TAEHYUNG
Mit zitternden Händen, die nicht etwa durch die frische Kälte am Morgen sondern durch die enorme Aufregung zustande kamen, war ich schon wieder auf dem Weg zur Schule. Dem Ort, der mir in letzter Zeit sovieles genommen und angetan hatte, ein Ort, den ich eigentlich nie mehr wieder aufsuchen wollte.
Doch zwangen mich die Gesetze dorthin zu gehen, solange ich noch nicht volljährig bin. Ich hatte keine andere Wahl und es war wichtig für die weitere Laufbahn meines Lebens, damit mein Aufenthalt dort aber zumindest wieder erträglich werden würde, blühte mir heute ein Gespräch, das so einiges verändern sollte.
Ich war aufgeregt und hatte Angst, würde am liebsten wieder abhauen, doch das konnte ich mir nicht erlauben.Stattdessen hoffte ich, ihm ziemlich früh zu begegnen, damit ich das Ganze endlich hinter mich bringen könnte. Zwar wusste ich nicht, wie ich ihn finden sollte, doch ich hatte ja verteilt Freunde auf der Schule und einer würde ihn bestimmt finden und mir bescheid geben, eingeweiht in meinen Plan sind sie sowieso schon, doch die genauen Umstände habe ich ihnen nicht erklärt, denn diese empfand ich als zu privat für jedermans Ohren.
Ich würde es auch nicht wollen, wenn andere Menschen meine Geheimnisse ausplaudern würden, vor allem wenn sie diese noch auf heimtückische Art und Weise gefunden hätten.
Nichtsdestotrotz kam ich nicht drum herum, ich hatte gestern noch soviele Gedanken an die möglichen Ausgänge des Gespräches gedacht, hatte mir Dinge zum Sagen zurecht gelegt und dann wieder vergessen oder verworfen. In diesem Moment würde ich an keinen Gedanken von gestern zurückgreifen, ich müsste mich ganz auf meine Spontanität verlassen und einfach ehrlich bleiben.Ich erblickte das Gelände und das sich darauf befindende Gebäude, schluckte schwer und ballte meine beiden Hände zur Faust. Einige Schüler tummelten sich nach wie vor auf dem Gelände rum, ich war auch früher als sonst hier und deshalb konnte ich das keinem verübeln.
Ich hingegen wanderte an jedem von ihnen vorbei und ignorierte gekonnt die vereinzelten Blicke, an die sich jeder schon gewohnt hatte.
Homosexualität war ein sehe unstrittenes Thema hier und ich warf es niemandem vor, keinen Gefallen daran zu finden.
Menschen tendieren zur Abneigung gegenüber Dingen, die sich nicht kennen oder als normal ansehen, vielleicht fürchten sie sich auch vor den unnormalen Dingen.
Doch was war in dieser Zeit schon noch normal?Vielleicht hat Gott oder sonst wer Frauen und Männer erschaffen, damit diese miteinander schlafen und dann Kinder bekommen, um unsere heilige Gesellschaft am Leben zu erhalten, doch die Welt wie sie jetzt war, war an einem Punkt angelangt, an dem es sowieso schon an Überbevölkerunh grenzt.
Diese Argumente, von wegen die Menschheit würde aufgrund von Homosexuellen aussterben, waren in meinen Augen einfach nur Mist.Doch das war es, wie die Menschen großgezogen wurden, Jungkook und ich waren nicht die ersten schwulen Menschen auf diesem Planeten und wir waren auch nicht die ersten, die unter dieser Sexualität litten; nur früher wurde diese sogar mit dem Tod bestraft. Das war heute nicht mehr so, wir haben bereits einen riesigen Schritt getan, doch trotzdem war diese Abscheu noch Tief in der Menschheit und deren Weltbilder verankert, es würde sicherlich noch dauern, bis jeder sich einander akzeptieren und tolerieren lernt.
Aber solange man uns in Ruhe lassen würde, wir unser Leben in Frieden leben konnten, wäre das schon eine riesige Genugtuung für mich.
Ich wollte nichts als ein Leben mit Jungkook und es wird Zeit, dass ich endlich für dieses kämpfe, ich war dem Ziel so nahe.Ich betrat das Innere des Gebäude und war vollkommen in meine Gedanken versunken, ich blendete die anderen um mich herum vollkommen aus.
Sie widmeten sich ihren eigenen Dingen und das tat ich auch, ich ging den Fluren entlang und wollte eigentlich nur mein Klassenzimmer aufsuchen.
Wann ich mit Sehun sprechen würde, hatte ich leider noch nicht geplant und das würde sich wohl spontan entscheiden; wann auch immer ich ihn zu Gesicht bekommen würde, würde ich mit ihm reden.Doch anders als erhofft verlief mein Weg in besagtes Zimmer nicht reibungslos, denn so unachtsam und in Gedanken verloren wie ich war, bemerkte ich nicht einmal, dass ich drauf und dran war jemanden anzurempeln.
Erst als der unangenehme Körperkontakt mich wieder aus den Gedanken riss, realisierte ich, dass ich gerade gegen jemanden gelaufen war und ich öffnete bereits meinen Mund, um eine Entschuldigung auszusprechen, da erkannte ich auf einmal die Gestalt vor mir und blieb wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen."J-Jungkook", wisperte ich leise, während mein Blut fast schon in meinen Adern gefror und ich nicht wusste, wie ich aus seine plötzliche Anwesenheit reagieren sollte. Er musterte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen und ich wollte etwas sagen, ich wollte aber auch einfach an ihm vorbei rennen, denn sein Anblick alleine genügte, um mir einen Stich in mein Herz zu verpassen.
"Du bist es", erklang seine verhältnisweise tiefe Stimme, mein Blick glitt von seinen Lippen auf seine braunen Augen, deren Intensität mich wieder einmal fesselte und ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.
"Tut mir leid...", flüsterte ich leise, noch immer blickte ich ihm in seine Augen und für eine kurze Zeit blieb es still zwischen uns.Meine Gedanken waren wie leer gefegt und meine Muskeln angespannt, bereit zum Losrennen, falls dies denn nötig war.
Meine Atmung ging unregelmäßig und dies bemerkte mein Gegenüber, weshalb er seinen Kopf leicht schief legte und mich anblickte.
"Was tut dir leid?", hinterfragte er dann skeptisch und neugierig zugleich.Ich schluckte schwer und begann zu überlegen. Genau, wofür entschuldigte ich mich eigentlich?
"Für alles; meine Nachrichten im Suff, die Probleme, die durch mich entstanden sind und...", ich hielt inne und atmete tief durch, wollte zu dem Ende des Satzes ansetzen, doch wurde durch ihn unterbrochen.
"Ich sollte mich bei dir entschuldigen, immerhin habe ich dir während deiner schwersten Zeit den Rücken zugekehrt und gedacht, es sei das Beste für beide Parteien." Diese Antwort von ihm kam so überraschend, dass ich sie erst einmal verdauen musste.Hatte er sich gerade wirklich für seine Taten entschuldigt? War das keine Einbildung, hervorgerufen durch meine Fantasien und Hoffnungen?
"Ich hab dich vermisst...", murmelte ich leise und ging damit kaum auf seine Aussage ein, doch das musste ich gar nicht. Durch meine ehrliche Aussage wusste er, dass er mir nicht minder wichtig war und ich nicht sauer auf ihn sein konnte, mich prägte das Unwissen und die Irritation, doch Wut verspürte ich keine.
"Taehyung, ich habe dir einiges angetan und dafür wollte ich mich entschuldigen. Doch hat eine gemeinsame Zukunft einen Sinn an dieser Schule, die nur von Hass gegenüber uns geprägt ist?", erklang seine Stimme und ich musste lügen, um zu behaupten, dass ich mit sowas nicht gerechnet hätte.
"Ich weiß", antwortete ich ihm schlicht und erweckte damit seinen konfusen Blick, der mich durchgehend musterte.
"Wir werden darüber reden, ich verspreche es dir. Aber vorher kümmere ich mich um diesen verseuchten Platz und werde ihn zu einem Ort machen, an dem man akzeptiert und toleriert wird", erklärte ich ihm dann, doch er schien es nicht zu verstehen und das merkte man ihm auch an."Wie meinst du das?", wollte er dann von mir wissen, doch ich schnaufte nur amüsiert und begann dann zu grinsen. Mein Schulterzucken sollte ausdrücken, dass ich es ihm nicht verraten würde.
"Warte es doch einfach ab, du wirst es schon bemerken." Ich zuckte mit den Augenbrauen und inspizierte ihn.
Doch er begann nur zu lachen und seufzte, willigte der Sache dann ein und erklärte sich als ziemlich gespannt auf das Kommende.Ich warf ihm noch ein letztes Lächeln zu und spazierte rasch an ihm vorbei, blickte noch einmal über die Schulter und bemerkte, dass er bereits wieder verschwunden war. Dieses Gespräch mit ihm hatte mir gerade die nötige Zuversicht für alles gegeben, ich könnte für ein Happy-End von allen Parteien sorgen. Es dauerte nicht mehr lange, Jungkook.
_____
Hab den Kapitelnamen ein anderes Design verpasst
DU LIEST GERADE
Our Little Secret メ Vkook
Fanfiction"Ich hasse es so sehr, dass diese Beziehung unser Geheimnis sein muss!" Sie waren zusammen, sie liebten sich, doch Jeon Jungkook versuchte mit allen Mitteln, diese Beziehung zu Kim Taehyung zu verheimlichen. Sie war ihr kleines Geheimnis, doch irgen...