Das Volk Jotunheims

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Als sich die Regenbogenbrücke wieder für den Moment zurückzog, und die kalte Landschaft Jotunheims freigab, überzog mich ein kalter Schauer, vor Entsetzen. Heimdall hatte uns direkt zu den Aufständischen gebracht. Und damit auch mitten in ein Blutbad. Die grölenden Rufe der Eisriesen verstummten, doch das Blut floss weiter. Zwei von einer ganzen Armee, hielten einen von ihrer Art an den Armen fest, doch der Körper hing leblos herunter. Sie hatten ihm den Kopf abgeschlagen. Eigentlich war das kein neuer Anblick für mich, doch in diesem Moment, erfüllte es mich mit Eckel und Hass. Schweigend ließ ich prüfend meinen Blick über die Meute schweifen, und über die Eislandschaft um uns herum. Es war eine Einöde, wie fast der ganze Planet in meinen Augen. Nur gespickt durch Schluchten und Berge von Eis. Loki, der meine Hand noch immer hielt, ließ seinen Blick ebenfalls über seine Untertanen schweifen. Ich fühlte seine Wut, über die Taten der seinen. Am liebsten hätte ich ihn hier fortgebracht, doch das käme einem Aufgeben gleich. Also nahm ich etwas von der Last seine Schultern, auf meine eigenen und sprach „Erklärt euch, vor eurer Königin!“ rief ich dem Pack vor mir zu und reckte das Kinn nach oben. Die Menge begann zu lachen. Doch dieses versiegte so schnell, wie es erklungen war als mein Schwert durch die Luft flog und einen der ihren enthauptete. Wütendes gegroll machte sich nun breit „Ich wiederhole mich nur ungern, aber da heute mein erster Tag ist, tue ich es aus Freundschaft.“ Ein Grinsen zierte meine Lippen „Erklärt euch vor eurer Königin!“ meine Stimme hallte über das Eis hinweg, und war nun hoffentlich in jedes vereiste Gehirn gedrungen „Du elendes Miststück!“ rief einer aus der vorderen Reihe, zückte sein eigenes Schwert und überbrückte mit nur zwei Schritten den Abstand zwischen uns. Ein Zischen ging durch die Luft bevor er auch nur einen Finger an mich legen konnte. Der Riese ging zu Boden und röchelte, angesichts seines Blutes das sich nun schnell auf dem Eis verteilte „Genug!“ rief nun Loki, der sich kaum für seinen Angriff bewegt hatte „Wo ist Synk, dieser elende Feigling!“ die Eisriesen lachten erneut. Einer aus den ersten Reihen rief zu uns herüber „Er ist mehr König als du Asgard Abschaum! Er hat genug Untertanen hierfür!“ der Rest jubelte darauf. Angewidert rümpfte Loki die Nase und erwiderte „Dann werde ich euch jetzt mal die Macht eines Asgard Abschaums demonstrieren!“ rief er zu der Meute herüber, worauf im selben Moment hinter uns der Bifröst auftraf. In den nächsten Sekunden nahm man nur das Surren des Bifröst war. Die alles durchschneidende Stille traf ein als eine ganze Heerschar durch die Regenbogenbrücke erschien. Auf der Seite der Eisriesen wurde gemurmelt, und manche wichen einen Schritt zurück. Doch bevor noch irgendjemand mit der Wimper zucken konnte, trat einer der Eisriesen aus der Menge hervor „Was soll das Loki?“ seine Stimme klang hell, anders als bei den anderen Eisriesen. Genauso war er nicht der größte, dennoch überragte er Loki um einen halben Kopf. Seine blaue Haut war gespickt mit kleinen Eissplittern und seine weißen Haare waren zerzaust „Synk.“ Presste Loki zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Sie gingen auf einander zu, mit einem halben Meter Abstand folgte ich ihm. Alle anderen betrachteten diese Szenerie, die Spannung die in der Luft hing deutlich spürbar „Was ist nur aus unseren netten Gesprächen geworden?“ fragte unser Gegenüber mit einem Grinsen im Gesicht das ich ihm am liebsten eingeprügelt hätte. Loki rümpfte wieder verächtlich die Nase „Pass auf was du sagst.“ Doch Synk ließ sich von der Drohung nicht davon abhalten nun auch seine schneeweißen Zähne zu zeigen. Sein eisblauer Blick fiel zur Seite, auf mich und meine Krone „Wie ich sehe hast du dir ein Weib zugelegt.“ Spottete er und ließ seinen Blick wieder zu Loki wandern, dessen Kiefermuskeln so angespannt waren das man sie sehen konnte. Das Grinsen wurde breiter „Warum Synk?“ fragte Loki ohne auf seine Worte ein zu gehen. Er zuckte mit den Schultern und sein Grinsen verschwand „Warum nicht? Sie folgten einem Scharlatan der sich eine Krone aufgesetzt hat.“ Loki stieß verächtlich die Luft aus „Sie gehörten trotzdem unserem Volk an.“ Nun war es an Synk verächtlich drein zu blicken „Es gab schon lange kein geeintes Volk mehr in Jotunheim.“ Er spie die Worte beinahe aus „Das war aber nicht mein Verdienst.“ Konterte Loki. Für einen Moment starrten sich die beiden voller Hass an, die Luft begann förmlich zu knistern angesichts der Spannung. Dann kam die Erlösung „Lasst uns hier verschwinden! Es macht sich langsam der As Geruch breit!“ mit diesen Worten und einem letzten abfälligen Grinsen, drehte sich Synk um und ging zusammen mit seinem Haufen davon. Lange sah Loki ihnen noch mit geballten Fäusten nach, die unverkennbar Magie erzeugten. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen, das selbst seine Magie unkontrollierbar war. Nach einer Weile der Stille trat Fandral an uns heran „Sollen wir uns wieder zurückziehen?“ fragte er ganz der Stratege und blickte von Loki, der offensichtlich nicht antwortete, zu mir hinüber. Überfordert mit dem was gerade geschehen war, sagte ich einfach „Fürs erste könnt ihr euch zurückziehen.“ Loki widersprach dem nicht. Mit einem Nicken und ohne jedes weitere Wort zog sich Fandral wieder zurück und gab den Befehl weiter an die Armee in unserem Nacken. Wenigstens wusste Fandral wann es Zeit war den schweigsamen Krieger auszupacken. Kurzerhand später vernahm ich den Bifröst der genauso schnell mit den Kriegern verschwand wie er gekommen war. Es verging noch ein Augenblick der Stille, bevor Loki sich immer noch wortlos zu mir wandte. Das einzige was man vernahm, war das kratzen seiner Sohle auf dem Eis, und das Rascheln seiner Kleidung als er sich bewegte. Sein Blick schweifte an mir vorbei, als er meine Hand nahm und die Magie die sich angestaut hatte wirkte. Als sich diese wieder verflüchtigte, sah ich das Loki uns nicht nach Asgard zurück gebracht hat. Die Wände des Raumes waren aus massivem Eis, nur der Boden war mit braunen Pelzen versehen. Ansonsten stand ein Eisklotz, dick belegt mit Pelzen an der einen Wand, der stark nach einem Bett aussah, und ein hölzerner reichverzierter Tisch mit einem gut gepolsterten Stuhl an der anderen. Ein Schrank nahm die dritte Wand ein, gegenüber von diesem eine schlichte Holztür. Erhellt wurde das ganze von Kerzen, die in einem Eiskronleuchter von der Decke hingen. Wie die königlichen Gemächer sah dieser Raum nicht gerade aus, wenn man den goldenen Überfluss von Asgard gewohnt war. Doch beschweren wollte ich mich nicht. Während ich mich umgesehen hatte, ließ Loki meine Hand wieder los und ging nun auf seinen Schreibtisch zu. Vor diesem angekommen, hob er seine Krone mit beiden Händen vorsichtig von seinem Kopf. Die Stille die von ihm ausging wurde langsam unheimlich, als er plötzlich im nächsten Augenblick seine Faust auf das Holz niederkrachen ließ. Mit einem lauten Knall ächzte das Holz unter der Wucht seines Schlages. Seine Krone hielt er in der anderen Hand, die sich krampfhaft um das Eis schloss. Ein unterdrückter Schrei folgte, der seinen ganzen Körper erzittern ließ. Besorgt trat ich an ihn heran, und legte beruhigend meine Hand auf seine bebende Schulter „Dieser elende Bastard.“ Presste Loki hervor und hob ganz langsam seine immer noch geballte Faust von dem Holz. Das einzige was man von Lokis Schlag sah, war eine kleine Kuhle in der Größe seiner Faust. Dagegen hatte Loki mehr abbekommen. Ohne jede weitere Gefühlsregung besah er sich seiner aufgeplatzten Knöchel „Entschuldige das sowas gerade am Tag nach unserer Hochzeit passieren musste.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber dennoch verständlich. Ich schüttelte mit dem Kopf, was er nicht sehen konnte „Du musst dich nicht für diesen Widerling entschuldigen.“ Denn mehr war dieser Synk auch nicht in meinen Augen „Wie lange rebelliert er schon gegen dich?“ fragte ich um nicht wieder in Stille zu verfallen. Loki atmete kurz einmal auf, ehe er sich zu mir umdrehte und sich an den Tisch lehnte „Seit meiner Krönung. Während der Zeit in dem niemand auf dem Thron saß, hatte er seine Hand danach ausstrecken wollen. Natürlich ohne Erfolg.“ Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen „Und wieso wollen sie ihn jetzt auf dem Thron?“ Loki seufzte „Weil sie lieber den Widerling auf dem Thron wollen würden, als einen Asen.“ Ich verdrehte die Augen. Ganz nach dem Motto, was sie nicht hatten wollten sie aber. Das Klopfen an der Tür durchbrach meine Gedanken. Unser beider Blick huschte zu dieser herüber als sie aufschwang und Ban auf der Türschwelle stand „Ihr seid also nicht rechtzeitig gekommen.“ Bemerkte er nach einem ausgelassenen Atemzug. Loki schüttelte nur den Kopf „Es scheint gerade ziemlich Hoffnungslos, aber egal was ihr tut, überlässt ihm nicht eure Krone.“ Nachdenklich legte Loki besagte Krone beiseite und verschränkte die Arme vor der Brust „Dafür habe ich nicht alles aufs Spiel gesetzt, nur damit ihr nach einem Jahr das Handtuch werft.“ Schimpfte Ban während er näher trat. Loki schien wieder in Gedanken versunken zu sein, also ergriff ich das Wort „Wie viele sind es denn, die hinter Synk wie eine Schafherde stehen.“ Bans Blick schweifte von Loki zu mir „Es ist leichter eure Verbündeten zu zählen als seine.“ Wir waren also in der Unterzahl. Nachdenklich kratzte ich mich am Kinn „Können wir ihnen etwas anbieten, dass sie von Synk weglockt?“ Ban blinzelte ein paar Mal verwirrt, bevor er ein „Was?“ Heraus brachte „Bei dieser Überlegung war ich auch schon.“ Warf Loki nun mit ein „Da es ganze Stämme sind die Synk folgen, könnten wir ihnen Schutz vor anderen Reichen und Land anbieten. Gerecht untereinander aufgeteilt, wobei das meiste natürlich bei der Krone bleibt.“ Bans Augen weiteten sich, angesichts der Worte seines Königs „Dem Volk Land zu sprechen? Von sowas habe ich noch nie gehört.“ Ban schien erst erschrocken aber dann doch interessiert „Vielleicht ist es das was sich das Volk Jotunheims wünscht. Unabhängigkeit.“ Meine Stimme klang entschlossen, und fast war ich stolz auf meinen ersten Tag als Königin. Doch davon trüben lassen wollte ich mich nicht. Das würde aber zumindest das Chaos nach dem Tod des letzten Königs erklären, wenn alles Land bei einer Krone liegt die es plötzlich nicht mehr gab. Loki nickte Ban zu „Hole alle Karten aus der Bibliothek. Wir müssen dieses karge Land durch Acht teilen.“ Ohne weitere Zeit zu verschwenden verließ Ban wieder den Raum und verschloss die Tür hinter sich. Einen Moment lang ließ ich meine Gedanken noch über unseren Plan schweifen, und fragte mich was wohl das Volk Jotunheims ausmachte, wenn sie nicht dem Königshaus treu waren, als eine Hand durch meine Locken strich. Meine Aufmerksamkeit schweifte zu Loki über der mich schmunzelnd musterte „Wieso habe ich nur so lange damit gewartet dich zu meiner Königin zu machen.“ ich strich ihm mit meinem Zeigefinger über die Wange „Weil es noch nicht der richtige Zeitpunkt war.“ Flüsterte ich ihm zu und zog meinen Finger wieder zurück. Dann veränderte sich Lokis Gesichtsausdruck, wie als wäre ihm eingefallen was er vergessen hatte „Da wir gerade davon sprechen.“ Murmelte er und ließ mittels Magie ein kleines schwarzes Fläschchen in seiner Hand erscheinen. Mit einem Lächeln kippte er den flüssigen, rosafarbenen Inhalt hinunter und ließ das leere Gefäß wieder verschwinden. Ich wusste was das war, und nahm es als Herausforderung das er es so offensichtlich vor meinen Augen trank. Eine Herausforderung die einen bitteren Nachgeschmack hatte, wenn ich länger darüber nach dachte. Doch das tat ich nicht. Stattdessen schenkte ich Loki ein Lächeln und nahm nun genauso vorsichtig, langsam mit beiden Händen meine Krone von meinem Haupt und platzierte sie neben Lokis. Nun erkannte er die Herausforderung in meinem langsamen tun und biss sich kurz auf die Unterlippe „Kommt Ban nicht gleich wieder mit Karten zurück?“ fragte ich in einem kurzen Anflug von Vernunft heraus. Doch Loki interessierte diese Vernunft gerade nicht und überbrückte die wenige Distanz zwischen uns. Er legte seine Hände um meine Taille und drückte mich an sich, dabei legte er seine Stirn auf meine „Irgendeinen Vorteil wird das König sein ja haben.“ Meinte er und verwickelte mich in einen Kuss.

the God of Mishief and the Blood Hair SnowprincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt