnungstür aufperrte. Sein Zimmer war gleich das erste auf der rechten Seite. "Mum?", fragte er, als er eintrat, doch keiner antwortete. Also war sie tatsächlich noch nicht zuhause. Leif stellte sein Board neben seinen Schreibtisch und schmiss sich auf die Matratze, die er sein Bett nannte. Sein letztes Bett war irgendwann einmal kaputt gegangen und seitdem schlief er -pragmatisch wie er war- einfach auf der Matratze. 

"Na Fluff? Sind wir heute Abend mal wieder allein?", fragte er in den Raum und wusste bereits, dass er sicherlich keine Antwort bekommen würde, denn Fluff war sein fetter, kleiner Goldhamster, dessen Käfig neben seinem "Bett" stand. "Dann wollen wir uns doch ma mal was zu essen machen.", meinte Leif und ging in die Küche. Toast mit Rührei musste reichen. 

In etwa zehn Minuten später war Leif wieder in seinem Zimmer, schaute, was es auf Youtube neues gab, hörte Musik und aß nebenbei. Den Rand des Toast ließ er für Fluff über, welcher auch langsam aktiv wurde. Nachdem er aufgessen hatte, kniete er sich neben den Käfig seines Hamsters, öffnete ihn und versuchte Fluff heraus zu locken. Nach anfänglichen Mühen, kam sein Hamster dann doch heraus und knabberte auf Leifs Hand ein wenig an dem übrig gelassenen Toast herum. 

"Gut, dass ich dich hab. Sonst würde ich hier vermutlich noch verrückt werden.", nuschelte er vor sich hin. Leif war kein Mensch, der lange still sitzen konnte. Leif brauchte Bewegung. Viel Bewegung. Deshalb kam ihm sein kleines Zimmer auch immer wie eine Gefängniszelle vor. Er hasste es hier. Am liebsten würde er ja in einer eigenen Wohnung leben, doch da er kein geregeltes Einkommen hatte, war das praktisch unmöglich und außerdem wollte er seine Mutter nicht alleine lassen. So sehr er sie auch manchmal hasste, Leif wusste, dass sie ihn brauchte. 

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Vielen, lieben Dank für die ersten Likes :) 

Freut mich seeeeeeehr :3 

Würde mich auch sehr über den ersten Kommentar freuen ^.-

LG Heide :x

Wer ist schon wieder dieser John? (Slash)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt