Epilog

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Als das Mädchen ohne wahren Namen um drei Uhr morgens schreiend und weinend aufwachte, und Probleme hatte Luft zu holen, und sie dachte, sie würde ersticken, ist ein Teil ihres Lebens an ihr vorbeigezogen. Wortwörtlich.

Und nicht das Leben mit McAdams und Tessa und Ashton und sonst jeder anderen Person am College. Das Leben vor dem Treffen mit McAdams.

Der Mann in den späten 40-ern wachte auf, als er das Mädchen schreien hörte. Sie war nun wie eine Tochter für ihn und er sorgte sich wie ein Vater um sie. Er wachte auf, hörte sie weinen und schreien und stürmte in Jogginghose zu seinem Schreibtisch und nahm sich eines der Hemden und zog es sich an und stürmte zitternd in das Zimmer des weinenden Mädchen.

Er stellte das Licht an und sah sie nicht direkt auf den ersten Blick. Er erkannte dann, dass das brünette Mädchen vor ihrem Bett saß, ihre Knie an die Brust angezogen und mit einem Arm umklammert, während sie sich mit der anderen Hand die Haare zerzauste. „Liebes, was ist los?", fragte der Mann mit zittriger Stimme.

Er merkte, dass das Mädchen vor ihm Probleme hatte, richtig zu atmen. Er gab ihr Zeit bis sie sich beruhigte, hob sie hoch und trug sie ins Badezimmer und legte ihr einen angefeuchteten Waschlappen in den Nacken. Bald hatte sie sich beruhigt, und war in der Lage zu reden.

„Was war eben los, Liebling?", versuchte es der Mann erneut. Bevor die Studentin zu erzählen beginnen würde, holte sie noch einmal und ein weiteres Mal tief Luft und sammelte sich.

„Wie hieß deine Frau?" Der Vater hatte alles erwartet, aber das war das letzte was er erwartete. Als sie bemerkte, dass er nicht antwortete, fragte sie erneut, nur dieses Mal lauter und nervöser.

„Alexis."

„Was ist mit ihr passiert?", fuhr die Studentin fort. Dem Direktor gefiel die Richtung, die dieses Gespräch angeht, überhaupt nicht. Als der Mann zögerte, schrie sie, laut und aggressiv. „Was ist mit ihr passiert?!"

„Sie starb an Lungenkrebs."

„Falsch! Lüge! Du hast gesagt, sie und dein Sohn wären von einem besoffenen Fahrer gekillt geworden! Wenn du schon lügst, dann bleib bei einer Lüge und denk dir nicht zig-tausende aus! Was ist wirklich mit ihr passiert?", schrie sie.

„Ich habe gelogen."

„Ich weiß! Was habe ich eben gesagt. Was ist nun wirklich mit ihr passiert?!"

„Sie ist im Gefängnis", murmelte der Mann schnell und verängstigt. Er kannte das Mädchen so nicht, er kannte sie als lieb und ruhig. Und mit einem Mal kannte er sie mehr. Die Erinnerung an sie und seine Frau bereiteten ihm Bauchschmerzen.

„Sie war es. Sie ist die Frau aus meinem Traum. Wie kam sie ins Gefängnis?", flüsterte das Mädchen, wobei sie die letzte Frage betonte.

Alexis McAdams hasst ihren Beruf. Sie dachte (und vor allem auf die Empfehlung ihres Mannes hin), sie sei geeignet für den Beruf Kindermädchen, aber sie ist es nicht.

Ihr haben bereits drei verstörte Mütter gekündigt, weil sie von ihrem Kind angerufen worden sind, und man ihnen erzählte wie Alexis M. mit Kindern umgeht. Nun, im Jahr 2014 wird sie von einer Familie außerordentlich gut bezahlt, und sie will natürlich nicht, dass Mistress Hood und Mister Hood ihr kündigen.

Aber wie soll es anders sein, die behandelt die kleine Hood grausam. Sie war immer schon schwierig. Sie zickte immer, wenn man etwas sagte, dass sie traurig machte, und man durfte sich immer ihr Gejammere anhören, wie sie ihren großen Bruder nie kennenlernen durfte, weil Mistress und Mister Hood ihn ja unbedingt auf ein Internat schicken mussten, als er tief in der Klemme steckte.

Und Alexis hatte dieses Mädchen satt. Sie konnte noch nie sonderlich gut umgehen mit Kindern, selbst nicht mit ihren eigenen. Sie ermordete ihren kleinen Sohn, weil er nie, aber wirklich nie zu schreien aufhörte. Aber niemand weiß, dass die Mutter über Leben und Tod des kleinen Thomas McAdams entscheiden hätte können.

Und jetzt hatte Alexis dieses Mädchen für immer satt. Die kleine Hood war alleine Zuhause und ihre misstrauisches Eltern kontaktierten aus Sorge den wunderbaren Babysitter und jetzt sind es Alexis und die kleine Hood alleine in dem großen, luxuriösem Haus aus Holz, und die bald 40 werdende Frau hält ihre Zigarre zwischen Zeige- und Mittelfinger und schreit die kleine Hood an.

Die kleine Hood kann ja nichts anderes als nerven. Die zickige, kleine Schlange liegt vor dem wunderbaren Babysitter auf dem Boden, und bittet die Frau, nicht weiter zu schreien und sie nicht mehr zu schlagen. „Du glaubst, ich tue, was du willst, kleine Schlampe?", schrie die ältere Dame und das junge Mädchen, das eben ihre Bewerbungen fürs College abschicken wollte, zuckte zusammen.

Mistress McAdams näherte sich dem Mädchen, das auf ihrem Hintern zurückrutschte, und auf dem Boden Blutspuren hinterlässt, da sie sich ihre Hände aufgeschnitten hatte, dank all den Scherben die die alte McAdams verursacht hatte.

Als die Abiturientin nicht weiter nach hinten fliehen konnte, kniete sich die Dame vor sie hin. In ihren Augen sah man nichts neben Wut. Sie sah das Mädchen an, wie man Abschaum ansah.

„Scheiße!", fluchte Miss Hood, als Mistress McAdams der jungen Dame die Zigarre ans Dekolleté presste. Nach wenigen Sekunden hatte sich ein enorm großer Brandfleck entwickelt, und die ersten Tränen kullerten dem Mädchen auf die Wange.

„Ach, weint die kleine Hood jetzt?", lachte die alte McAdams spöttisch, steht auf und lässt auf dem Boden liegen. Mistress McAdams nimmt sie Absolut Vodka Flasche in die Hand und nimmt einen weiteren Schluck. Sie sieht ein weiteres Mal zu dem weinenden Mädchen und lacht.

Dann warf sie die Zigarre vor das Mädchen.

Und das Haus brannte.

Und man hörte Schreie.

Hilfeschreie.

Polizeisirenen.

Die Ambulanz.

Die kleine Hood wurde aus dem Feuer gerettet.

Und die alte McAdams kam ins Gefängnis.

Und die kleine Hood befand sind zwei Monate in einem künstlichen Koma.

Als sie aufwachte, wurde sie Opfer von Amnesie. Aber das war nicht alles, ihre Krankenversicherung war abgelaufen und somit konnte niemand ihren Krankenhausaufenthalt finanzieren.

Von diesem Zeitpunkt lebte sie auf der Straße.

Und eine Woche später traf sie auf einen Schulleiter eines Colleges, der sie überraschender Weise mit offenen Armen in seinem Leben aufnahm und ihr ein Leben anbot.

„Die kleine Hood ist jetzt die kleine McAdams."

// a . n

ich mag diesen epilog irgendwie. idk

ich möchte mich auf jeden fall an euch alle bedanken, die sich immer als leser bekannt gemacht haben und ich bedanke mich auch bei den stillen lesern denn nur dank euch (und den anderen lesern auch logischer weise) ist die leser zahl rot geworden

es hat mich ehrlich überrascht wie schnell diese geschichte 1000 reads hatte und ich liebe euch alle unglaublich

the nameless college girl ; irwin ; germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt