Kapitel 3

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Mit meinen Fingern malte ich Linien in den Sand und lauschte dabei dem Geschrei der Möwen und den Wellen. Der kühle Wind, der mir meine Haare um den Kopf wirbeln ließ, brachte mich zum Zittern, doch ich war noch nicht bereit wieder zurückzugehen. Ich genoss diesen Moment, auch, wenn ich allein mit meinen Gedanken war. Erst, als sich jemand neben mich setzte, wurde ich aus meiner Art Trance gerissen.
Es war Newt. „Tommy sagte, dass ich dich hier finde", begann er. Scheinbar hatte er mich gesucht... „Und er sagte auch, dass es kalt ist und du nicht unbedingt warme Kleidung trägst."
„Hat er das wirklich so gesagt?" Newt schüttelte lächelnd den Kopf. „Aber er hat gesagt, dass ich dir eine Jacke mitbringen sollte." Er hielt mir besagte Jacke hin. Ich nahm sie dankend entgegen und zog sie mir an. Sofort wurde mir ein wenig wärmer.
„Clary, ich habe von Thomas gehört, dass du dir selbst die Schuld gibst..." Beschämt wandte ich den Blick ab. „Wenn du mit mir reden willst, dann bin ich da. Ich höre dir zu, wenn du mir etwas sagen willst." Seufzend lehnte ich mich an ihn. Seine Anwesenheit beruhigte mich. „Ich will dich nicht drängen, aber ich habe gehört, dass es hilft, wenn man mit jemandem redet" Ein kurzes Zucken meiner Mundwinkel war die Folge, da ich genau wusste, wie er mich ansah. Doch schnell wurde meine Miene wieder betrübt und ich schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut, Newt."
Die Wellen schwappten gleichmäßig über den Sand, bis sie wieder zurückflossen, nur um den gleichen Vorgang zu wiederholen. Newt legte seine Hand auf meine Schulter und drehte mich behutsam zu ihm. „Ich versuche dich zu verstehen. Ich weiß nicht, was die bei WICKED alles passiert ist, aber ich will auch nicht, dass du das alles für dich behalten musst. Es ist nicht gesund solche Sachen in sich hineinzufressen, denn das macht dich kaputt" Er brach ab und suchte nach Worten. „Clary, ich liebe dich. Deswegen will ich, dass es dir gut geht. Wenn du das alles loswerden willst, dann bin ich für dich da. Ich werde dir zuhören." Als ich ihn ansah, erkannte ich einen flehenden Ausdruck in seinen Augen. Er wollte mich unbedingt verstehen. Seufzend nickte ich. „Du willst alles wissen?"
„Ja." Ich schluckte, doch er griff nach meiner Hand und umschloss sie mit seinen Händen. „Alles, was du mir erzählen willst."
Ich begann zu erzählen.
Alles.
Als ich fertig war, aufgelöst und mit Tränen, die meine Wange herunterliefen, zitterte ich. Nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Angst und dem Grauen, das mich überkam, wenn ich mich daran erinnerte. Ein sanfter Druck an meiner Hand, weckte meine Aufmerksamkeit. Newt sah mich an. In seinem Blick lagen so viele Emotionen, doch seine Augen schimmerten glasig. „Clary,", seine Stimme brach, „es tut mir so leid, dass wir nicht schneller helfen konnten. Ich... Ich... Es tut mir so leid!" Er wischte sich schnell die Tränen aus den Augen. „Ich wünschte, ich könnte mit dir tauschen, dass du das nie hättest erleben müssen! Wieso habe ich nur zugelassen, dass sie dich entführen?!" Gegen Ende starrte er entsetzt auf seine Hände. „Newt, bitte gib dir nicht die Schuld dafür!" Ironisch, wie sich die Rollen getauscht hatten, und ich nun diejenige war, die sagte, dass er nicht schuld sei. Er lächelte mich gequält an. „Ich bin froh, dass du nun endlich in Sicherheit bist" Seufzend nickte ich.
Wir saßen noch einige Zeit eng aneinander gekuschelt da und sahen auf das Wasser. Immer mal wieder sprachen wir ein wenig, doch hauptsächlich genossen wir die Nähe des anderen. Auch, als die Sonne unterging, saßen wir im Sand und sahen zu, wie die letzten Strahlen verschwanden und langsam alles dunkel wurde. Beinahe wäre ich eingeschlafen, während ich meinen Kopf an seine Schulter lehnte und er seinen Arm um mich gelegt hatte. Behutsam strich er mir mit seinem Daumen über den Handrücken meiner verschränkten Hand. In diesem Moment genoss ich sowohl seine Wärme, als auch seinen Geruch. Alles, das ich so sehr bei WICKED vermisst hatte.
„Hey, Newt!", hörten wir schließlich jemanden rufen. Verwirrt sah Newt auf und auch ich öffnete langsam meine Augen. Jemand kam auf uns zugerannt. Je näher die Person kam, desto besser konnte ich sie erkennen. Es war Pfanne. Er lächelte breit, als wir uns aufrappelten und er mich erblickte. „Clary!" Ohne zu zögern zog er mich in eine überschwängliche Umarmung. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Wow, das muss man dir lassen. Trotz der langen Zeit, die du bei WICKED verbracht hast, siehst du eigentlich ganz gut aus." Newt neben mir räusperte sich, doch Pfanne hörte nicht auf zu grinsen. Ein Grinsen, das auch mich ansteckte. „Keine Sorge, Mann, ich werde sie dir nicht wegschnappen" Er lachte kurz, was Newt dazu brachte, dass auch er seine Augen verdrehte.
„Was ist denn los? Wieso kommst du extra angerannt?", erkundigte Newt sich schließlich. „Es ist wegen Thomas. Er will, dass ihr sofort kommt!" Ohne zu zögern folgten wir Pfanne in einen Raum, in dem sich bereits Brenda und Vince befanden. Beide sahen auf, als wir eintraten.
„Wo ist Thomas?" Wie zur Antwort kam besagter durch die Tür, in seiner Hand ein Stück Papier. „Mir ist vorhin eine Idee gekommen...", begann er und breitete die Karte auf dem Tisch aus, ohne noch viel zu sagen. Eine helle Lampe erleuchtete das Papier, da es bereits dunkel geworden war. Vince trat näher, während ich mich mit Newt an den Tisch stellte und aufmerksam zuhörte. Die Karte war bereits vergilbt und an den Ecken eingerissen. An einem Punkt befand sich ein großer Kreis.
„Das muss es sein.", begann Thomas und zeigte auf den Kreis, „Alles, was Aris erzählt hat, deutet auf diesen Ort hin. Dahin bringen sie Minho." Hoffnung keimte in mir auf. Hoffnung darauf, dass wir Minho doch retten konnten.
„Wir nehmen jeden mit, der kämpfen kann. Wenn möglich nutzen wir die Straßen. In einer Woche könnten wir zurück sein!" Vince wirkte nicht unbedingt begeistert von der Idee. „Eine Woche?!", fragte er entgeistert, „Wir haben sechs Monate gebraucht um hierher zu kommen." Demonstrativ tippte er auf den Tisch. „Wir haben inzwischen über hundert von den Kids hier! Wir können hier nicht ewig rumhängen nach der Nummer, die wir eben abgezogen haben!" Da hatte er recht, jetzt, wo sie WICKED so massiv angegriffen haben, werden sie noch mehr dahinter sein, uns zu finden. „Du willst zu irgendeinem Punkt auf der Landkarte marschieren? Du weißt ja nicht mal genau, was da ist!"
„Ich schon." Verwirrt sahen beide zum Eingang, an den Jorge trat. „Ist zwar schon ein paar Jahre her, aber ich war dort." Während er sprach, betrat er langsam den Raum. Seine Schritte auf dem Boden war das einzige, das man hörte. „Die letzte Stadt, so hat WICKED sie genannt. Das war ihr Hauptquartier." Er blieb am Tisch stehen und sah sowohl Vince, als auch Thomas an. „Wenn diese Stadt noch steht, ist das der letzte Ort, zu dem du gehen willst, hermano." Er stellte sich neben Vince und sah Thomas eindringlich an. „Das ist die Höhle des Löwen."
„Wäre nicht das erste Mal, dass wir sowas machen!" Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich zu Newt sah. Nun meldete sich wieder Vince zu Wort: „Ja, mit monatelanger Planung. Und verlässlichen Informationen. Und einem Überraschungselement, aber jetzt haben wir nichts davon."
„WICKED wird vermutlich nicht erwarten, dass wir nun zu ihrem Hauptquartier gehen. So Lebensmüde schätzen sie uns nicht ein.", meldete ich mich zu Wort, „Der Überraschungseffekt wäre also vorhanden." Für einen Moment musterte mich Vince, doch, als Thomas zu sprechen begann, richtete er seine Aufmerksamkeit auf ihn. „Vince, ich habe darüber nachgedacht...", begann Thomas, doch Vince unterbrach ihn barsch: „Hey, das letzte Mal, als wir so schlecht vorbereitet waren, habe ich alles verloren!" Seine Stimme war lauter und grob. „Hast du das vergessen?" Ich erinnerte mich nur zu gut daran, wie Janson Mary einfach erschossen hatte. Wie WICKED das ganze Lager zerstörte. Wie WICKED alles zerstörte.
Thomas schwieg und sah betroffen auf die Karte.
„Hör zu, ich weiß es geht um Minho", begann Vince nun freundlicher, „aber du kannst nicht verlangen, dass ich das Leben dieser Kids riskiere. Für nur einen Mann!" Vince hatte recht, doch wenn es nach mir ginge, hätte ich sofort Bertha genommen und wäre direkt zu dem Punkt gefahren, den Thomas markiert hatte. Alle im Raum schwiegen. Als jedoch ein mechanisches Rauschen erklang, sah ich verwirrt auf. Thomas und Vince starrten in das Eck, in dem ein provisorisch zusammengebautes Gerät stand, vermutlich ein altes Funkgerät. Davon kamen verzerrte Geräusche und man konnte Stimmen erkennen, doch keine Worte, da sie immer wieder unterbrochen wurden. Verwirrt sah ich zu den anderen, die alle ihren Kopf leicht nach oben hoben und lauschten. Wieso funkte sie jemand an?
Ganz plötzlich fluchte Thomas: „Alle sofort das Licht ausmachen!" Ohne zu zögern stoben alle in unterschiedliche Richtungen und machten die Lampen aus, und davon gab es viele im Raum. Verwirrt betätigte ich den Schalter von der Lampe am Tisch.
Innerhalb kürzester Zeit waren alle Lichter aus, vermutlich hatte jemand den Haupthebel betätigt. Sofort war es dunkel und ich konnte nichts mehr sehen, doch hören konnte ich. Ich hörte ein Rattern, das mir ziemlich bekannt vorkam. Als jemand nach meiner Hand griff, brauchte ich ein wenig, um zu merken, dass es Newt war.
„Was geht hier vor?", fragte ich erstaunt, als Thomas und Vince nach draußen liefen. Verwirrt folgte ich ihnen und sah, dass im gesamten Hafengebiet die Lichter ausgingen und aufgeregte Rufe ertönten. Gemeinsam mit Newt verließ ich ebenfalls den Raum und trat nach draußen, wo das Geräusch nur lauter wurde. Ich erkannte Vince und Thomas, die in eine Richtung starrten und folgte ihrem Blick. Über einigen Trümmern in der Nähe sah ich einen Scheinwerfer, der das Gebiet abzusuchen schien. Das Geräusch musste von einem patronierendem Berk stammen.
„WICKED sucht uns immer wieder. Und so, wie es aussieht kommen sie immer näher...", meine Newt neben mir. Er sah mich traurig an. „Deswegen will Vince auch so bald los."
Vince und Thomas kamen schließlich wieder zu uns zurück, doch unser Gespräch war wohl schon beendet.
„Du solltest schlafen, Clary.", meinte Thomas, als er zu mir kam.
„Und was ist mit Minho?"
„Keine Sorge, wir finden schon eine Lösung. Aber du solltest dich definitiv jetzt hinlegen. Ich bin mir sicher, dass du die Ruhe gebrauchen kannst" Er nahm mich fest in den Arm. „Ich habe dich lieb." Dann löste er sich wieder und sah Newt an: „Du kümmerst dich darum, dass sie schläft?" Newt nickte als Antwort und ergriff meine Hand. Er führte mich durch das Dunkel, vorbei am Strand, zu dem Raum, in dem mehrere Hängematten hingen. Etwas abseits hing seine.
„Du kannst hier schlafen.", meinte er und zeigte auf die Hängematte, die ein wenig größer war, als die auf der Lichtung.
„Und wo schläfst du?" Er zuckte nur mit den Schultern und sah zur Wand. „Ich mache es mir einfach auf der Kiste be-" ich unterbrach ich prompt: „Bitte schlaf bei mir. Ich weiß, dass es komisch klingt, aber ich brauche deine Nähe..." Er lächelte mich an und nickte schließlich. „Also dann, quetschen wir uns zusammen rein." Ich erwiderte sein Lächeln.
Wir schafften es uns gemeinsam so hinzulegen, dass wir beide Platz hatten. Ich kuschelte mich eng an Newt, der seine Arme um mich legte und dabei jedoch auf einen meiner Blutergüsse kam, weshalb ich kurz zischte.
„Alles in Ordnung?" Ich nickte schnell, da ich nicht weiter darauf eingehen wollte, doch scheinbar hatte er anderes im Sinn. „Clary, du verheimlichst mir doch etwas!" Ich hatte ihm erzählt, dass ich bei WICKED auch geschlagen wurde, also verheimlichte ich ihm nicht unbedingt etwas...
„Bist du verletzt?" In dem Moment schien es auch ihm einzufallen. „Bist du verletzt? Ich meine, Aris haben wir auch verarztet..."
„Newt, so schlimm ist es nicht. Es ist nur ein blauer Fleck, nichts weiter", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Kann ich es denn wenigstens ansehen?" Kurz zögerte ich, doch dann griff ich an den Saum meines Oberteils und zog es leicht nach oben, damit er den Bluterguss an meiner Seite sehen konnte. Er sah mich entsetzt an. „Soll ich schauen, was wir haben, um es wegzubekommen?", fragte er gleich, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, es ist bereits am verheilen. Es tut nur noch weh, wenn ich es irgendwie berühre..." Newt begann sich noch immer nicht damit zufrieden zu geben, doch ich ergriff seine Hand und sah ihn eindringlich an. „Newt, es ist nichts Schlimmes. Nur ein blauer Fleck. Mir ist es gerade wichtiger, dass ich meinen Schlaf bekomme." In Newts Augen regte sich etwas und er seufzte schließlich. „Also gut."
Mit einem Lächeln lehnte ich mich an ihn und atmete seinen Geruch ein. So lange hatte ich bei WICKED wach gelegen und an Newt gedacht, und nun lag ich endlich bei ihm. Ich spürte seine Wärme und hörte seinen Herzschlag. Das Gefühl der Geborgenheit umfing mich und allein so hätte ich einschlafen können.
„Das habe ich vermisst...", nuschelte ich leise. „Was?"
„Dich. So lange habe ich dich bei WICKED vermisst, mir gewünscht, dass ich dich jemals wiedersehen würde." Newts Augen funkelten, als er mich ansah. „Ich habe dich auch vermisst. Die Angst um dich war kaum auszuhalten!" Er lachte leise, „Jorge hatte recht, ich war wirklich unglaublich nervös. Jedes Mal. Diese sechs Monate waren die reinste Folter für mich. In der Ungewissheit zu leben, wie es dir ging, brachte mich fast um. Aber endlich bist du wieder zurück!"
„Du weißt, wie lange es her ist? Ich hatte aufgehört zu Zählen." Es war erstaunlich, dass ich wirklich sechs Monate bei WICKED gewesen war.
„Natürlich. Ich zählte jeden Tag, jede Woche und jeden Monat. Ich habe nicht zugelassen, dass ich aufhöre zu zählen. So frustrierend es auch war, zu wissen, wie viel Zeit schon vergangen war, ohne, dass wir dich oder Minho gerettet hatten, ich wollte nicht aufgeben. Nicht so, wie damals im Labyrinth. Ich konnte nicht aufgeben, denn der Gedanke an dich machte mir Mut. Ich wusste, dass ich stark bleiben musste, auch für dich." Er schluckte und ich merkte, wie mir die Tränen erneut in die Augen traten. Newt legte seine Hand auf meine Wange, als er es bemerkte und strich mir die Tränen weg. „Danke.", hauchte ich und umfasste seine Hand mit meiner. Newt lehnte sich etwas vor und legte seine Lippen auf meine. Dieser Kuss beinhaltete so viele Gefühle und doch war er so sanft, wie eine Feder. Ich wusste nicht, wie lange er dauerte, aber ich genoss jede Sekunde. Ich öffnete meine Augen erst nach einigen Sekunden. Newt lächelte mich breit an. Ein Lächeln, das mein Herz schneller schlagen ließ. „Ich liebe dich!"
Wir lehnten für einen Moment unsere Stirn aneinander und sahen uns einfach nur in die Augen. Ich hätte in Newts Blick versinken können, so viel Liebe spiegelte sich darin. Langsam merkte ich, wie die Erschöpfung an mir zerrte und ich immer müder wurde. Auch Newt fiel es auf. „Schlaf jetzt besser." Er strich mir eine Strähne hinters Ohr und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn.
Ich kuschelte mich an ihn und versank in dem wohligen Gefühl der Geborgenheit.
„Ich liebe dich, Clary.", hauchte er und drückte mich noch näher an sich.
„Ich liebe dich noch mehr."
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief ich schließlich ein.

Zitternd schreckte ich aus dem Schlaf auf. Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten und ich die anderen ausmachen konnte. Ich war also wirklich noch beim rechten Arm und nicht bei WICKED. Ich hatte nur einen Alptraum gehabt...
Beruhigt ließ ich mich wieder nach hinten sinken und wollte mich wieder an Newt kuscheln, aber er war nicht da. Verwirrt richtete ich mich wieder auf und sah neben mich. Ich lag allein. Auch auf dem Boden lag niemand, also hatte ich ihn auch nicht ausversehen rausgeschmissen. Aber wo war er?! Suchend sah ich mich im Raum um, doch dort lagen bloß alle anderen und schliefen ruhig. Von Newt jedoch war keine Spur. In meinen Gedanken suchte ich mehrere sinnvolle Möglichkeiten und fand mich damit ab, dass er bald wieder zurückkommen würde, ich musste nur warten. Also legte ich mich wieder hin und versuchte einfach weiterzuschlafen. Doch nach dem Alptraum war ich mir sicher, dass ich ohne Newt nicht mehr einschlafen könnte. Ich lauschte.
Als ich hörte, wie jemand im Gang entlanglief, aber nicht zu mir kam, richtete ich mich neugierig auf. Wer war das? Das helle Mondlicht, das durch die Fenster schien, machte es mir möglich die Gestalt zu erkennen. Es war nicht Newt. Dennoch stand ich auf und zog mir schnell meine Schuhe an. Was ging hier vor? Warum schlich sich Thomas mit einem Rucksack davon?!
Leise ergriff ich die Jacke und zog sie mir schnell über. Ich warf noch schnell einen Blick durch den Raum, doch Newt war noch immer nicht da, also schlich ich durch den Gang, durch den Thomas gegangen war. Als ich nach draußen trat, ließ mich die kalte Nachtluft erzittern und ich zog die Jacke noch enger um mich. Die Möwen waren verstummt, doch die rauschenden Wellen hörte ich noch immer gleichmäßig gegen das Schiff schlagen. Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser und erhellte den Strand.
Noch immer im Schatten stehend sah ich mich nach Thomas um, den ich in einiger Entfernung entdeckte. Er sah sich nochmal kurz um, bevor er um die Ecke bog. Schnell folgte ich ihm, wobei ich noch immer versuchte unauffällig zu sein. Das Schiff, an dem ich vorbeiging, ragte wie ein dunkler Schatten aus dem Wasser heraus. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass das unsere Rettung vor WICKED sein sollte. Doch ich musste mich jetzt auf etwas anderes konzentrieren und so wandte ich schnell den Blick ab und folgte den Spuren im Sand. Da ich so weit entfernt gewesen war und mich hier nicht auskannte, fiel es mir schwer direkt den richtigen Weg zu finden, wo Thomas entlanggegangen sein musste, also spähte ich um alle Ecken, bis ich endlich ein Geräusch in der Ferne hörte. Jemand unterhielt sich. Und ganz plötzlich konnte ich auch Licht erkennen. Nur schwach, aber doch sichtbar.
Leise schlich ich näher, doch als ich Newts Stimme hörte, hielt ich inne. „Ich bin sowieso dabei!" Kurz herrschte Stille, doch dann konnte ich auch Thomas hören: „Nein...Nein, diesmal nicht, Mann. Selbst, wenn wir Minho finden, schaffen wir es vielleicht nicht mehr zurück."
Ich war nun soweit dran, dass ich sie erkennen konnte. Newt stand vor einem Auto, einen Rucksack in der Hand. Thomas sah ich nur von hinten.
Minho?! Sie wollten also doch zur Stadt?! Mir rasten in dem Moment zu viele Gedanken im Kopf herum.
„Dann brauchst du sicher jede Hilfe, die du kriegen kannst.", meinte Newt und öffnete die Fahrertür. Sofort ging das Licht im Auto an und ich konnte Pfanne erkennen, der sich nach vorne lehnte. Er grinste Thomas an. Thoms schwieg, ich wusste, dass er mit sich haderte, so wie er es immer tat, wenn sich jeder seinen Ideen anschloss.
„Wir haben das ganze angefangen, dann sollten wir es auch beenden." Diese Worte schienen Thomas zu überzeugen, denn er gab schließlich nach. „Okay, holen wir ihn zurück." Auf Newts Gesicht bildete sich ein kleines Grinsen, als Thomas auf ihn zukam. Das war der Moment, in dem ich aus dem Schatten trat.
„Also dann, ich sitz am Fenster." Sofort fuhren alle zusammen. In jedem Gesicht konnte ich ablesen, dass niemand mit mir gerechnet hatte. Doch im Gegenteil zu Pfanne, sahen Newt und Thomas wenig begeistert aus.
„Was machst du hier, Clare?!", fragte Thomas und kam auf mich zu. „Hast du ihr etwas gesagt?" Er sah Newt an, doch dieser schüttete nur den Kopf.
„Ja, dafür wollte ich mich ja auch noch bedanken!", murmelte ich sarkastisch und verschränkte die Arme. „Ihr wolltet einfach verschwinden und ohne mich Minho retten?" Mein vorwurfsvoller Blick traf jeden anwesenden.
„Eigentlich wollte ich allein gehen..."
„So, wie es aussieht, hast du jetzt Begleitung. Herzlichen Glückwunsch." Ich lächelte ihn an und wollte schon zum Auto treten, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, Clare." Erstaunt blieb ich stehen und sah Thomas verwirrt an. „Was ist denn?"
Nun trat auch Newt zu mir. „Clary, du kannst nicht mit!"


Broken Dreams (Newt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt