Kapitel 19

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Cassies Sicht

Draco und ich schwänzen unsere letzten zwei Unterrichtsstunden am nächsten Tag. Er wollte den ganzen Tag schwänzen, aber ich hielt hartnäckig an den letzten zwei fest. Ich will unseren Abschied nicht schlimmer machen, als es sein muss.

Ich treffe ihn wieder unten am See, weil keiner von uns im Raum der Wünsche sein möchte. Wir sagen nichts, während ich mich an ihn schmiege und ich weigere mich, seine Hand loszulassen. Das Schlossgelände ist still und die Sonne scheint grell auf den See.

Nachdem wir eine Weile lang nur schweigend nebeneinander gelegen sind, setze ich mich auf, schaue Draco in die Augen und sage ernst: „Lass uns schwimmen.“ Trotz allem, trotz dem, was in ein paar Stunden passieren wird, grinst Draco. „Cassie, du bist verrückt.“

„Na gut“, ärgere ich mich, lange nach unten und ziehe meine Schuhe aus. „Dann lassen wir eben nur die Füße reinhängen.“

„Ich will nicht“, seufzt Draco wie ein trotziges Kind.

Ich runzele die Stirn, dann strecke ich meinen Arm aus und beginne, seine Schnürsenkel zu entknoten. Ich ziehe ihm einen Schuh aus und sage: „Na zu Schade. Du musst dich entspannen, Draco.“

Er öffnet seinen Mund, um zu protestieren, und ich verübele es ihm nicht. Entspannung ist wahrscheinlich das Letzte, woran er denkt. Aber Draco scheint was anderes zu denken, schließt seinen Mund und lehnt sich nach vorne, um seinen anderen Schuh auszuziehen.

Ich stehe auf und ziehe ihn mit mir, als ich die paar Schritte zum See hinuntergehe. Ich trete in das Wasser und fröstele, als der kalte Schlamm sich zwischen meine Zehen drängt. Draco steht neben mir und ich höre ihn laut atmen, als das Wasser gegen seine Füße klatscht. „Es ist immer noch kalt“, murmelt er, fast, als ob er mit sich selbst reden würde.

Es erinnert mich an den Tag, als wir zusammen schwimmen gegangen sind. Es scheint mir so lange her. Das war, als ich noch dachte, dass wäre einfach, als ich noch nicht jeden Tag Sorgen hatte oder traurig war. Als Matt noch am Leben war und Draco einfach…Draco.

Ich spüre, wie die Tränen sich in meine Augenwinkel drängen, aber ich lasse sie nicht fließen. Ich werde nicht weinen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und tue, als ob ich den Himmel betrachten würde. Hoffentlich fließt das Wasser in meinen Augen zurück. Es funktioniert verrückterweise; ich drehe mich, damit ich Draco anschauen kann.

Er starrt mich an und ich weiß, dass er es gesehen hat. Wir schauen lange Zeit nicht weg, als wären wir zu ängstlich, um überhaupt zu blinzeln. Dann drückt Draco meine Hand und sagt sanft: „Ich liebe dich.“

Mein Herz setzt aus. Auch wenn Draco und ich praktisch ein Paar sind, dachte ich nie, dass er der Typ wäre, der es laut ausspricht. Für eine Sekunde weiß ich nicht, was sagen; wenn ich es zurücksage, wird unser Abschied vielleicht noch schwerer als er sowieso schon ist. Aber ich verliere mich im Grau seiner Augen und plötzlich muss ich nicht länger nachdenken. „Ich…liebe dich auch.“

Er streckt langsam seine Hand aus und streicht mein Haar zur Seite. Ich höre ihn lautlos sagen: „Du bist so schön.“ Und dann lehnen wir uns aneinander und unsere Lippen treffen sich.

Ich kann nicht zählen, wie oft wir uns geküsst haben, aber ich bin mir sicher, dass es diesmal am besten und am leidenschaftlichsten ist. Vielleicht ist es so, weil wir beide Angst haben, oder weil wir so lange voneinander getrennt sein werden. Aber wie Draco mich heute küsst ist so wunderbar; ich klammere mich an ihm fest, als ob ich Angst hätte, dass ihn der nächste Windstoß davontreibt.

Draco zieht mich mit sich runter, sodass er mit dem Rücken auf den Blättern liegt und ich auf ihm bin. Ich öffne meinen Mund, um seine Zunge hineinzulassen und spüre, wie er sacht in meine Unterlippe beißt. Das bringt mich zum Lächeln, bis Dracos Hand unter mein Shirt wandert und jegliche Art von Konzentration unmöglich wird.

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt