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Letzendlich musste ich den Bus nehmen und irgendwie in Berlin klarkommen bis ich wieder zu Hause ankam. Mein Vater schnauzte mich an, meine Mutter ignoriert mich und meine Schwester ist nur am heulen weil ihre Sachen nicht schön genug sind.

Und das geht seit Wochen so. Langsam reicht es mir komplett und ich will mich am liebsten so weit von ihnen entfernen wie es nur geht. Leider habe ich wie meine Mutter gesagt hat, keine Ahnung vom Leben.

Ich habe mich aber versucht von Netflix zu trennen und habe mehrere Universitäten, Bewerbungen geschickt. Ich glaube ich habe gute Chancen. Mehr oder weniger.

Während ich mein Zimmer aufräume und dabei meine Zeugnisse von Früher durchwühle, höre ich andauerd laute Stimmen und Gelächter. So kann ich mich gar nicht konzentrieren und habe ohnehin schon starke Kopfschmerzen.

Ich stürme in das Zimmer meiner Schwester. Sie sitzt auf dem Schoß eines Jungen und ist umgeben von zwei Jungs und zwei Mädchen. Alle ähneln Alina vom Style her sehr: Sie tragen nur Markenklammoten, die Mädchen sind stark geschminkt und es stinkt nach teurem Parfüm.

Alina schaut mich mit großen Augen an als fühle sie sich erwischt trotzdem weicht sie nicht von dem Schoß ihres Freundes.
"Könnt ihr mal leiser sein?", frage ich aufgebracht.
Alina hebt eine Augenbraue.

Ihre Freunde fallen in schallendes Gelächter. Ich merke wie der eine Junge mich die ganze Zeit anstarrt.
"Such dir eine Freundin!", rufe ich zu dem Jungen genervt.
Der Junge erhebt sich und klatscht mir auf den Hintern.
"Ich glaub ich habe sie gefunden.", flüstert er. Wieder fallen alle in lautes Lachen. Mit voller Wucht schlage ich ihm auf die Wange.

Kurz schaut er mich hasserfüllt an aber setzt sich wieder hin. Wie kann meine eigene Schwester das zulassen?
"Tut mir leid Justin aber sie steht schon auf Capital Bra!", verkündet sie höhnisch.
"Sagst du obwohl du ihn die ganze Zeit angemacht hast! Ich hab doch gesehen wie du ihn angestarrt hast. So richtig ekelhaft. Schäm dich du Schlampe.", schreie ich und spucke ihr vor die Füße.

Was ihr Freund danach gemacht hat oder was sie über mich denken ist mir total egal denn ich verlasse ihr Zimmer und renne in meins. Irgendwie fühle ich mich so richtig hintergangen. Ich erkenne Alina kaum wieder und kann es kaum glauben, dass sie sich zu so einer Frau verwandelt hat.

Und wie kommt sie bitte auf die Idee, ich würde auf ihn stehen obwohl ich ihn nicht einmal kenne. Schnell schnappe ich meine Autoschlüssel und rase durch die Straßen. Immer wenn es mir schlecht geht dann fahre ich gerne. Ich weiß nicht warum aber es beruhigt mich.

Irgendwann komme ich in Berlin Kreuzberg an. Da ich abbiegen möchte fahre ich auf die rechte Spur und halte vor der roten Ampel an. Kurz blicke ich zur linken Spur und beim zweiten Hinsehen zucke ich vor Schreck zusammen. Da sitzt nicht wirklich Capital Bra.

Das Auto sieht sehr teuer aus und zudem hört er dröhnend laute Musik. Sein Fenster ist genauso wie meins offen. Ich bete innerlich, dass er mich nicht bemerkt doch es kommt wie es kommen musste und er dreht sich auch nach rechts. Als er mich erkennt muss er grinsen und nickt wieder.

"Schönes Auto hast du da, Guccimädchen!", ruft er damit ich ihn überhaupt hören kann. Ich schüttele mit dem Kopf und grinse vor mich hin.
"Bock was zu machen?", fragt er mich grinsend.
Ich schaue ihn entsetzt an.
"Sehe ich so aus?", antworte ich.
"Also hübsch bist du.", erwidert er.

Solche Gespräche führt man einfach nicht wenn man sich zufällig auf der Straße in zwei verschiedenen Autos trifft. Einfach nein. Naja, ein bisschen geschmeichelt fühle ich mich schon.
Solche Komplimente kriegt man nicht jeden Tag von einem Rapper.

"Sehr sogar. Ich mein halt ob du Bock hast was mit mir zu machen. So essen gehen oder Joints rauchen. Keine Ahnung was du magst.", sagt er. Irgendwie klingt das süß. Als hätte ich die Zeit vergessen höre ich lautes Hupen und merke das die Ampel auf Grün geschaltet wurde.

Ohne zu wissen was ich antworte sage ich:
"Komm heute um 20 Uhr zur der großen weißen Villa in der *******straße."
Ich gebe Gas und fahre wieder in Gedanken versunken nach Hause. Vielleicht war es doch keine so gute Idee ihm meine Adresse zu geben ohne zu wissen wer das überhaupt ist. Während der Fahrt überlege ich, dass ich auch einfach zur Seite hätte fahren können und dann hätten wir das in Ruhe besprochen. Aber auch wieso er mich treffen will oder was er an mir so hübsch findet leuchtet mir nicht ein.

Hat er Interesse? Niemals im Leben. Der ist so berühmt, dass er jeden Tag eine andere Frau datet. Vielleicht sollte ich aber das Spiel mitspielen. So könnte ich doch ganz einfach Erfahrungen sammeln. So wie es meine Mutter doch immer will.

Für uns || Capital BraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt