Kapitel 28

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Cassies Sicht

Ich bin so nervös, dass ich kaum atmen kann. Ich ringe besorgt meine Hände, während ich nervös und so langsam wie nur möglich die Treppe zu den Kerkern hinuntergehe. Es ist noch etwa eine halbe Stunde bis Zapfenstreich, also sind nicht viele Schüler in den Korridoren. Nebenbei, mit all den neuen Regeln gäbe es sowieso nicht viel zu tun hier in den Gängen.

Außer zum Nachsitzen zu gehen, denke ich trocken. Ich umfasse den Griff meines Zauberstabs in meiner Tasche, mein Herz klopft unglaublich schnell, als ich näher und näher zum Büro der Carrows komme. Ich habe meinen Zauberstab mitgebracht, nur für alle Fälle, aber ich merke jetzt, dass es sinnlos war. Es ist nicht so, dass ich in der Lage wäre, mich selbst zu verteidigen.

Ich gehe gerade ins letzte Treppenhaus, als plötzlich Seamus Finnigan aus dem Nichts erscheint und ich rutsche fast aus, um nicht in ihn hineinzurennen.

„Tut mir leid, ich habe –“, ich verstumme als ich das Blut sehe. Meine Angst verrinnt und wird mit nervöser Neugier ersetzt. Seamus schaut zu mir herunter, mit einem Grinsen hält er sich die blutende Nase.

Ich weiche einen Schritt zurück und frage besorgt: „Ist sie…gebrochen?“

„Jaah“, antwortet Seamus leichthin. Ich nehme wahr, dass sein weißes Shirt sich langsam rot färbt von seiner verletzten Nase und mir wird übel. „Verfluchte Carrows.“

Ich schüttle meinen Kopf und sage: „Na ja, es ist deine eigene Schuld, weißt du. Du hättest nicht so frech sein müssen.“

„Wie ich mich erinnere“, grinst Seamus, „hast du genau dasselbe getan, Jackson. Bist du auf dem Weg zur Nachhilfe?“

Ich habe Seamus nie sonderlich gemocht. Ich blitze ihn an und blaffe: „Vielleicht. Schau, warum gehst du mir nicht einfach aus dem Weg und zum Krankenflügel.“

„Aber wir unterhalten uns doch so nett“, fährt Seamus fort und zieht keck eine Augenbraue hoch. „Willst du nicht bleiben und ein bisschen plaudern?“

Ich versuche, an ihm vorbeizukommen, aber er blockiert den Korridor, was zu meinem Frust beiträgt. „Nein. Ich will es einfach hinter mir haben.“

Seamus seufzt und tritt zur Seite. Er antwortet: „Na gut. Aber sei bereit für deine Nachhilfe, Jackson. Amycus war ziemlich angepisst.“

Ich verdrehe meine Augen und gehe endlich an ihm vorbei. „Ich glaube, das schaffe ich schon.“

„Und Jackson?“ Ich drehe mich beim Klang von Seamus‘ Stimme widerwillig um und er fährt mit einem Grinsen fort: „Deine verletzte Lippe lässt dich zehnmal sexier aussehen, nur dass du es weißt.“

Er ist weg, ehe ich überhaupt über eine Antwort nachdenken kann. Wer zur Hölle glaubt er, dass er ist, wenn er so mit mir redet? Ich grummle vor mich hin und stampfe genervt das letzte Treppenhaus hinunter.

Das einzig Gute daran, dass ich in Seamus gerannt bin, ist, dass er mich wenigstens kurz von meinen Sorgen abgelenkt hat. Auf der anderen Seite bin ich jetzt so besorgt, dass mir schlecht ist. Amycus hat Seamus Nase gebrochen, nur weil er eine freche Antwort gegeben hat – was, wenn er mir etwas Schlimmeres antut?

Auch wenn ich mich nicht sehen kann, bin ich mir sicher, dass mein Gesicht leicht grünlich geworden ist. Während ich widerwillig weitergehe, presse ich meine Lippen zusammen, um nicht auf die Treppe zu kotzen.

Ich gehe um die letzte Ecke und sehe die Tür zum Büro der Carrows, aber meine Beine werden steif und ich halte an. Meine Augen müssen unglaublich riesig sein, als ich realisiere, dass ich das nicht kann. Ich kann da nicht reingehen. Ich habe zu viel Angst davor, was passieren wird, sobald ich durch diese Tür gegangen bin.

Hateful Love (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt