14. Juni 1945
[10:12 Uhr; Stadtzentrum]Endlich war der junge Deutsche an seinem Zielort mitten in der Pampa angekommen. Es war eine niedliche Kleinstadt, umgeben von bildschöner Natur, die ihn auch an seine Heimat erinnerte. Schnellen Schrittes schlenderte er durch die kleineren Straßen, versuchte sich zwanghaft an den Weg zu Felis Haus zu erinnern und bekam dabei den ein oder anderen bizarren Blick der Einwohner ab. Es war wohl eigenartig für sie, dass jemand um diese Uhrzeit hektisch herumlief und nicht die Ruhe genoss.
Doch Ludwig ignorierte dies gekonnt und ließ sich, so gut es eben ging, nicht aus der Ruhe bringen."Verdammt, wo ging's nochmal lang?", murmelte er verärgert, als er in eine engere Seitengasse abbog, die ziemlich leergefegt war. Keine Menschenseele weit und breit, bis auf zwei Hausfrauen, die von ihren gegenüberliegenden Fenstern aus lauthals tratschten und womöglich die neuesten Stadtgerüchte diskutierten.
Der Blonde wollte eigentlich gar nicht hinhören und einfach schnell vorbei gehen, als plötzlich der Name Vargas fiel. Da wurde Ludwig hellhörig und verlangsamte seine Geschwindigkeit, sodass er das ein oder andere Wort aufschnappen konnte."...Ich sag's dir, Gerti, die haben vielleicht ein Theater gemacht! Aber irgendwie kann ich es ihnen auch ned übel nehmen, i mein, der Junge ist erst siebzehn!"
Ludwigs Herz blieb augenblicklich stehen. Was war denn mit Feliciano?
"Es ist einfach arg, dass es so einen jungen fröhlichen Burschen trifft, der noch sein ganzes Leben vor sich hätte, Resi. Vorhin hab ich den Notarzt bei der Tür rausgehen sehen, ich schätze mal, es war etwas Ernsteres."
Die ältere Frau mit den aschblonden Haaren schüttelte bemitleidend den Kopf.
"Es is' echt ein Jammer, wir können nur hoffen und beten, dass er überlebt. Aber die Chancen stehen ziemli' schlecht fia Feli.""Feli...er...", murmelte der Deutsche bestürzt und voller Sorge, während er so gut wie möglich versuchte, die wichtigsten Informationen aus dem stärkeren Dialekt der älteren Frauen zu filtern. Mit jeder weiteren Auskunft über Felicianos Gesundheit war das Herz Ludwigs dem Zusammenbruch immer näher.
Es fühlte sich zerquetscht, getreten und zerrissen. Es war ein Strudel aus Emotionen, der wie ein wütender Senat auf seinen übermächtigen Feldherren abermals einstach, bis jegliches Leben aus diesem ausgehaucht war. Es zog ihn runter in die tiefsten Tiefen seiner Seele, seine inneren Schatten, die nur darauf warteten ihn wie nervige Plagegeister zu verfolgen und zu quälen.
Und doch wusste er, er musste sofort zu dem kleinen fröhlichen Feliciano, der ihn seit Beginn seines persönlichen Krieges sehnsüchtig erwartete. Er bog bei der nächsten Ecke ab, blieb für einen Moment stehen, schloss seine azurblauen Augen und atmete tief ein.
Er durfte nicht zu sehr von seinen Gefühlen beeinflusst werden. Denn wenn er dies tat, dann würde nicht nur er panikversessen durch die Gegend irren, sondern er würde auch andere damit hineinziehen.Er sammelte seine Gedanken, beruhigte sich und sprach sich selber positive Ratschläge zu, die normalerweise immer Feliciano immer für ihn übernahm. Er war so etwas wie sein gutes Gewissen; sein Licht in der Dunkelheit geworden.
Und dieses kostbare Licht drohte nun wie ein kleiner schwacher Funken vor seinen Augen zu erlischen.
Und mit ihm...seine Lebensfreude... seine Hoffnung...und seine einzig wahre Liebe.~♡~
14. Juni 1945
[11:25 Uhr; Haus der Edelsteins]Dunkle Gewitterwolken zierten den Himmel und das näher kommende Geräusch des Donnergrollens suchte bereits das Zimmer des Sorgenkindes in jeder einzelnen Ecke ein.
Der sanfte Nieselregen prallte gegen die frisch geputzte Fensterscheibe und zeichnete zierliche Adern aus Wasser auf dessen Oberfläche. Mit zahlreichen Wassertropfen besetzt, zeigte es einem im Hause des jungen Vargas' ein Bild von Kummer sowie Reinheit. Kummer, als Zeichen für die Trauer und Sorge, die jedem Familienmitglied innewohnte. Reinheit, für die ersehnte Befreiung - der Katharsis - von dem Leid, welches Feliciano mit sich Tag und Nacht mittrug.
Feliciano war noch nicht gestorben, nein, er war lediglich aufgrund eines Schwächeanfalls ohnmächtig geworden. Nichtsdestotrotz hatte er das gesamte Haus mit seinem Unfall auf den Kopf gestellt und der Beweis dafür zeichnete sich an einem großen Pflaster auf seiner Stirn ab.
Es ging ihm zwar besser als vorhin, aber das hieß nicht, dass es unbedingt gut war. Er war immer noch geschwächt und erschöpft. Der Doktor konnte ihn zwar einigermaßen beruhigen und diese Schmerzeshölle lindern, dennoch war klar, dass dieser Zustand nicht auf ewig Bestand halten würde.
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Stern des Himmels | GerIta
Fiksi Penggemar13. Juni 1945 So wie die Sterne am Nachthimmel strahlen, So möchte ich dir dein graues Leben bunt bemalen. Zeitlos wie die Kunst der alten Römer, Griechen, Germanen und Tagelöhner, Möcht' ich dir hier etwas hinterlassen, Etwas mit Sorgfalt und endlo...