Zwischen Freude und Verzweiflung

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Odin und ich waren bereits im Thronsaal angekommen, wo eine Handvoll Eisriesen auf uns warteten. Auf dem Weg hier her hatte ich meinen gehörnten Helm zu mir gezaubert, um wenigstens etwas prunkvoller auszusehen. Als die schweren, vergoldeten Flügeltüren aufschwangen wandte sich schlagartig jeder Blick auf uns. Mit ihren roten Augen durchlöcherten sie uns förmlich, während Odin auf seinem Thron Platz nahm und ich zu seiner linken stehen blieb. Schweigen breitete sich aus, bis Odin das Gespräch begann als König von Asgard „Ihr kamt mit einer Bitte zu uns nach Asgard. Tragt sie meinem Sohn vor.“ Als Odins Stimme verhallt war trat ein Jotune vor, der kleinste von allen und damit in etwa so groß wie ich „Mein Prinz, ihr seit der älteste und einzigste lebende Nachkomme von unserem verstorbenen König Laufey. Unser Reich versinkt zunehmend im Chaos, wir brauchen einen Herrscher. Wir bitten euch daher inständig unser König zu werden.“ Er senkte den Kopf, während ich die Arme misstrauisch vor der Brust verschränkte „Woher wisst ihr überhaupt das ich der Sohn von Laufey bin?“ fragte ich neugierig die kleine Gruppe von Eisriesen die noch mit gesenkten Köpfen vor uns standen. Sie hoben wieder ihre Häupter „Euer Hoheit bei allem Respekt, es war naheliegend das ihr der verschollene Sohn von ihrer Majestät Laufey seid.“ Immer noch skeptisch betrachtete ich die Jotunen nachdenklich. Eigentlich wollte ich meine Eisriesen Identität hinter mir lassen, oder die Tatsache das ich nie auf einem Thron sitzen wollte. Es sprach einfach alles was für mich steht dagegen, dieses Erbe anzutreten. Was hatten sie überhaupt davon einen fremden Prinzen, auf ihren Thron zu setzen? Ging es ihnen wirklich nur darum das ich der letzte lebende Erbe war? Unentschlossen warf ich schweigend meinen Blick durch den Saal, bis Odin wieder das Wort ergriff „Nun mein Sohn, wirst du das Erbe antreten und damit König von Jotunheim werden?“ fragte er und richtete sein eines Auge gespannt auf mich. Hilflos und unter Druck gesetzt blickte ich zum Allvater hinauf, wie sehr ich mir nun wünschte das Arikàda hier wäre. Auch wenn Odin von mir verlangte das ich dieses Erbe antrete, konnte er mir eine Sache nicht verwehren „Mein König, ich brauche bedenk Zeit.“ Erklärte ich schlicht, worauf Odin sogleich antwortete „In der Tat, diese Entscheidung ist keine leichte. Immerhin geht es hier um das Schicksal eines ganzen Königreichs.“ Mit einem nicken bekräftigte er sein Urteil. Als die Eisriesen unsere Worte vernahmen, breitete sich sowohl Missgunst als auch Ungeduld bei ihnen aus, was durchaus kein Wunder war wenn man bedachte wie lange Laufey schon tot war. Der Allvater erhob sich wieder von seinem Thron und bedeutete mit einer wegwischenden Handbewegung den Wachen die Jotunen aus dem Thronsaal, zurück zum Bifröst zu führen. Der kleinste von ihnen und gleichzeitig der einzigste der etwas gesagt hatte, meldete sich noch einmal kurz zu Wort „Wir geben euch drei Tage.“ Setzte er somit eine bedenk Frist. Als die Eisriesen darauf hinter den vergoldeten Flügeltüren verschwanden, stieg der Allvater in meine Richtung von seinem Thron herab „Fälle deine nächste Entscheidung weise, denn noch eine Chance ihren Thron zu besteigen, werden sie dir nicht geben.“ Mit diesen Worten schob sich Odin an mir vorbei und verließ mit zwei Wachen im Schlepptau den Thronsaal. Lange blieb ich jedoch nicht an der selben Stelle stehen, und machte mich auf zu meiner geliebten Prinzessin. Auf dem Weg zu ihrem Gemach, kam mir meine Mutter mit einem warmen Lächeln entgegen „Wie geht es ihr?“ fragte ich etwas aufgeregt meine immer näher kommende Mutter. Als sie nun zum greifen nah vor mir stand, griff sie nach meinen Händen und bettete sie in ihren „Ihr geht es gut Loki.“ Erleichtert atmete ich aus „Die nächste Zeit wird sehr aufregend für euch werden, wenn du also mal eine Frage hast kannst du gerne zu mir kommen, aber das weißt du ja.“ Verwirrt sah ich sie an, redete sie etwa von meinem Thronanspruch auf den Jotunheimer Thron? Zumindest hörte es sich irgendwie nicht so an. Doch langsam dämmerte es mir, wovon Mutter da sprach „Werde ich etwa, Vater?“ fragte ich sie überrascht, obwohl es nicht allzu schwer war dies zu erraten, da meine Mutter bei jedem noch so kleinen Vorfall gleich vermutete das Arikàda schwanger war. Und nun war es soweit, meine Mutter nickte und ich wurde anscheinend Vater. Ich werde Vater. Es hallte noch lange in meinem Kopf nach, während sich auf meinen Lippen ein Lächeln ausbreitete. Ohne noch groß etwas meiner Mutter zu sagen, teleportierte ich mich vor die Türen von Arikàdas Gemach. Aufgeregt wie nie klopfte ich an, ein tiefes „Komm rein.“ Das nach Thor klang, ließ mich vermuten dass er sein Wort gehalten hatte. Als ich nun die Tür öffnete, wandte sich mein Blick direkt auf das Bett wo Arikàda und Thor auf der Kante saßen. Immer noch lächelnd, schloss ich hinter mir die Türe, setzte mich neben Arikàda und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen „Du weißt es also schon.“ Bemerkte Arikàda, worauf Thor auch antwortete „Wie zu erwarten konnte es Mutter nicht für sich behalten.“ Dies sagte er mit einem warmen Lächeln und ergänzte darauf „Ich freue mich für euch beide.“ Seine Worte klangen aufrichtig, was ich anders auch nicht von Thor erwartet hatte. Thor hatte sich wirklich verändert und das nur zum guten, der damalige Thor hätte dies wahrscheinlich unaufrichtig oder gar nicht gesagt. Zurück lächelnd bedankte ich mich bei ihm „Danke, Bruder.“ Im nächsten Moment folgte von Arikàda ein rapider, schon fast verdächtiger Themenwechsel „Und, was haben die Jotunen gesagt?“ etwas verblüfft über den Wechsel sah ich sie an, aber antwortete ihr sogleich „Sie baten darum das ich ihr König werde.“ Während Arikàda mehr den Boden, als Thor oder mich ansah fragte sie weiter „Wie hast du dich entschieden?“ ihren Blick suchend, antwortete ich ihr wieder sofort „Ich habe um bedenk Zeit gebeten. Sie gaben mir drei Tage.“ Nun beteiligte sich auch Thor an der Unterhaltung „Überleg es dir gut Bruder. Immerhin reden wir über Jotunheim.“ Ich nickte als Antwort und erzählte darauf weiter „Die Jotunen wirken verzweifelt, ansonsten wären sie wohl nicht nach Asgard gekommen um mich zu bitten ihr König zu werden. Selbst Vater möchte das ich dieses ,Erbe‘ antrat, denn sonst würde Jotunheim wohl in völliges Chaos verfallen und damit die restlichen Welten bedrohen.“ Das Wort Erbe betonte ich so verächtlich wie nur irgend möglich, denn die Tatsache war einfach das ich mich nicht als Jotune ansah. Ich bin der zweitgeborene Prinz von Asgard Loki Odinson, und das wollte ich nie wieder vergessen oder mir Zweifel setzen. Doch eine ganze Welt vor dem Chaos zu bewahren war viel mehr, als meine Identität zu wahren „Dennoch bin ich unentschlossen was die Entscheidung angeht.“ Erklärte ich weiter nach kurzer Stille. Thor war in der zwischen Zeit auf den Stuhl gerutscht, der vor dem Bett stand und lehnte sich nun nach vorne, seine eine Hand stützte sein Kinn, wobei ein Finger über der Lippe lag „Es hat natürlich auch viele Vorteile für Asgard, wenn du deren Thron besteigst.“ Erwähnte Thor, was ich mir schon denken konnte „Ich will mich aber nicht für ein paar Vorteile, einer ganzen Welt verpflichten.“ Erklärte ich mit etwas aufbrausender Stimme. Thor klang schon wie ein König, während ich noch unschlüssig war ob ich je einer sein wollte, egal ob von Jotunheim oder Asgard. Im nächsten Moment fiel mein Blick wieder auf Arikàda die noch immer teilnahmslos auf den Boden starrte „Arikàda? Alles in Ordnung?“ fragte ich sie behutsam, während sie zu mir hoch blickte und so aussah als ob sie aus einem tiefen Gedanken gerissen wurde „Äh, ja. Ich glaube ich leg mich schlafen.“ Beschloss sie und legte sich so gleich auf ihr Bett „Dann lassen wir dich jetzt in Ruhe.“ Gab Thor zu bemerken, während er von seinem Stuhl auf stand und bereits zur Tür ging. Kurz gab ich meiner Prinzessin einen Kuss, bevor ich es Thor gleich tat und durch die Tür schritt die er von außen aufhielt. Kaum hatte er sie geschlossen, seufzte Thor auch schon los „Was hat sie nur?“ fragte ich ihn nun direkt, worauf er auch sofort antwortete „Gib ihr etwas Zeit.“ Was sollte das nun wieder heißen? Durch meine Gedanken schon etwas traurig gestimmt, sprach ich diese aus „Freut sie sich etwa nicht über das Baby?“ Thors Blick wurde mit fühlend und weich „Ich fürchte im Moment nicht, auch wenn sie das Gegenteil behauptete. Sie scheint mehr, verzweifelt zu sein und von der Nachricht überrumpelt.“ Meine eigene Freude über das kleine Lebewesen unter Arikàdas Herzen, wechselte zu einer Verzweiflung und Furcht das sie unser Kind vielleicht gar nicht wollte. Erschüttert über Thors Worte, ging ich ohne ein weiteres Wort los. Natürlich folgte er mir. Die sonst so strahlend goldenen Gänge von Asgards Palast, schienen heute Matt und Glanzlos „Auch wenn es kurz schien das ich sie aufgemuntert hatte, bevor du kamst.“ Ergänzte Thor während wir durch den Gang liefen „Was meinst du damit?“ fragte ich zurück, denn irgendwie war das nicht Aufschlussreich was er da gerade sagte „Naja, ich versuchte sie aufzumuntern weil sie sich nicht sicher war ob ihr schon bereit seid für ein Kind, und sie sah auch glücklicher aus, zumindest kurz.“ Verwirrt blieb ich stehen und blickte Thor an, als ob er mir gerade von fliegenden Bilgenschweinen erzählte. Im nächsten Moment hörten wir ein kichern, und sahen Sif um die nächste Ecke schlendern „Was ist da bitte so witzig?“ fragte ich etwas angereizt die näher kommende Kriegerin „Euer Unwissen.“ Antwortete sie kurz und knapp „Dann klär uns auf.“ Bat sie Thor etwas freundlicher darum, worauf Sif kurz ihren Blick zwischen Thor und mir hin und her schweifen ließ bevor sie begann „Das was euch gerade verwirrt, sind die Stimmungsschwankungen.“ Kurze Stille trat ein, in der Dank des langen und unbekannten Wortes mehr Fragezeichen aufkamen als vorher schon da waren „Ihr seid echt nicht die hellsten wenn es um Frauen geht.“ Spottete Sif, bevor sie mit der  genaueren Erklärung begann „Arikàda wird nun öfter schneller die Stimmungen wechseln. Sie wird sozusagen plötzlich das Lachen anfangen, obwohl sie gerade weint.“ Thor zog seine Augenbrauen zusammen während er den Mund öffnete um darauf zu sagen „Das klingt, gruselig.“ Und damit hatte er wahrlich nicht Unrecht, wie wir noch erfahren werden. Doch nun war eine andere Frage aufgekommen „Sag mal Sif, wer weiß denn noch alles von meiner Mutter, dass ich Vater werde?“ stellte ich diese neugierig und verschränkte dabei meine Arme „So ziemlich der ganze Palast.“ Kam es plump aus ihr heraus. Wie konnte dies sein, ich selbst hatte es doch erst vor zwanzig Minuten erfahren. Erneut war ich erstaunt von der Schnelligkeit der Frauen Tratsch zu verbreiten „Was hast du erwartet? Das Kind ist von königlichem Blut. Morgen wird es ganz Asgard wissen. Und sobald ihr geheiratet habt, werden es der Allvater und die Königin offiziell verkünden.“ Sifs Worte hinterließen bei mir eine kleine Verzweiflung, obwohl ich eine schnelle Heirat durchaus erwartet hatte. Erst soll ich zum neuen König von Jotunheim gekrönt werden und nun machte mir mein noch ungeborenes Kind Druck, Arikàda einen Antrag zu machen. Was mag als nächstes kommen, vielleicht das Laufey mich mit einer Lichtelfe gezeugt hat und ich nun auch noch Anspruch auf den Thron von Alfheim habe? Immerhin war mir dieser Thron lieber, als der von Jotunheim. Die Lichtelfen waren wenigstens ein Friedliebendes Volk. Doch ich bezweifelte das mir ihre Flügel stehen würden. Ich schluckte schwer bei dem Gedanken, Arikàda könnte meinen Antrag ablehnen. Was würde dann aus unserem Kind werden? Weiterhin grübelnd über jede Situation, verließ ich diese und ließ Sif und Thor ohne jedes Wort stehen. Weiterhin schweigend und grübelnd, stieg ich die Treppe zu den königlichen Gemächern hinauf. Gerade als sich meine Hand auf die Türklinke meines Gemachs legte, schreckte mich Thors Stimme aus meinen Gedanken „Es wird schon alles gut werden.“ Versuchte Thor mich mit seinen Worten aufzumuntern, mir war gar nicht aufgefallen das Thor mir gefolgt war. Kurz überrascht von dem plötzlichen erklingen seiner Stimme, drehte ich mich zu ihm um „Danke.“ Bedankte ich mich kurz mit einem Lächeln für seine Worte. Einen Moment lang kam auch das Verlangen in mir auf, endlich mich zu entschuldigen und ihm zu vergeben, doch etwas in mir sagte das dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Und so betrat ich meine Gemächer und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Müde und von allen Ereignissen des Tages überrollt, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Mit einem kurzen wirken meiner Magie, entledigte ich mich meiner Kleidung und zog mein Laken über mich. Noch lange wirrten in mir unzählige Gedanken und Gefühle herum. Vor allen die Wörter das ich Vater werde, mit einem warmen Gefühl der Freude verbunden. Dann huschte jedoch eine quälende Verzweiflung in meinem Kopf herum, mit den Worten das Arikàda dieses von mir schon so unendlich geliebte Kind gar nicht wollte. Kurz begann die Verzweiflung überhand zu nehmen, und ich begann an unserer Liebe zu zweifeln. Doch schnell versuchte ich diesen Gedanken wieder zu verbannen, und konzentrierte mich stattdessen auf das Gefühl der Freude, dass mir immer wieder ‚Ich werde Vater‘ entgegen rief. Bis ich schließlich mit dem alles einnehmenden Gefühl der Freude einschlief.

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt