Kapitel 30

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Cassies Sicht

Es ist Sonntagabend, als ich endlich merke, dass ich vergessen habe, Draco etwas Wichtiges zu sagen. Ich schicke ihm sofort eine Eule, sodass er mich in zehn Minuten im Raum der Wünsche treffen kann. Ich weiß nämlich, dass die Dinge schlechter werden, wenn ich noch länger damit warte, sie ihm zu sagen.

Glücklicherweise ist es erst sechzehn Uhr, also haben wir noch Zeit bis zur Sperrstunde. Ich habe nicht vor, wieder mit den Carrows aneinander zu geraten.

Ich warte erst etwa fünf Minuten auf ihn, als er herbeikommt. Er ist außer Atem. Draco knallt die Tür hinter sich zu und eilt auf mich zu. Er packt mich sanft an den Schultern. Während er nach Luft schnappt, fragt er: „Was – ist – los?“

„Nichts“, sage ich schnell und berühre ihn am Arm, um ihn zu beruhigen. Dann erinnere ich mich daran, was ich ihm sagen wollte und füge unsicher hinzu: „Naja…nicht nichts, um genau zu sein.“

Draco schaut mich verwirrt an und ich kann es ihm nicht übel nehmen. Ich weiß, dass er kurz davor ist, einen Kommentar darüber, wie seltsam Frauen doch sind, vom Stapel zu lassen. Also nehme ich seine Hand und führe ihn zum Sofa.

Sobald wir beide sitzen, drehe ich mich zu ihm. Einen Fuß ziehe ich unter mich. Es ist offensichtlich, dass Draco weiß, dass ich aufgeregt bin, denn er nimmt meine Hände und wartet geduldig, bis ich anfange, zu sprechen.

Ich atme tief ein und sage: „Ich habe dir nicht alles gesagt, was Freitag beim Nachsitzen passiert ist.“

Dracos Gesicht verhärtet sich und ich merke plötzlich, wie sich das für ihn anhören muss. Schnell fahre ich fort: „Er hat mich etwas gefragt, kurz ehe ich weggegangen bin. Und das war nicht gut.“

Sein Gesicht schaut sichtlich entspannter aus und er drückt meine Hand leicht. „Was hat er gesagt?“

Ich schlucke schwer und weiß genau, was ihm das jetzt ausmachen wird. Ich sage so ruhig wie möglich: „Er hat mich gefragt, ob ich mit dir zusammen wäre.“

Eine Minute herrscht Schweigen. Draco starrt mich an und fragt sich anscheinend, ob er sich verhört hat. Ich beiße mir auf die Lippe und verspüre den gigantischen Drang, die Stille zu brechen und irgendwas zu sagen, damit es sich nicht so schlimm anhört. Aber ich fürchte, dass ich es nur noch schlimmer machen werde und so schweige ich, solange ich kann.

Draco lässt meine Hand los, lehnt sich vor und stützt seine Ellbogen auf seine Knie. Er starrt in den leeren Kamin und sagt leise: „Du hast recht, das ist nicht gut.“

Ich nähere mich ihm und flüstere: „Ich habe ihm gesagt, dass das nicht stimmt.“

Er dreht seinen Kopf und schaut mir tief in die Augen, sagt aber nichts. Draco schließt seine Augen und als er sie wieder öffnet, sehe ich schmerz darin. „Es ist nicht richtig, dass du sowas machen musstest.“

Zögernd lege ich meine Hand auf seine Schulter, fühle seine Wärme durch sein Jackett. Ich beiße mir wieder auf die Lippe und frage leise: „Wird er es Du-weißt-schon-wem sagen?“

Draco seufzt, lehnt sich zurück gegen das Sofa und packt wieder meine Hand. „Ich weiß nicht. Hat er ausgeschaut, als würde er dir glauben?“

„Ich – Ich weiß nicht“, stammle ich und versuche, mir die Ereignisse von Freitagabend ins Gedächtnis zu rufen. Aber das gesamte Wochenende habe ich nur verschwommen in Erinnerung. „Ich dachte, dass er mir glaubt. Aber das war schwer zu sagen. Tut mir leid.“

„Cassie“, faucht Draco und packt mich an den Schultern. Er zwingt mich so, ihm ins Gesicht zu schauen. "Entschuldige dich doch nicht. Das ist nicht deine Schuld.“

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt