Kapitel 22

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Cassies Sicht

Die Zeit ist noch nie so langsam vergangen. Ich lehne mich zurück und ruhe meinen Kopf an der Wand hinter mir aus, während Katherine und Cho darüber streiten, welches Shirt im Angebot ist. Die beiden haben mich praktisch gezwungen, Back-to-school-Shopping mit ihnen zu machen; Katherine ist überzeugt, dass es mich von Draco ablenken wird.

Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Mein Hirn erfindet die schrecklichsten Szenarien, die ihm wiederfahren könnten. Ein paar haben es geschafft, dass es mir richtig übel geht. Ich bin dankbar, dass Katherine und Cho sich so um mich kümmern, aber…es gibt nichts, was sie tun können, um mir zu helfen.

„Das Schildchen sagt doch klar fünfzehn Prozent Rabatt, Cho“, schnaubt Katherine und schiebt Cho den Ärmel des seidigen blauen Shirts unter die Nase. „Ich glaube, du solltest zum Augenarzt gehen.“

„Ich weiß, was da steht“, kocht Cho und grapscht das Shirt aus Katherines Griff. „Aber es war auf der Stange mit den normalen Preisen und das Shirt hier –“ sie hält eine pfirsichfarbene Bluse hoch, „– war auf dem Haufen mit den runtergesetzten Kleidern.“

Katherine entfährt ein genervtes Seufzen, sie deutet auf mich und meint: „Naja, vielleicht solltest du Cassie fragen, weil du offensichtlich nicht akzeptieren kannst, dass ich Recht habe.“

Beide drehen sich zu mir und sehen sofort, dass ich nicht gehört habe, warum sie streiten. Ich wende ihnen meinen Blick zu und beiße mir entschuldigend auf die Lippe. „Sorry … worum geht’s?“

„Vergiss es“, faucht Cho, dann wird ihre Stimme sanfter. Als sie mich ernst anschaut, fragt sie behutsam: „Geht es dir gut?“

Natürlich nicht, denke ich trocken. Seit drei Monaten habe ich Draco nicht gesehen und ich bin krank vor Sorge um ihn. Ich habe fast nichts gegessen und ich habe unser Haus seit Wochen nicht verlasse, außer für diesen Shoppingtrip. Ich habe meinen Sommer damit verbracht, in meinem Zimmer zu liegen und die Zeit mit Besorgt sein verschwendet. Meine Augen sind matt geworden und ich habe dunkle Augenringe. Ich bin mir sicher, dass die nie mehr verschwinden werden. Ich habe keine Zeit damit verbraucht, meine Haare herzurichten oder Make-Up aufzulegen. Man kann sagen, dass ich scheußlich aussehe.

Ich lächle die beiden schwach an und antworte: „Mir geht es gut.“

Es ist klar, dass mir keine glaubt. Katherines Blick ist misstrauisch und sie tritt näher an mich heran. „Cassie, du musst aufhören, dir Sorgen zu machen. Ihm geht es sicher gut.“

Sie wissen beide, dass Draco ein Todesser ist; die gesamte Zaubererwelt weiß es. Der Tagesprophet hat zahlreiche Artikel darüber veröffentlicht, wie tief die Malfoys fallen, und über ihre Angelegenheiten mit den Dunklen Künsten und wie sie alles verlieren werden. Ich habe es Cho und Katherine gesagt, sodass sie es vorher wussten. Anfangs waren sie fuchsteufelswild, ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich nehme an, dass sie darüber hinweggekommen sind, weil sie noch mit mir sprechen und mich zum Shoppen mitnehmen.

Ich seufze lange, was mir einen neugierigen Blick einer alten Hexe, die ein paar Reihen entfernt steht, einbringt. Ich warte, bis sie wegschaut, ehe ich leise sage: „Ich kann nicht nicht an ihn denken. Ich habe keine Ahnung, was bei ihm los ist; die einzigen Informationen kriege ich vom beschissenen Tagespropheten.“

Für einen Moment herrscht Stille, dann sagt Cho halbherzig: „Naja…andererseits wirst du ihn in einer Woche sehen.“ Ein seltsames Glücksgefühl und sogar Aufregung durchströmt mich. Die erste Septemberwoche ist noch exakt eine Woche entfernt.

Aber das gute Gefühl verfliegt so schnell, wie es gekommen ist. Ich stopfe meine Hände in die Taschen meiner Jeans und sage: „Ich bin mir nicht sicher, dass er zurück nach Hogwarts kommt.“

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt