Folgendes Kapitel ist für sensible Leser eher nicht geeignet, deshalb bitte ich die Betroffenen eine Packung Taschentücher zur Hand zu haben.
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16. Juni 1945
[7:58 Uhr; Schlafzimmer]Auch dieser neue Tag begann mit dem warmen Kitzeln der Sonnenstrahlen, jedoch war dieses Mal der Junge mit den Karamellaugen der Erste, der der Morgensonne entgegenlachen durfte.
Eingebettet in einer dicken pastellblauen Decke lag Feliciano in seinem Bett. Die Schmerzen würden so langsam wieder zurückkommen, doch im Moment waren sie betäubt und er konnte wenigstens für einige Zeit ordentlich durchatmen. Es war nicht nur die morgendliche Müdigkeit, die ihm sein Leiden verminderte, es war auch die beruhigende Nähe Ludwigs, die alles Andere in den Hintergrund stellte. Sein Kopf war gegen seine Brust gedrückt und die starken Arme des Größeren umschlangen den schmalen, gebrechlichen Körper Felicianos, als wäre dieser ein wertvoller Schatz, den er vor der grausamen Welt beschützen müsste. Feliciano fühlte sich pudelwohl. Die angenehme Wärme, die sein Freund tags sowie nachts über ausstrahlte, war wie ein automatischer Trost, wie ein sicherer Hafen, in den er bei jeglicher Gefahr flüchten konnte, wenn er sich fürchtete. Diese Nähe...sie erzählte ihm, dass er nicht alleine war. Dass jemand bei ihm war, der ihn vor dem Schrecken eines jeden Tages in Sicherheit wiegen konnte. Die Mundwinkel des Kupferhaarigen zuckten kurz nach oben und er fand sich keine Sekunde später noch tiefer in der Brust seines Gegenübers eingekuschelt. Es war eine Seltenheit, dass er morgens einmal vor Ludwig aufwachte, aber das freute ihn umso mehr. Endlich konnte er derjenige sein, der dem Deutschen mit liebevollem Gesichtsausdruck den neuen Tag eröffnete.
Denn er würde es nicht mehr oft tun können...Die kostbare Zeit, die ihm noch übrig blieb...die limitierten Schläge seines kaputten Herzens...sie nahmen ihm alles weg, wenn die Zeit gekommen war. Doch Feliciano war noch nicht bereit dazu. Er hatte noch so viele Ziele vor sich, er konnte und wollte nicht aufgeben.
Für sich selbst.
Für seine Familie.
Für Ludwig.Sie hatten sich so Vieles versprochen und Feliciano wollte diese Versprechen nicht einfach in den Wind schmeißen. Er wollte sie erfüllen, auch wenn es ihm so oder so verwehrt blieb. Wenn er doch nur mehr Zeit hätte, dann...dann...
Der erhöhende Puls Ludwigs holte Feliciano wieder aus den Gedanken. Neugierig schielte er nach oben, linste durch seine sonnengetauchten Strähnen hindurch und beobachtete, wie Ludwigs Augenlider verschlafen seine eisblauen Seelenspiegel offenbarten. Die Müdigkeit stand ihm im Gesicht geschrieben, aber seine Augen waren verhangen im Schleier einer unersättlichen Liebe, als er seinen kleinen Freund bei sich liegen sah. Es erfüllte ihn mit einem warmen, wohligen Blubbern im Bauch, dessen Auswirkungen sich bis in die Fingerspitzen zogen und jede Berührung wie einen kleinen Elektroschock empfinden ließ. Diese kleinen Momente...sie waren alles für diese zwei Liebenden, deren Gefühlswelt tagtäglich unter einem schlechten Stern stehen musste. Dennoch hätten sie es niemals anders gewollt. Sie würden niemals auch nur daran denken, etwas an ihnen zu ändern. Sie waren glücklich. Sie waren glücklich im Unglück...und dieser Frohsinn, diese Zufriedenheit, die die beiden aus den tiefsten Tiefsten ihrer Herzenskammer - ihrer unsterblichen Seele - verspürten, war das schönste Geschenk, was sie je bekommen konnten. Ihre Liebe, sie würde Jahrhunderte, Jahrtausende, wenn nicht sogar eine Ewigkeit bestehen bleiben. Ihre Seelen, sie waren verbunden...Schon vom Anbeginn der Zeit.
Der rote Faden des Schicksals, er hatte sie durch viele Leben begleitet, sie immer wieder zusammengeführt. Auch dieses Mal war es keine Ausnahme gewesen. Sie hatten sich gefunden, doch der Faden drohte zu zerreißen. Und mit diesem Zerreißen wäre es doch auch einmal um ihre Liebe geschehen, nicht wahr?
Nein.
Denn Liebe kannte kein Ende, sie würde sich bis in alle Ewigkeit weiterspinnen, weiter und immer weiter. Nicht einmal der grausame Tod konnte ihnen dieses Empfinden stehlen, denn die wahre Liebe hat es gegeben und wenn sie einmal existierte, würde sie niemand auslöschen können.
Nicht einmal Romeo und Julia, die miteinander in den Tod gingen, hatten den größten Schatz ihres Lebens fallen lassen wie ein unnützes Stück Papier...denn ihre Liebe lebte weiter. In ihren Seelen und in den Menschen, die ihre Geschichte kannten.
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Stern des Himmels | GerIta
Fanfic13. Juni 1945 So wie die Sterne am Nachthimmel strahlen, So möchte ich dir dein graues Leben bunt bemalen. Zeitlos wie die Kunst der alten Römer, Griechen, Germanen und Tagelöhner, Möcht' ich dir hier etwas hinterlassen, Etwas mit Sorgfalt und endlo...