Kapitel 29

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Dracos Sicht

Meine Arme werden müde davon, Cassie die vielen Treppen hochzutragen. Es ist nicht so, dass sie sonderlich schwer ist, im Gegenteil, es ist erschreckend, wie leicht sie ist. Aber ich fühle mich schon seit fast einem Monat so ausgelaugt und das hilft nicht gerade.

Als wir in den Gang mit dem Raum der Wünsche ankommen, werden meine Knie weich vor Erleichterung. Ich verlangsame meine Schritte genau davor, wo eigentlich die Tür sein sollte, und schreite auf und ab.

„Sind wir schon da?“, fragt Cassie schläfrig und bringt mich ein wenig zum Lächeln. Ich schiele auf sie hinunter, als die Tür vor uns erscheint. Ich bin fast krank vor Sorge, als ich bemerke, wie blass sie geworden ist, seit ich das letzte Mal hingeschaut habe.

Ich öffne die Tür unter Schwierigkeiten und sage sanft: „Wie fühlst du dich?“

„Wie Scheiße“, antwortet sie ehrlich, während ich die Tür hinter uns schließe. Ich gehe zu unserem Sofa, lege sie behutsam auf die Kissen und murmle hastig eine Entschuldigung, als sie vor Schmerz aufschreit.

„Vielleicht würdest du dich besser fühlen, wenn du deine Augen offen gehalten hättest, wie ich es dir gesagt habe“, sage ich frustriert. „Du hörst nie auf mich.“

Cassie schaut mich nicht mehr an, sondern starrt mit halbgeschlossenen Augen zur Decke. Sie flüstert zitternd: „Mein Arm tut weh.“

Ich beiße mir auf die Lippe und krieche neben sie, meine Wut verschwindet sofort, als ich sehe, wie starke Schmerzen sie wirklich hat. Ich reibe sacht ihre Schulter und antworte leise: „Ich weiß. Versuch aber, noch ein bisschen länger wach zu bleiben, okay?“

Ihre Antwort ist nur ein langsames Blinzeln. Ich stehe wieder auf und gehe zu einer Seite des Raumes, um Tücher zum Stoppen des Blutes zu suchen. Ich kenne einen Spruch, der den Schnitt leicht heilen könnte, aber ich kann ihn nicht benutzen, solange sie bei Bewusstsein ist.

Die Tücher erscheinen wie aus dem Nichts; ich drehe mich um und sehe sie neben dem Sofa liegen, als wären sie die ganze Zeit schon dagewesen. Ich knie mich hin und nehme ein paar, während ich darüber nachdenke, ob der Raum sie nur erzeugt hat, weil ich sie brauche.

Als ich zum anderen Ende der Couch trete, sehe ich, dass Cassie ihre Augen geschlossen hat. Mein Magen verdreht sich aus Angst, dass sie aufgehört hat, zu atmen.

Aber ich bemerke ein leichtes Heben und Senken ihrer Brust und ich atme erleichtert aus. Sie sieht immer noch leichenblass aus und ich nehme war, dass ihr Arm noch stärker als zuvor blutet. Ich bündle das dickste Tuch, das ich finden konnte, zu einer Rolle und presse es gegen die Wunde.

Cassie schrickt aus ihrem Schlaf, ihr Gesicht verzieht sich vor Schmerz. Ich fühle mich so schuldig, aber ich drücke noch fester gegen ihren Arm. Das Tuch wird schon fleckig rot.

Ich wische den Großteil des Blutes ab, bis ich sehe, wie schlimm der Schnitt wirklich ist. Er ist etwa zwölf Zentimeter breit an der größten Stelle. In meinem Kopf dreht es sich als ich wahrnehme, dass man den Knochen durch das Blut schimmern sieht.

Ich nehme meinen Zauberstab heraus und schneide vorsichtig den Ärmel ihres Gewandes ab. Er fällt auf den Boden, er knistert ein wenig von all dem getrockneten Blut.

Ich spüre, wie ein Schweißtropfen meine Stirn hinunterläuft, und ich wische ihn hastig mit meinem Ärmel ab. Ich weiß, dass ich den Heilspruch jetzt benutzen muss, ehe Cassie aufwacht, aber ich habe Angst, ihr noch mehr wehzutun.

Ich beiße meine Zähne zusammen und rücke näher zu ihr. Ich räuspere mich zitternd. Ich muss das tun.

Als ich die ersten paar Worte des Spruches murmle, rufe ich mir schmerzhaft den Tag in Erinnerung, als Potter mich mit Sectumsempra getroffen hat und Snape denselben Spruch verwenden musste. Ich fühle das bekannte Gefühl von schlechtem Gewissen, weil ich Cassie immer noch nichts von diesem Tag erzählt habe.

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt