18. Nudeln mit Tomatensoße

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Es war bereits halbdunkel, als Leif in die Straße einbog und sich vorsichtig umsah. Irgendwo hier musste doch ein Mercedes stehen.. nur wo? Ein paar Meter weiter entdeckte er ihn. Leif näherte sich von hinten und blickte auf die Motorhaube. Perfekt. Es war noch einer der alten. Nochmals schaute er sich um, ob nicht doch jemand in der Nähe war, oder aus dem Fenster lugte, der ihn hätte beobachteten können. Sicherheitshalber sog er seine Kapuze, die er auf hatte, tiefer ins Gesicht. Ihn würde schon keiner erkennen.

Er näherte sich dem Wagen, welcher glücklicher Weise nicht direkt im Lichtkegel der nahegelegenen Straßenlampe stand. Nur wie bekam er jetzt diesen Stern da ab? Abknicken? Nee .. Da beschädigte er am Ende noch den Rest des Autos und das wollte er schließlich, wenn möglich, vermeiden. Einfach mal dran ziehen? Etwas zögerlich zog er einfach an dem Mercedesstern und merkte, wie er sich tatsächlich bewegte. Leif zog abermals daran und der Stern löste sich aus seiner Halterung. Das war einfacher als gedacht. Schnell ließ er den Stern in seiner Tasche verschwinden, ging so als wäre nichts gewesen zum Ende der Straße, schwang sich wieder auf sein Board und machte dann, dass er schnellst möglich Land gewann.

Zuhause angekommen, war seine Mutter bereits von der Arbeit zurück. "Willst du mitessen?", fragte sie ihn, als er die Wohnungstür hinter sich schloss. "Was gibt's denn?" ..  "Nudeln mit Tomatensoße.", kam es aus der Küche. Das war sozusagen das Standardtgericht, das seine Mutter praktisch immer kochte. "Geht klar.", rief er zurück und stellte sein Board in sein Zimmer.

Gemeinsam saßen sie wenige Minuten später schweigend an dem kleinen Esstisch, der gerade so in die enge Küche passte. "Warst du heute wieder unterwegs?" Leif nickte. "Jemanden neues kennengelernt?" Leif nickte abermals. "Erzähl doch mal." Der Punk seufzte. "N Typen namens John.", antwortete er ihr. "Und? Versteht ihr euch gut?"  ... "Schon." Seine Mutter lächelte sanft. "Dann lad ihn doch mal ein. Würd ihn gerne kennenlernen. Wir könnten doch gemeinsam zu Abend essen." Leif verdrehte die Augen. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich jemanden zu uns in die Wohnung einladen möchte.", kam es von dem Punk. "Wieso denn nicht?", fragte seine Mutter völlig verständnislos. "Schau dich doch mal um. Das kann man ja nicht mal Wohnung nennen." Er wusste, dass diese Worte seine Mutter verletzen würden, doch andererseits sprach er nur aus, was er dachte. Das hier war kein Zuhause .. Das hier war einfach nur eine Unterkunft, wo man nachts schlafen konnte. 

Leif hatte keinen Bock anderen Menschen zu zeigen in welch bescheidenen Verhältnissen er und seine Mutter wohnen mussten - um es mal noch in einem positiven Ton auszudrücken. Vor allem, wenn er dran dachte, wie John lebte. "Du hast absolut keinen Grund dich dafür zu schämen, Leif Bergsen! Ich arbeite hart für mein Geld und diese Wohnung hier!" Seine Mutter war aufgestanden und sah ihn entrüstet an. "Ich weiß Mum. Beruhig dich. Das war ja auch kein Vorwurf, aber schau dich doch mal um.", versuchte Leif seine Mutter zu beschwichtigen. Es war eine bescheuerte Idee gewesen ihr die Wahrheit zu sagen. Er wusste schließlich zu gut, dass seine Mutter alles andere als glücklich mit ihrer momentanen Lebenssituation war. Die Trennung von ihrem Freund machte ihr schließlich immer noch zu schaffen.

Langsam fingen die Augen seiner Mutter an zu feucht schimmern und eine salzige Flüssigkeit schien sich in ihnen zu sammeln. "Ich würd dir auch gerne mehr bieten können, als das hier .. " Sie schniefte. "Mum. Jetzt setz dich bitte wieder und iss weiter. Ich komm damit klar. Ich hab doch alles, was ich brauche." 

Leif war aufgestanden und zu seiner Mutter gegangen. Vorsichtig legte er ihr einen Arm um. "Es ist doch in Ordnung für mich. Ich will nur nicht, dass das jeder weiß." Er führte seine Mutter zurück an ihren Platz und drückte sie in ihren Stuhl. "Willst du ein Glas Wasser?" Seine Mutter nickte. Ihre Augen waren mittlerweile rot verquollen. Leif drehte sich um, holte ein Glas aus dem Schrank und befüllte es in der Spüle mit frischem Leitungswasser. Danach reicht er es ihr. Er verschwand kurz aus der Küche und kehrte mit einer Packung Taschentüchern zurück. "Ich wünschte das wäre alles irgendwie anders gelaufen...", schluchzte seine Mum vor sich hin. Leif winkte ab und legte die Packung Tempos auf den Tisch. "Das ist doch nicht deine Schuld." Er wusste, dass sie von ihrer Beziehung zu Thomas redete. 

Wieder schniefte seine Mutter und wieder fühlte sich Leif schlecht, dass er es schon wieder geschafft hatte seine Mutter zum Weinen zu bringen. Eigentlich versuchte er immer möglichst nachsichtig mit ihr umzugehen, aber seit der Trennung war sie einfach zu nah am Wasser gebaut und brauchte womöglich einfach nur Zeit mit all dem zu Rande zu kommen. Er hoffte es jedenfalls. 

Nach dem Abendessen räumte Leif die Küche auf, während er seine Mutter mit einer billigen Flasche Rotwein vor den kleinen Röhrenfernseher verfrachtet hatte und diese sich irgendeine schnulzige Liebeskomödie ansah. Hoffentlich war sie bald über ihren blöden Ex hinweg. 

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Viel Spaß mit dem Kapi! 
Freu mich wie immer über Rückmeldungen oder Kritiken ^-^

LG Heide :x

Wer ist schon wieder dieser John? (Slash)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt