Prolog

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Ich weiß nicht wer ich bin.

Mir ist klar, man soll Geschichten nicht auf diese Weise beginnen, aber was soll ich machen? Ich bin irgendwo im Nirgendwo und weiß nicht, was passieren wird. Ich weiß keine andere Art, ohne es beschissen klingen zu lassen (ich habe mir doch immer vorgenommen, meine Geschichte zu schreiben, und habe mir vorgenommen sie ein Märchen werden zu lassen, darraus wird scheinbar nichts), diese Geschichte zu starten.

Mein Name ist mir so ziemlich unbekannt und auch so kann ich nichts über mich sagen.

Weder mein Alter, noch Geburtstag, geschweige denn, wie ich aussehe. Nein wirklich, ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, dass meine Haare braun sind.

Schon eine ziemlich lange Zeit irre ich hier herum, weiß nicht wo ich bin oder wie spät es ist. Meine Augenlider schmerzen, ich bin müde - schwach.

Es muss nachts sein, denn der Himmel hat sich dunkelblau gefärbt. Ein Scheinwerfer auf meiner rechten Seite lässt mich inne halten und ich drehe mich zu dem grellen Licht um.

Vielleicht bilde ich es mir ein? Ich glaube manchmal wirklich, dass ich meinen Verstand verliere. Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht weiß, wie ich heiße geschweige denn aussehe.

In der Natur gibt es leider keinen Spiegel. Ich habe Hunger und meine Kehle macht der Sahara große Konkurrenz.

Erst jetzt bemerke ich, dass die Scheinwerfer des Autos stehen geblieben sind, neben dem Auto steht ein Mann. "Entschuldigen Sie, Miss", spricht mich der Mann an.

Nervös versuche ich ihn anzuschauen, doch ich erkenne aufgrund des Scheinwerfers nichts.

"Entschuldigen Sie? Miss?", er ruft mich schon wieder. Wer ist er und was will er von mir?

"Wer sind Sie?", frage ich ihn vorsichtig und klinge so gar nicht verängstigt. Man bemerke die Ironie.

"Mein Name ist James McAdams, Miss", meint die dunkle Gestalt.

"Und wer bin ich?", frage ich ihn.

Plötzlich gehen die Scheinwerfer aus und ich erkenne einen Mann Mitte 40. So würde ich es jedenfalls schätzen, ob es richtig ist, weiß ich nicht.

"Wissen Sie nicht, wer Sie sind?", fragt mich James McAdams, während er auf mich zugeht.

Bedauernd schüttle ich mit den Kopf und murmle ein kaum hörbares: "Nein."

"Hast du kein Zuhause?", fragt mich James und ich schüttle wieder mit dem Kopf.

"Nicht, dass ich wüsste, Sir", antworte ich leise und kaue nervös auf der Unterlippe herum.

"Möchtest du mit mir kommen?", fragt er mich. Möchte ich? Ich meine, ich weiß ja nicht wo ich bin und was ich hier machen könnte.

James schüttelt kurz lachend den Kopf: "Entschuldigung, du weißt gar nicht, was für ein Mensch ich bin."

"Das stimmt", murmle ich und beiße einmal zu fest in die Unterlippe, sodass sich jetzt metallischer Geschmack in meinem Mund ausbreitet.

"Ich bin der Schulleiter eines Colleges", meint er dann. Das ist ein guter Anhaltspunkt, man könnte schlussfolgern, dass er eine Familie hat. "Ich habe ein Angebot für dich."

"Ja?", fragend sehe ich ihn an. Wer sollte mir ein 'Angebot' machen? Ich bin doch nur ein nutzloses Mädchen, was ihren Namen nicht weiß... wer braucht es schon?

"Ich lasse dich kostenlos auf das College gehen", meint er dann.

"Wo ist der Haken?", frage ich ihn.

James McAdams seufzt: "Ich habe keine Zimmer im Mädchenflur mehr frei. Ich weiß nur, dass bei den Jungs ein Zimmer frei ist."

"Okay, das kriege ich hin. Vielen Dank, Sir", sage ich dann und bringe ein erbärmliches Lächeln zustande. Hauptsache eins statt keins.

the nameless college girl ; irwin ; germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt