Kapitel 21

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Dracos Sicht

„Lucius Malfoy…warum musst du mich immer enttäuschen?“ Ich zucke zusammen, als ich einen weiteren Schrei im Raum am Ende des Korridors höre. Die Schreie meines Vaters kann ich noch aushalten, aber die Stimme des Dunklen Lords reicht auf eine unnatürliche Weise zu jedermanns Ohr, egal wie leise er spricht. Ich ringe mit meinen Händen wiederholt auf meinem Schoß, ich bin so entsetzt und ich fühle mich so unbehaglich. Mein Magen verdreht sich beim Gedanken, dass Voldemort mich als nächstes sprechen will.

Ich kann Mutters Blick spüren, aber ich vermeide es, zu ihr zu schauen. Ich starre lieber auf den staubigen Boden, als ihre gehetzte, matte Erscheinung sehen zu müssen. Sie atmet leise ein, lang dann nach vorne und nimmt meine Hand. Ich weiß, dass sie weint, ich kann es an ihrem schwerfälligen Atem hören.

„Draco“, flüstert sie, ihre Stimme ist unüblich belegt. Ich weigere mich immer noch, sie anzusehen, also drückt sie meine Hand und sagt tonlos: „Draco, was auch immer er dir aufträgt…tu es einfach. Bitte.“

Ich drehe meinen Kopf weg und wünsche mir, ihrem erschrockenen Unterton entfliehen zu können. Ich werde davor bewahrt, ihr eine Antwort zu geben, denn mein Vater erscheint im Türrahmen.

Ich schaue auf und wünsche mir sofort, es nicht getan zu haben. Lucius hat eine große, frische Wunde auf seiner Wange, und irgendwie schaut er dünner aus, als er es vor zwanzig Minuten, als er hineingegangen ist, getan hat. Ich wende meine Augen so schnell ab, wie ich kann, aber ich kann das Bild meines ängstlichen und gebrochenen Vaters nicht abwerfen.

Lucius leckt sich über die Lippen und sein Blick wandert zu mir. Er atmet zittrig ein, ehe er sagt: „Draco. Er will dich sehen.“

Ich schließe kurz meine Augen und hoffe, irgendwie vergessen zu können, dass ich hier bin. Aber es geht nicht.

Nach einem weiteren Moment stehe ich widerwillig auf und schlüpfe an meinem Vater vorbei. Ich meide seinen Blick. Als ich die Korridore entlanggehe, versuche ich hektisch, meine Hände zu beruhigen. Sie zittern schon den ganzen Sommer lang.

Dieser Gedanke erinnert mich daran, wie ewig lang dieser Sommer schon ist. Er ist erst zur Hälfte vorbei, aber ich vermisse Cassie so sehr, dass es wehtut. Aber in der Nähe des Raums vom Dunklen Lord verbanne ich Cassie aus meinen Gedanken. Ich kann ihn nichts über sie herausfinden lassen. Ich atme tief ein, ehe ich langsam die Tür aufdrücke und brauche all meine Willenskraft, hineinzugehen.

Automatisch neige ich meinen Kopf ein wenig. Ich richte meine Augen auf den Boden und schaue nicht auf.

„Draco…“ Schauer laufen mir über den Rücken, als er meinen Namen flüstert. Ich kann seinen stechenden Blick auf mir fühlen, ich weiß, dass er in meinen Kopf eintaucht und versucht, herauszufinden, was ich denke. Ich habe mein Gehirn schon blockiert, wie es Bellatrix mir beigebracht hat; wenigstens dafür war sie gut.

Voldemort kommt auf mich zu, seine Füße machen kein Geräusch auf dem harten Holzboden. „Draco, komm näher…“

Ich bin diesen Sommer besser darin geworden, meine Furcht zu verstecken, aber jetzt bin ich mir sicher, dass mein Gesicht total entsetzt ist. Voldemort hat noch nie so was getan.

Ich brauche einen Moment, aber schließloch zwinge ich meine Beine vorwärts. Ich trete unwillig näher und Voldemort fährt leise fort: „Schau her, Draco.“ Meine Augen folgen seinem gelblichen, gebrochenen Fingernagel und sehen eine zusammengekrümmte Gestalt, die am Boden liegt. Ich schnappe nach Luft und ich halte nur gerade so meinen Mund. Es ist Ollivander.

Der Dunkle Lord tritt hinter mich und ich weiß, dass er wahrscheinlich grinst und seine kaputten Zähne enthüllt. Ich bekomme Gänsehaut und dann realisiere ich, dass ich von Kopf bis Fuß zittere. Ich will nicht hier sein, ich will nicht hier sein.

„Draco…“, keift Voldemort über meine Schulter. „Mach jetzt… benutze den Cruciatus-Fluch. Weigere dich nicht, wie es zuvor dein Abschaum von Vater getan hat…“

Meine Finger zittern, aber ich weiß, dass es keinen Ausweg gibt. Ich greife in meine Tasche und ziehe meinen Zauberstab heraus, meine Hände beben so stark, dass ich ihn beinahe fallen lasse. Ich zwinkere ein paar Mal und ziele auf die Gestalt am Boden.

„Mach weiter…Du hast es in dir, Draco, das weiß ich…“

Seine Stimme scheint in meinen Kopf zu schlüpfen und mich zu benebeln; so sehr zu benebeln, dass ich kaum denken kann. Mein schwerer Atem klingt zittrig und unnatürlich im kleinen Raum. Ich schlucke die Galle in meinem Hals zurück; ich denke, ich werde vielleicht krank.

„Jetzt, Draco...tu es…“

Tränen entstehen in meinen Augenwinkeln und ich fühle mich, als würde ich ersticken. Mein letzter Gedanke ist Es tut mir leid, dann packe ich meinen Zauberstab fester und flüstere: „Crucio!“

Der Mann zu meinen Füßen erschauert vor Schmerz und schreit heiser. Erschrocken trete ich einen Schritt zurück und versuche, Ollivanders Schreien zu entkommen.

Ich senke langsam meinen Zauberstab, atme schwer und weine fast. Warum habe ich das gemacht...Es tut mir so sehr leid…

„Wie…enttäuschend“, faucht Voldemort kalt. „Du bist nicht besser als dein Vater, Draco…“

Ich schlucke hart und senke meinen Kopf, damit ich mich darauf konzentrieren kann, die Tränen zurückzuhalten. Ich werde nicht weinen. Werde ich nicht!

„Vielleicht musst du lernen…wie man es richtig macht…“

Ich schließe fest meine Augen, ich weiß, was jetzt kommt. Ich habe es schon zahllose Male gespürt, ich bin vorbereitet auf den Schmerz–

Crucio!“

Mein Körper brennt plötzlich und ein Schrei entkommt meinem Mund. Obwohl ich versucht habe, ihn zu unterdrücken. Ich greife mir an die Brust, mein Herz fühlt sich an, als würde es explodieren, und ich falle zu Boden. Ich zittere auf dem Boden, genau wie Ollivander es vor ein paar Sekunden getan hat. Aber Ollivander hat nicht so viel geschrien, wie ich es tue.

Mein Rücken verdreht sich ungewollt und meine Schreie hallen durch den Raum. Meine Augen fangen gerade an, sich zu verdrehen, als der Schmerz plötzlich aufhört.

Ich ächze laut und bemerke schwerlich, dass der Geruch von verbranntem Haar den Raum füllt. Ich liege schwach auf dem Boden als Voldemort ohne ein weiteres Wort von mir weggeht. Sein Umhang weht ihm nach.

Mein Kopf hängt zur Seite, aber ich mache keinen Mucks mehr; das Einzige, was ich tun kann, ist, nach Luft zu schnappen. Ein paar Tränen rollen an meiner Nase entlang und tropfen auf den Boden neben mir. Ich presse meine Augen zusammen, um nichts mehr ansehen zu müssen.

Obwohl mein Körper brennt von so viel Schmerz, kann ich nur an Cassie denken. Sie füllt meinen Kopf aus und mehr Tränen fallen, mein Brustkorb verkrampft sich vom Schluchzen.

Das Ende des Sommers kann nicht schnell genug kommen…aber ich glaube nicht, dass ich noch dieselbe Person sein werde, wenn er endlich um ist…

Das an der Seite ist Ollivander im Film... Findet ihr eigentlich die HP-Bücher oder Filme besser?

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt