40. Glaube, Liebe, Hoffnung

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Der Einfachheit halber hatten sie sich auf Spagetti mit Tomatensoße beschränkt. Leif trug die beiden heißen Teller hinüber in sein Zimmer, stellte sie neben seinem 'Bett' ab und startete seinen PC. Sie würden schon irgendetwas finden, was sie währenddessen anschauen konnten. John kam kurz darauf mit zwei Gläsern und einer Wasserflasche nach. "Was willste anschaun?", wandte sich Leif an seinen Kumpel. John zuckte mit den Schultern. "Meinetwegen kannste auch einfach Musik rein hauen." Leif, welcher eindeutig zu faul war, um noch irgendwelche Videos im Internet zu suchen, tat wie geheißen und ließ eine seiner Playlists, die er auf dem PC gespeichert hatte, laufen. 

Danach bewegete er sich hin zu John und setzte sich dort, wo eigentlich sein Kopfkissen liegen sollte, welches er jedoch als Polster gegen die harte Wand verwendete. John hatte sich neben ihn niedergelassen und griff nach einem der Teller. Um sich nicht -wie es sonst immer der Fall war- die Ärmel seiner Sweatshirtjacke einzusauen (wie auch immer er das jedes Mal schaffte), schob er diese kurzer Hand nach oben, so dass sein Tattoo, das sonst darunter verborgen lag, wieder zum Vorschein kam. John, welcher bereits die erste Gabel Nudeln im Mund hatte, hielt kurz inne und schien die kaum zerkauten Nudeln kurzer Hand hinunter zu schlucken, als sein Blick auf Leifs Tattoo fiel.

"Was bedeutet das eigentlich?", kam es von ihm, als sein Mund wieder leer genug war, um sprechen zu können. "Einiges.", antworte ihm Leif, der den einen Ärmel seiner Jacke noch etwas weiter nach oben krempelte. "Die vier Wörter - Vertrauen, Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit- stehen für die Basis eines erfüllten Lebens; vergleichbar mit Glaube, Liebe, Hoffnung. Bloß, dass der Glaube für mich recht unwichtig ist - so als Atheist. Der Rabe für alles Schlechte, Dunkle, das einem widerfährt. Die zwei Ziffernblätter..." Er zeigte erst auf das größere, das John zuvor nie wirklich aufgefallen war, da es eher den Hintergrund des Tattoos eingearbeitet worden war, dann auf das kleiner. "... stehen für -wie sollte es anders sein - die Zeit und das für jeden eines Tages seine Zeit gekommen ist. Deswegen auch der Totenkopf darunter." John betrachtete Leifs Tattoo nun etwas genauer. "Und die roten Lilien?" ... "Die sollen den Kontrast zu dem Totenkopf und dem Raben bilden.", kam es von Leif. "Ahhh.."

"Ich weiß. Da steckt sehr viel Abstraktion und Interpretation drin." John nickte. "Aber tausendmal besser, als irgendein bedeutungsloses, chinesisches Schriftzeichen.", meinte dieser grinsend. "Jop.", kam es von Leif, der jetzt auch nach einem der Teller griff. "Hast du dir das eigentlich alles selbst ausgedacht oder basiert das auf irgendeiner Vorlage?", hakte John nach. "Selbst ausgedacht und zum Teil selbst gezeichnet. Aber nur die erst Skizze, damit der Tattoowierer wusste, was ich mir vorstelle. Bin nicht sooo gut im Zeichnen.", kam es von dem Punk. "Sicher nicht billig sowas.." Leif schüttelte den Kopf. "Ne echt nicht. Hab ewig sparen müssen und mir mit ein paar kleineren Hilfsjobs was dazu verdient, damit ich mir das stechen lassen konnte.", meinte dieser.

Nachdem sie gegessen hatten, brachte Leif beide Teller zurück in die Küche. John kam nach und gemeinsam räumten sie die Küche und die Sauerei, die sie veranstaltet hatten, auf.

"So und jetzt darfst du mir noch bei meinen Haaren helfen.", kam es von dem Punk, der gerade noch die Arbeitsplatte der Küchenzeile abwischte. "Du meinst wohl eher 'muss'", korrigierte ihn John. Leif zuckte mit den Schultern. "Ich kann's auch allein machen, aber dann is es für mich eben schwieriger." John schüttelte schnell den Kopf. "Neeeee. Ich helf schon." Der Punk schmunzelte kurz, ehe er den feuchten Lappen in die Spüle schmiss und in Richtung Bad davon ging. John folgte. 

