Kapitel 23

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Cassies Sicht

Auf dem Weg zurück zu Chos Abteil versuche ich, nicht zu weinen. Ich bin mir sicher, dass ich ausschaue wie ein Zombie, als ich langsam den Gang hinuntergehe; es ist nicht so, dass viele Schüler hier sind, die mich sehen könnten. Ich bin wie betäubt und suche nach einem Grund, weshalb Draco nicht nach Hogwarts zurückgekommen ist. Wie kann er mir das antun?

Ich ziehe die Abteiltür auf und richte meine Augen auf Danny, den Jacob im Schwitzkasten hat. Katherine und Cho lachen hysterisch, während sie versuchen, Danny Bertie Botts Bohnen in jeder Geschmacksrichtung ins Haar zu stecken. Dieser Anblick bringt mich ein wenig zum Grinsen, aber er erinnert mich auch an letztes Jahr, als wir nach Hogwarts reisten. Das Abteil sieht heute so leer aus.

Ich verdränge die schmerzvollen Gedanken an Matt, schließe die Tür hinter mir und lasse mich neben Katherine plumpsen, neben dem Fenster. Danny ist Jacobs Griff endlich entkommen und versucht ihn gerade, auf den Boden zu werfen.

Während die beiden Jungs auf dem Boden herumrollen bewirft Cho sie mit den Bohnen und Katherine dreht sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu mir und fragt: „Hast du ihn gefunden? Habt ihr vor allen rumgemacht?“

Ich senke meinen Blick, um die Ledersitze genauer zu betrachten; ich habe gehofft, diese Frage so lange wie möglich zu vermeiden. Katherines Miene wird ernst und sie wartet einen Moment, ehe sie leise sagt: „Er ist nicht im Zug.“

„Nein“, flüstere ich und beiße mir auf die Lippen, um die Tränen zurückzuhalten. „Er ist nicht zurückgekommen:“

Katherine tätschelt mitleidig meine Hand, aber das heitert mich auch nicht auf. Ich tue aber so, als ob und werfe ihr ein kleines Lächeln zu.

Der Rest der Zugfahrt geht vorbei, wie immer; Danny und Jason spielen Zauberschnippschnapp, also reden Katherine, Cho und ich leise am Fenster. Ich bin nicht wirklich in der Stimmung, um zu tratschen, also reden wir einfach über nichts Besonderes. Ich will über Draco reden, ihnen anvertrauen wie aufgebracht ich bin, aber ich traue mich nicht, weil Danny und Jacob so nahe sind.

Ich glaube nicht, dass Danny mir jemals vergeben wird, was ich Matt angetan habe – ich kann es ihm nicht vorwerfen. Er hat endlich wieder angefangen, mit mir zu reden, aber nie in einer scherzenden, freundlichen Art. Sicher, es nervt, aber ich verstehe total, weshalb er wütend ist. Katherine und Cho sind die einzigen, die über Draco Bescheid wissen und ich will auf keinen Fall, dass Danny oder Jacob es herausfinden.

Als der Zug endlich pfeift, als Signal, dass er am Bahnhof stehen bleibt, kann ich mich fast nicht mehr zusammenreißen. Wir drei haben etwa seit einer halben Stunde nicht mehr geredet und das hat mir genug Zeit gegeben, um nachzudenken. Vor allem, um mir Sorgen zu machen. Als ich vom Zug aussteige und nach den Kutschen Ausschau halte, bleibe ich abrupt stehen. Katherine knallt in mich rein.

„Cassie, was zur Hölle–“, faucht sie und schiebt mich zur Seite. Sie bleibt wie angewurzelt stehen, als sie sieht, was ich so angestarrt habe.

Die Thestrale – wir alle können sie jetzt sehen. Sie sehen aus wie ausgemergelte und knochige Pferde, fast gespenstisch. Ihre scharfen Hufe scharren ungeduldig auf dem Boden, während die Schüler in die Kutschen klettern. Sie sind sich der geisterhaften Kreaturen nicht bewusst.

Katherine tritt vorsichtig einen Schritt zurück und saugt zittrig Luft ein. Ich wende meinen Blick von den Kreaturen weg und sehe Cho lautlos weinen, ihre Augen auf die Thestrale gerichtet.

Katherine schüttelt ihren Kopf, grapscht sanft nach Chos Arm und sagt leise: „Ist okay, Cho, lass uns einfach eine Kutsche finden.“

Sie führt Cho zur nächsten Kutsche. Ich folge ihnen und wische mir die Tränen unter den Augen weg. Ich weiß, dass Danny und Jacob nahe bei uns sind und dass sie die Thestrale ebenfalls gesehen haben. Ich habe zu viel Angst, ihre Gesichter zu sehen. Ich bin mir sicher, dass Danny auch weint.

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt