42. Blonde Löckchen

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John stapfte die letzten Treppenstufen nach oben. Es war schon eine Weile her, dass er sich das letzte Mal in diesem Treppenhaus befunden hatte. Im vierten Stock blieb er vor einer der zwei Türen, die sich auf dieser Ebene befanden, stehen und betätigte die Klingel. Poltern aus dem Inneren der Wohnung war zu hören und kurz darauf öffnete jemand die Tür. John hatte fest mit Leifs Angsicht gerechnet, weshalb er dementsprechend verwirrt war, als auf einmal eine recht kleine, zierliche Frau mit blonden Locken die Tür öffnete. Hatte er sich in der Tür geirrt? 

Die Frau blickte ihn einen kurzen Moment verwundert, ehe Leif hinter ihr im Türrahmen erschien. Sein Auftreten, wie eh und je: Leicht versturbelte Haare und etwas schmuddelig aussehende Kleidung. Trotzdem verspürte John einen leichten Stich in seiner Brust. "Das is nur John. Hab doch schon mal von ihm erzählt. Er wollt mir mit Mathe helfen.", kam es erklärend von Leif, da er Johns Besuch offensichtlich nicht angekündigt hatte und erst jetzt kam es John, dass es sich bei der Frau anscheinend um Leifs Mutter handeln musste, auch wenn er die beiden in seinem Kopf irgendwie nicht zusammen brachte. Er hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt. Sie war so klein.. so zierlich.. so blond. Einfach so gar nicht Leif.

"Freut mich.", meinte der blonde Lockenschopf, der fast einen Kopf kleiner war als er. "Marit Bergsen.", stellte sie sich vor. "John.", antworte ihr John, als er eintrat und ihr kurz die Hand schüttelte. Leif hatte sich bereits in die Küche verzogen, während John noch damit beschäftigt war die Tür hinter sich zu schließen und die Schuhe auszuziehen. Leif Mutter dagegen war wieder im Bad verschwunden, wo sie anscheinend auch vor Johns Klingelaktion befunden hatte.

"Wieso hast du gemeint, dass wir Mathe lernen?", hakte John etwas verwundert nach, als Leif und er alleine in seinem Zimmer waren. "Meine Mum sieht es nicht so gerne, wenn ich Freunde da hab, was mittlerweile eh nicht mehr sehr häufig der Fall ist. Sie meint immer, dass ich dann nicht genügend für die Schule tun würde." John nickte bedächtig. Das kam ihm irgendwie bekannt vor, nur dass es zu Hause nicht die Freunde waren sondern seine Vorliebe zu Hockey, welche immer wieder ein Konfliktthema darstellte. Freunde, mit denen er großartig Zeit verbringen hätte können, hatte er ja kaum. "Aber du hast nicht wirklich vor jetzt Mathe zu lernen, oder?", kam es scherzhaft von ihm. Der Punk schmunzelte und schüttelte kurz den Kopf. Sein Lächeln. "Neeee.." Er stellte die Mineralwasserflasche neben seinem Bett ab. "Ich hab eher an was Vergnüglichers gedacht. Film schauen oder ma einfach wieder ein wenig Labern. Is ja jetzt auch wieder ne Weile her, dass wir mal länger Zeit haben als nur die blöden Nachmittagspausen." John nickte. Wo er recht hatte, hatte er eben recht.

"Aber es wär vielleicht nicht ganz schlecht, wenn für ne halbe Stunde oder so so tun als würden wir lernen. Zumindest bis meine Mum weg is." John zuckte mit den Schultern. "Mir egal, aber keine Garantie, dass das, was ich dir erkläre dann auch richtig ist." Leif machte eine abfällige Handbewegung. "Ach was. Es reicht ja, wenn du so tust als würdest du etwas erklären. Glaubste meine Mum hätte irgendeinen Peil von Mathe?" Der Punk hatte sich wieder erhoben und kramte jetzt kurz in seiner Schultasche nach seinen Unterlagen. 

"Ich hol dir noch kurz 'nen Stuhl aus der Küche." John nickte nur und trat näher an Leifs mit allerlei Schulsachen zugemüllten Schreibtisch. Lediglich der Bereich vor seinem Bildschirm, also dort, wo sich seine Tastatur befand, war verschont geblieben. John griff nach dem erst besten Heft, das ihm in die Finger kam, und blätterte darin. Wirklich umsichtig schien Leif mit seinen Heften ja nicht umzugehen. Fast jede Seite hatte entweder Eselsohren, einen Wasserschaden oder war irgendwo eingerissen. Dazu kamen noch seine Kritzelein, die wohl Hefteinträge darstellen sollten. John schmunzelte. Wenn er nicht studieren hätte wollen, würden seine Hefteinträge vermutlich von der selben Lustlosigkeit gezeichnet sein. Im Moment ging ihm Schule so ziemlich am Arsch vorbei, auch wenn das seiner Mutter natürlich partout nicht passte. Er sollte schließlich genau wie der Rest der Familie eines Tages zum Akademiker werden, Geld verdienen, ein Häuschen bauen, heiraten und Kinder bekommen. Tja, Mutti. Sieht wohl schlecht aus für deinen Kinderwunsch, wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass Leif eventuell keine Ausnahme war. 

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Und schon wieder so viel Zeit zwischen den Kapiteln vergangen -.-'
Manchmal firsst Schule einfach zu viel Zeit weg :/ 

Aber die Bemühungen sind da!

Hoffe das Kapitel gefällt ;) 
Und weil ihr jetzt wieder recht lange ohne Kapitel auskommen musst, gibt es heute gleich noch ein zweites :) 

LG Heide :x

Wer ist schon wieder dieser John? (Slash)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt