Kapitel 1

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Der Dampf des Zuges schwebt über der Menschenmenge, Familien winken ihren Kindern zu, die abreisen zur Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei.

Ich strecke meinen Kopf aus der Tür als der Zug sich langsam in Bewegung setzt, um meinen Eltern zuzuwinken.

Mein Vater ist ein kleiner, kahlköpfiger Mann, der nicht aus der Menge hervorsticht. Es ist lustig, denn meine Mutter ist das komplette Gegenteil. Sie ist groß und gebräunt und hat welliges braunes Haar, für das andere Frauen töten würden. Nun, denke ich, Gegensätze ziehen sich an.

Ich zwinge mich, weiterzuwinken, bis wir um die Kurve sind, dann seufze ich erleichtert. Verabschiedungen sind immer chaotisch mit meiner Familie.

Meine Freundin Katherine zerrt an meinem Ärmel und blitzt hinauf zu mir. Ich habe die Größe meiner Mutter geerbt, also überrage ich die meisten Leute. „Komm“, sagt sie zu mir, „lass uns gehen und die anderen suchen, bevor alle Plätze besetzt sind.“

Ich verdrehe meine Augen und folge ihr. Katherine ist in Ravenclaw, zusammen mit mir, und wir beide sind jetzt im sechsten Jahr. Wir haben uns auf Gleis 9 ¾ in unserem ersten Jahr in Hogwarts getroffen. Es bringt mich zum Lächeln, wenn ich daran denke; wir waren damals so unbeholfen. Heute sind wir praktisch Schwestern.

Katherine zieht die Abteiltür auf, als sie den Rest unserer Freunde in Ravenclaw sieht. Ich ziehe genervt eine Augenbraue hoch, als ich sehe, dass das Abteil voll ist.

„Danke, dass ihr uns einen Platz freigehalten habt, Leute“, rufe ich Matt und Danny zu, die sich um einen Schokofrosch zanken. Ich tue so, als ob ich sauer wäre und füge hinzu: „Nett zu wissen, dass wir so gute Freunde haben.“

Katherine zeigt Cho die Zunge, diese kichert darauf: „Sorryyy, nicht unsere Schuld, dass ihr eine Ewigkeit gebraucht habt, hierher zu kommen.“

Ich öffne meinen Mund, um eine Beleidigung zurückzuschleudern, aber ich halte mich zurück. Niemand könnte gemein zu Cho Chang sein. Nicht nach dem, was vor zwei Jahren passiert ist. Stattdessen spotte ich über Danny, der nicht aufhört zu sagen, dass ich auf seinem Schoß sitzen könnte. Katherine knallt die Tür zu, fester als normal, woraufhin wir gedämpftes Lachen hören.

Ich rolle wieder mit den Augen, drehe mich zu Katherine und sage: „Na toll. Wo –“ „Ist alles in Ordnung, Miss Jackson?“

Ich kreuze meine Arme vor der Brust, als ich merke, dass es Professor McGonagall ist. Sie scheint Katherine nicht bemerkt zu haben und schaut bloß mich durch ihre Brille an.

„Wir können nirgends sitzen. Alles ist besetzt“, versuche ich ihr zu erklären, während ich zu Katherine schiele und versuche, nicht über ihren Gesichtsausdruck zu lachen. Sie ist sauer auf McGonagall, weil diese ihre Anwesenheit vergisst.

„Nun, ich bezweifle das“, antwortet sie streng „Folgen Sie mir.“

Weil wir nicht ungezogen sein wollen, indem wir ihr sagen, dass wir selbst unsere verdammten Plätze finden können, folgen Katherine und ich widerstrebend der Professorin.

Es ist ein langer Weg, bevor wir überhaupt ein wenig Platz finden. McGonagall öffnet die Abteiltür und sagt mit einem Schnaufen: „Ich nehme an, hier ist nur Platz für eine von euch. Die andere wird zu den Slytherins am Ende des Zuges gehen müssen.“

Ich brauche einen Moment, um das zu realisieren. Als ich merke, dass ich lieber mit einem Haufen Hufflepuffs zusammengequetscht sitze, als an einem Tisch und von Slytherins umgeben, ist es zu spät. Katherine ist losgeflitzt, schlüpft durch die Tür und setzt sich neben einen Zweitklässler.

„Heilige – ugh, Katherine!“, schreie ich und will etwas viel schlimmeres sagen. Aber mit McGonagalls vorwurfsvollem Blick im Rücken, traue ich mich nicht.

Katherine wirft mir ein trauriges Lächeln zu und ich weiß, dass sie sich wenigstens ein bisschen schuldig fühlt. Ich bin zu wütend um ihre stille Entschuldigung anzunehmen.

McGonagall schließt die Tür mit einem kleinen Schnipser ihres Ebenholz-Zauberstabs und weist den Gang hinunter. „Die Slytherins sind da. Willst du, dass ich dich begleite?“

Mein Magen schlingert beim Gedanken, zu all diesen Slytherins zu gehen, aber mit einem Lehrer würde es alles zwanzigmal schlimmer machen. Ich antworte hastig: „Öh, nein, ich komm‘ schon zurecht.“

„Sehr gut“, sagt die Professorin und fügt mit einem kleinen Lächeln hinzu: „Genieße die Fahrt.“

Sie ist weg, bevor ich mit etwas herausplatzen kann, das mir einen Monat Nachsitzen einhandeln würde. Diese Bitch! Es ist, als ob sie geplant hätte, dass das passiert.

Ich erwäge kurz, zurück zum Abteil mit all meinen Freunden zu rennen und sie zu zwingen, zusammenzurücken, bis ich hineinpasste, aber ich verwerfe den Gedanken. Ich bin nicht feige; ich schaffe das.

Aus Nervosität beiße ich mir aber auf die Lippe, als ich durch die Reihen mit Abteilen gehe und hoffe, dass jemand freundlich eine der Türen öffnet und mich einlädt, bei ihnen zu sitzen. Natürlich passiert das nicht.

Ich gelange ans Ende des Korridors und ziehe langsam die Trennwand auf.

Irgendwie erwarte ich, dass alle ihre Köpfe drehen und mich anstarren, als ich ins Gebiet der Slytherins gehe. Aber nur ein paar schauen auf und blitzen mich an, als ob ich die Scheiße unter ihrem Schuh wäre. Ich mache einen tiefen Atemzug und zwinge meine Beine vorwärts – ich schaffe das.

Zu meiner Enttäuschung ist hier auch nicht viel Platz. Ich versuche krampfhaft, einen leeren Tisch zu finden, als es plötzlich dunkel wird.

Wütende Schreie erheben sich um mich, aber ich zwinge mich, mich zu beruhigen. Ich weiß, was das ist und es sollte schnell vergehen.

Es ist Peruanisches Instant Finsternis – Pulver. Danny und Matt haben es immer verwendet, als sie mich im Sommer besucht haben.

Als ich denke, dass die Dunkelheit beginnen sollte, sich aufzulösen, rennt jemand in mich von hinten hinein und ich falle nach vorne.

Ich lande auf etwas weichem... und warmem. Die Dunkelheit hat nun begonnen, zu verschwinden und ich schaue auf. Oh…fuck.

Ich starre in die silbernen Augen von Draco Malfoy.

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt