Einige Zeit später...
Dunkelheit. Kälte. Einsamkeit...und Leere.
Das waren die Einzigen Empfindungen, die Ludwig seit Felicianos Tod verspüren konnte.
Wenn man diese überhaupt noch als Empfindungen identifizieren konnte.Er war ein gebrochener Mensch geworden, geplagt von einem klaffenden Loch in seiner Brust, wo sich einst sein eisernes Herz befand, das lediglich ein ganz besonderer kleiner Italiener wie ein Feuer entfachen konnte. Doch nun gab es niemanden mehr, der die dicken Mauern Ludwigs umgehen konnte; ihn voll und ganz verstehen konnte.
Ludwig fühlte sich elendig, unvollständig und gefangen in seiner eigenen deprimierten, von schier unendlicher Dunkelheit geprägten, kleinen Welt. Die Farben, die sein Leben einst besaß waren verblasst und waren mit faden Grautönen übermalt worden. Er fühlte nichts, er brauchte nichts. Er wandelte durch seine eigene, kleine, in sich zusammengestürzte, Welt wie ein Geist, nicht wissend, wohin er wollte und was sein Weiterleben überhaupt noch wert machte. Ludwig war verzweifelt; er war am Boden. Er wollte einfach nur in die Welt hinaus rennen und schreien. Er wollte seinen angesammelten Schmerz an etwas auslassen, sich von der ewigen Last des Verlustes befreien. Egal wie viele Stunden, Tage und Wochen vergingen, der Deutsche fühlte sich zunehmend mehr gefangen und isoliert von jeglicher Freude. Er verspürte fast keine Trauer mehr, nur die gähnende Leere in ihm hielt ihn davon ab los zu lassen. Er versuchte es zwar, denn Feliciano hätte dies bestimmt gewollt...er hatte es immerhin gehasst, wenn Ludwig sich in seine eigene, einsame Welt zurückzog und alle Fröhlichkeit der Welt abprallen ließ, aber es war einfach so unglaublich schwer.
Es war so verdammt schwer.Ludwig hatte Feliciano geliebt...mehr als alles Andere auf dieser chaotischen, durchtriebenen Welt und dennoch wurde ihm genau er weggenommen. Wieso hatte es ihn getroffen? Ihn, der der nie einer Fliege etwas zu Leide getan hatte...Ihn, der in dieser verrückten Zeit nie sein Lächeln verloren hatte...Feliciano...
Diesen unschuldigen Menschen, der so viel Potential in sich hatte. Diesen Menschen...der der Einzige gewesen war, der sogar Ludwig ein Lächeln auf die Lippen zaubern und ihn rundum glücklich fühlen lassen konnte...All dies hatte er binnen weniger Atemzüge aus den Augen verloren. Er hatte seine Hand losgelassen; ihn wie Sand durch die Finger rieseln lassen, bis nicht einmal das letzte bisschen Hoffnung die Chance hatte, aufzublühen.
Denn er hatte Feliciano verloren.
Und mit ihm...seine ganze Lebensfreude...Und seine einzig wahre Liebe.Er wurde blind gegenüber der Welt, die ihn umgab.
Er baute ein weiteres Mal eine Mauer um sich, die kein Mensch jemals durchbrechen konnte.
Er fiel.
Und fiel weiter.
Immer und immer weiter...
Immer weiter in die schwärzesten Tiefen der Finsternis...
Kein Licht würde ihm am Ende seines Weges erscheinen, keine Wärme würde ihn aus diesem Tartaros des Kummers leiten. Er war allein.
Allein, und doch nicht ganz verlassen.Denn die Präsenz Felicianos verfolgte ihn wie ein Schatten und sein Herz...es würde immer bei ihm bleiben; immer einen Weg zu ihm finden, auch, wenn Ludwig ihn nie wieder in seinen Armen halten konnte.
~♡~
Felicanos Begräbnis lag bereits einige Tage zurück und Ludwig erinnerte sich an jede Einzelheit. Er erinnerte sich an die Abende, an denen sich Verwandte sowie Freunde vor den Toren der Kirche versammelten, der trauernden Familie ihr tiefstes Beileid wünschten und sich während den gesamten Totenwachen mucksmäuschenstill verhielten. Dieses sogenannte Nachtwachten begegnete dem Deutschen zwielichtig. Einerseits erleichterte es ihm, Abschied zu nehmen, andererseits war es jedes Mal wie eine frische Wunde eines scharfen Dolches, die sich tief in sein Fleisch zog und eine immerwährende Wunde hinterließ. Er hatte die eingerahmten Bilder gesehen, die auf einem kleinen, blumengeschmückten Tischchen standen. Sie alle waren mit größter Sorgfalt ausgewählt. Keines von ihnen hatte auch nur einen Makel gehabt. Er hatte sie studiert, sie eingeprägt, doch immer wenn er dieses grinsende, lachende Gesicht Felicianos erblickte, erinnerte er sich an den Moment, der ihn seiner Selbst beraubte. Er erinnerte sich an den Moment, der sein Herz zerschreddert hatte; es in tausend Scherben zu Boden warf. Er erinnerte sich an das Gesicht des Italieners...wie er in seinen Armen lag und bittersüß grinste.
Die Bilder, diese herzzerreißenden Bilder in seinem Kopf kreisten unaufhörlich herum.
Seine letzten Worte...Ti amo.
Sein letztes Werk...ein Portrait von Ludwig.
Sein letzter Gedanke...das wusste der Deutsche nicht, aber er musste etwas Schönes gesehen haben, wenn er selbst im Tod ein Lächeln auftreiben konnte.
Ob er vielleicht an Ludwig gedacht hatte? Oder an seine liebevolle Familie?
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Stern des Himmels | GerIta
Fanfic13. Juni 1945 So wie die Sterne am Nachthimmel strahlen, So möchte ich dir dein graues Leben bunt bemalen. Zeitlos wie die Kunst der alten Römer, Griechen, Germanen und Tagelöhner, Möcht' ich dir hier etwas hinterlassen, Etwas mit Sorgfalt und endlo...