"Du musst einfach nur da an machen und dann an den Seiten mit 18 mm drüber gehen." Leif entging bei seinen Worten natürlich nicht, wie John etwas hilflos drein blickte. "Du siehst ja, wo sie bereits kürzer sind und da einfach noch ma drüber. Da kann nich viel schief gegen.", versuchte er ihn zu ermutigen. John nickte nur etwas wortkarg, als ihm Leif den Rasierer übergab und wenig später dessen vertrautes Summen an sein Ohr drang. Auch wenn John befürchtet hatte, dass er sich verschneiden könnte, so konnte sein Werk letztlich doch als gut gelungen bezeichnet werden. Besser als es Leif vermutlich selbst je hinbekommen hätte. Der Punk betrachtete sich kurz in dem kleinen Badspiegel, wuschelte sich durch die Haare und schüttelte dann seinen Kopf kurz, damit seine Haare wieder wie gewohnt fielen. "Passt doch.", meinte er zu John, der immer noch etwas skeptisch drein blickte. "Wirklich?" Leif nickte. "Logisch. Sagte doch, dass da nix schief gehen kann.", kam es lächelnd von dem Punk, der seinem Kumpel kurz auf die Schulter klopfte. "Sieht irgendwie ungewohnt aus dich mit so kurzen Haaren zu sehen." Leif zuckte mit den Schultern. "Ich bin nur zu faul die selbst immer zu trimmen, sonst würde ich immer so rumlaufen." Er griff nach dem Rasierer, steckte ihn an das Ladegerät an und legte ihn dann neben dem Waschbecken ab. "Die Haare mach ich später weg.", meinte Leif mit einem Blick auf den Boden, den lauter feine kurze, schwarze Haare zierten.

"Sag ma is das eigentlich dein Handy, das da die ganze Zeit vibriert?", kam es von dem Punk. "Ich glaub nicht. Wart ich schau kurz." John hatte sein Handy in eben einer der zwei Taschen eben der Jacke verstaut, die er vorher so sorglos auf Leifs Zimmerboden geschmissen hatte und zu welcher er gerade unterwegs war. "Fuck! Ich hab mein Training total verpennt.", kam es erschrocken von John nach einem kurzen Blick auf das hell erleuchtete Display. Leicht panisch tippte er auf seinem Handy herum. "Und?", fragte Leif, der die Aufregung nicht ganz verstand.

"Kannst doch einfach sagen, dass du krank bist oder dir es grad nich so gut geht?" ... "Spinnst du? Ich kann doch nicht einfach auf krank machen? Wenn das raus kommt, dann kann ich es ganz streichen überhaupt noch bei 'nem Spiel eingesetzt zu werden." John griff nach seiner Jacke und machte Anstalten diese anzuziehen. Leif, der sich eigentlich gerade wieder auf sein Bett geflaggt hatte, richtete sich misstrauisch auf. "Du willst jetzt aber nicht abhauen, oder?" Sein Kumpel blickte mitleidig zu ihm. "Sorry ... aber ich bin eh schon zu spät." Der Punk schien von den Worten, die er da gerade zu hören bekommen hatte, alles andere als begeistern. "Ja, eben deswegen." Er war aufgestanden und hatte John bei seinen Anziehversuchen gestoppt. "Chill man ne Runde." Leif hatte ihn festgehalten. Seine grünbraunen Augen funkelten leicht. "Eishockey is nich alles." John seufzte. "Du vestehst das nicht." Leif schüttelte den Kopf. "Ne echt nicht. Du hast die Auswahl zwischen nem entspannten Nachmittag bei mir oder deinem Eishockeytraining, wo du eh schon zu spät bist und du noch nicht einmal deine Trainingssachen da hast, und du entscheidest dich trotzdem für Eishockey.", knurrte Leif. "Das checkt doch keiner, wenn du einfach sagst, dass du Magenkrämpfe oder was weiß ich hast."  Hätte es John nicht besser gewusst, so hätte er geglaubt, dass Leif fast ein wenig eingeschnappt war. Eishockey war sein Leben -bisher. Trotzdem hatte John innegehalten. Sein Freund hatte recht. Wenn er jetzt losfuhr, seine Sachen holte und dann noch zum Stadium musste, würde er vermutlich eh die Hälfte des Trainings versäumen. Da konnte er auch gleich hier bleiben.

"Sorry ..", murmelte John vor sich hin, ehe er die Jacke wieder zu Boden fallen ließ. Leif schüttelte nur kurz den Kopf. "Es gibt auch andere Dinge im Leben.", kam es von seinem Gegenüber.

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Huhu ihr Lieben und vor allem Geduldigen :0

Als etwas arg verspätetes Weihnachtsgeschenk präsentiere ich hier ein etwas längeres Kapitel :) Ich war in letzter Zeit viel mit meiner FF beschäftigt und muss ehrlich zugeben, dass ich mich hier etwas festgefahren hatte ._." 

Ich freu mich jedenfalls auf eure Rückmeldungen und evtl. Inspirationen ;) 

LG Heide :x *whoop whoop*

Wer ist schon wieder dieser John? (Slash)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt