Mein ältester und bester Freund ist ein ausgemachter Gourmet und spricht am liebsten über kulinarische Genüsse. Dabei kommt es leider immer wieder vor, dass er mir Dinge erzählt, die ich schon lange weiß. So ist es auch heute, als wir zusammen im einzigen Sternerestaurant unserer Stadt sitzen:
„Als Vorspeise werde ich mir gebratenen grünen Spargel mit Fleur de Sel gönnen. Ich freue mich schon auf die Würze aus dem Meer. Die feine Salzblume wird in den Salzgärten der Camargue, an der Algarve oder auch bei Ses Salines auf Mallorca von Hand abgeschöpft. Nur an sehr heißen und windstillen Tagen bildet sich Fleur de Sel als hauchdünne Schicht auf der Wasseroberfläche."
Ich antworte ihm:
„Du wirst es nicht glauben, aber bei meinem letzten Besuch auf Mallorca war ich in Ses Salines, habe dort alles besichtigt und mir sogar ein wenig Meersalz gekauft."
Da habe ich wohl etwas Falsches gesagt, denn der alte Feinschmecker regt sich auf:
„Meersalz, Meersalz! Zwischen einfachem Meersalz und Fleur de Sel liegen Welten! Dort kommt der Küchenchef persönlich. Er wird dir das sicher gerne erklären."
Der Chef de Cuisine ist zu uns an den Tisch getreten. Er hat die Worte seines Stammgastes gehört.
„Fleur de Sel, leider verwenden wir das hier nicht mehr. Untersuchungen haben ergeben, dass der Gehalt an Mikroplastik darin besonders hoch ist, noch viel höher als in Meersalz ohnehin schon. Wir haben uns dazu entschlossen, nur noch naturbelassenes Ursalz, dass seit Jahrtausenden tief unter der Erde lagerte und deshalb kein Plastik enthalten kann, in unserer Küche einzusetzen."